Berlin

Fotografische Hommage

Sonia Kam und Hannie Dauman Foto: Steve McCurry / The Lonka Project, 2020

Anlässlich des Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 zeigt der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus in der Parteizentrale der SPD in Berlin-Kreuzberg Das Lonka Projekt, eine virtuelle Ausstellung mit Porträts der letzten Überlebenden der Schoa. An dem Projekt wirkten laut Veranstalter 250 renommierte Fotografen aus 30 Ländern mit, darunter Gilles Peress, Rina Castelnuovo, Douglas Kirkland, Steve McCurry, José Giribás, Kristian Schuller, Maurice Weiss, Marissa Roth und Tsafrir Abayov.

Unter den Aufnahmen ist auch ein Foto von Sonia Kam und Hannie Dauman, der Mutter und der Tante von Laura Kam, der Ehefrau des israelischen Botschafters Jeremy Issacharoff. »Das Lonka-Projekt ist an sich schon erstaunlich«, sagte sie nach einem Besuch der Ausstellung gemeinsam mit ihrem Mann am vergangenen Montag. »Aber das Foto meiner Mutter und meiner Tante in Berlin ausgestellt zu sehen, während ich hier mit meinem Mann, dem israelischen Botschafter in Deutschland, lebe, ist sehr besonders und traurig zugleich.«

VERSTECK Obwohl sie von dem weltberühmten Steve McCurry fotografiert wurden, gehe es in der Ausstellung doch um die Tatsache, »dass diese beiden Frauen die Schrecken des Holocaust erlebt haben«. Der Text, der das Foto begleitet, so Kam, sei »tatsächlich wirklich zu milde, um die Erfahrung zu beschreiben, die diese Frauen als Kinder durchgemacht haben«.

» Das Foto in Berlin ausgestellt zu sehen, während ich hier mit meinem Mann, dem israelischen Botschafter in Deutschland, lebe, ist sehr besonders und traurig zugleich.«

Laura Kam

Sonia Kam und ihre Schwester Hannie Dauman wurden von ihren Eltern und eine Zeit lang auch voneinander getrennt. Sie wurden gezwungen, im Versteck in einem Kloster und dann in einem Internat unter falschen Namen zu leben. »Der Preis dafür, einen Fehler zu begehen, bedeutete den Tod. Was für ein Druck, mit dem sie fast zwei Jahre lang jeden Tag gelebt haben müssen«, sagt Kam. Der Vater der Schwestern wurde nach Auschwitz deportiert und kehrte nie zurück.

»Und doch sind sie nach dem Krieg als sehr junge Frauen nach New York eingewandert und haben sich ein hervorragendes Leben aufgebaut, ohne jemals mit Sehnsucht auf Europa zurückzublicken. Sie ließen sich nicht vom Holocaust definieren, obwohl er irgendwie immer präsent war. Englisch war nicht ihre erste Sprache. Die meisten ihrer Freunde waren Überlebende wie sie selbst. Amerika war wirklich die ›goldene Medine‹ für sie, und ich denke, das Foto ist ein Zeugnis für ein langes, gut gelebtes Leben«, sagte Laura Kam der Jüdischen Allgemeinen.

ANTISEMITISMUS Das Wiedererstarken des Antisemitismus in Europa und den USA mehr als 70 Jahre nach dem Holocaust mache sie »extrem unglücklich«. »Sie würden gerne glauben, dass ›Nie wieder‹ auch nie wieder bedeutet«, so Kam. »Aber sie sind jetzt leider wieder skeptisch und nervös, genau wie ich. Die Ereignisse in der US-Hauptstadt am 6. Januar, mit der Teilnahme von offen antisemitischen Gruppen, unterstützt von Mitgliedern der Regierung, waren sicherlich beunruhigend. Das, was meine Mutter und Tante aufrecht erhält, ist die Tatsache, dass Israel existiert. Sie glauben fest daran, dass Israel die Versicherungspolice gegen einen weiteren Holocaust ist. Ich stimme zu.«

Berlin

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