Mit dem Abschluss der Sanierung ihrer Synagoge hat die Jüdische Gemeinde Chemnitz am Sonntag eine zweite Torarolle eingebracht. Jung und Alt aus der Gemeinde, enge Freunde des Hauses, Vertreter der Stadt und der Kirchen, Künstler und spontan hinzugekommene Gäste nahmen am Umzug mit der neuen, aus Israel stammenden Torarolle am Gemeindezentrum in der Stollberger Straße teil. »Wir werden immer jeckischer«, scherzt die Vorsitzende Ruth Röcher, um danach ihre Freude über diesen besonderen Tag zu bekunden.
Rabbiner Yakov Pertsovsky, seit 2015 im Amt, verknüpft mit der Einbringung die »Hoffnung, dass damit noch mehr jüdisches Leben in die Gemeinde kommt«. An Erew Rosch Haschana kann zum ersten Mal aus der Rolle gelesen werden.
Geburtstagsgeschenk Was die Feier um die neue Torarolle zu einem besonderen Erlebnis machte, waren Erwerb und Widmung der Sefer Tora. Ruth Röcher hatte gleich zu Beginn darauf verwiesen, dass die neue Torarolle dem früheren, langjährigen Vorsitzenden der Chemnitzer Gemeinde, Siegmund Rotstein, gewidmet ist. Zu dessen 90. Geburtstag vor knapp zwei Jahren hatte man nach einem würdigen Geschenk Ausschau gehalten. Rotstein selbst hatte seinerseits die Idee ins Spiel gebracht, eine große Spendenkampagne für die zweite Torarolle in Gang zu setzen. »Ich bin sehr froh, dass wir dabei so schnell an unser Ziel gekommen sind«, sagt der »Elder Statesman« der Chemnitzer Gemeinde, die er 40 Jahre lang, von 1966 bis 2006 leitete.
Dass die Kehille ihren Ehrenvorsitzenden nun auf besondere Weise ehren wollte, scheint da äußerst plausibel. An Rotstein gewandt, lobte Rabbiner Pertsovsky: »Sie haben sehr viel für den Erhalt der jüdischen Tradition in dieser Stadt getan. Sie haben die Immigranten aus der früheren Sowjetunion liebevoll und herzlich aufgenommen. Sie haben die Gemeinde in schwierigen Zeiten stabilisiert. Ohne Menschen wie Sie gäbe es keine jüdische Zukunft in Deutschland.«