Potsdam

Fördern statt fordern

Angekreuzt: Das Haus soll weichen, um hier die neue Synagoge Potsdam zu bauen. Foto: bauverein potsdam

Die Auseinandersetzungen um den Bau der Synagoge in Potsdam nehmen immer skurrilere Formen an. Nachdem ihnen die Aufnahme in den Synagogenbauverein verwehrt worden war, haben die Kritiker am Haberland-Entwurf nun einen eigenen Förderverein initiiert. Gründungs- und Vorstandsmitglieder sind unter anderem der Vorsitzende der 2010 ins Leben gerufenen Synagogengemeinde, Ud Joffe, der Vorsitzende der Bürgerinitiative Mitteschön, Ulrich Zimmermann, und die Richterin Jana Kadelis. Alle drei versuchten seit fast einem Jahr vergeblich, Mitglieder des Bauvereins zu werden.

Warten Seit 12. April gibt es nun den Synagogen-Förderverein Potsdam, der bereits auf seiner Gründungsversammlung die Neuausschreibung für das Bauprojekt forderte. »Lieber noch ein Jahr auf eine Synagoge warten – aber dafür hat man dann ein anständiges Gebäude«, zitiert die Märkische Allgemeine den Vereinsvorsitzenden und Mitteschön-Aktivisten Ulrich Zimmermann.

Im Gegensatz dazu befürchtet der Bauverein, bei einer weiteren Verzögerung Unsummen zu verlieren. Wenn man sich mit der Synagogengemeinde nicht spätestens Ende Mai einigen könne, ließe sich nach Meinung des Bauvereinsvorsitzenden Peter Schüler vor Wintereinbruch kein Rohbau mehr fertigstellen. Der Architekturwettbewerb und die Planungen für die Synagoge haben jetzt schon rund eine Million Euro verschlungen. Jede Bauverzögerung kostet weiter Geld.

Veränderungen Der neue Förderverein versucht nun die Wünsche durchzusetzen, die schon bei einem Gespräch am 6. März in der Französischen Kirche in Potsdam formuliert wurden. Unter anderem soll ein Nutzer- und Betreiberkonzept für die Synagoge erstellt werden, das aus einem »abgestimmten Vorschlag von beiden jüdischen Gemeinden ermittelt« werden soll. Die dritte Gemeinde der Gesetzestreuen bleibt dabei außen vor. Bisherige Veränderungswünsche sind bislang vom Architekten Jost Haberland abgelehnt worden, weil sie einen massiven Eingriff in die bisherige Bauplanung vorsahen. Dies könnte nun wieder drohen.

Auch Zimmermann sind die steigenden Kosten bewusst, fordert er doch ein Finanzierungskonzept, bei dem pro Jahr 200.000 Euro für die Unterhaltskosten eingeplant werden müssten. »Weniger Angst, weniger Mauern«, hatte Ud Joffe zu Beginn der Gründungsversammlung doch Offenheit im Umgang gefordert. Nur nachdem es nun drei jüdische Gemeinden und zwei Synagogenbauvereine gibt, scheint eine Einigung in noch weitere Ferne gerückt. Ob ein Schlichtungsgespräch unter Moderation des Zentralrats der Juden in Deutschland nach den Pessachfeiertagen helfen kann, lässt sich nur hoffen.

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in München

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt traditionell einmal im Jahr zusammen – am letzten Sonntag im November

 23.11.2024

Porträt der Woche

Familie als Sujet

Elinor Sahm ist Israelin, Künstlerin, Mutter und lebt jetzt in Berlin

von Alicia Rust  23.11.2024

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024