Interview

»Flair und Freundschaften«

Ralph Siegel über die Jewrovision, die Eurovision und was Musikwettbewerbe attraktiv macht

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  16.02.2015 21:07 Uhr

Ralph Siegel Foto: BREUEL-BILD/ABB

Ralph Siegel über die Jewrovision, die Eurovision und was Musikwettbewerbe attraktiv macht

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  16.02.2015 21:07 Uhr

Die Jewrovision ist die größte jüdische Veranstaltung in Deutschland. Was reizt Sie daran, in der Jury mitzumachen?
Es ist eine besondere Ehre, Juror bei der Jewrovision zu sein. Immerhin verbinde ich mit jüdischen Kollegen einige der schönsten Erinnerungen meines Lebens. Meinen Aufenthalt bei der Eurovision 1979 in Jerusalem zum Beispiel, als mein ESC-Beitrag »Dschingis Khan« den vierten Platz erreichte. Als ich zwölf Jahre später wieder nach Jerusalem reiste, diesmal mit der Gruppe Sürpriz und dem Lied »Reise nach Jerusalem«, summte ein Taxifahrer »Dschingis Khan« vor sich hin. Das Lied war in Israel noch immer ein Hit. So etwas vergisst man nicht. Außerdem war ich früher sehr verliebt in Ilanit, eine der besten und schönsten israelischen Sängerinnen.

Was halten Sie als passionierter Eurovision-Komponist von der Jewrovision?
Musikwettbewerbe hat es immer gegeben. Wenn Musik Menschen zusammenbringt, sowohl Macher als auch Fans, dann ist das schon etwas Großartiges. Die Jewrovision sehe ich als Teil des Gesamtkunstwerks Eurovision Song Contest (ESC).

Die Eurovision ist seit 40 Jahren ein wichtiger Teil Ihres Lebens. Wie erklären Sie sich die besondere Anziehungskraft solcher Events?
Es ist vor allem das internationale Flair solcher Veranstaltungen, das man als Musiker sehr genießt. Da entstehen viele Freundschaften, ob länderübergreifend wie beim ESC oder unter jungen Juden aus ganz Deutschland. Das verbindet. Außerdem ist es immer aufregend, wenn man als Komponist oder Songwriter sein Lied einem größeren Publikum vorstellen darf. Allein am Klavier oder im Studio, das ist keine große Befriedigung für einen Komponisten – er träumt davon, dass seine Lieder weltweit gehört werden.

Nun sind ja die Kriterien bei der Jewrovision ein wenig anders als beim ESC: Inhalte und Schwerpunkte sind vorgegeben. Worauf werden Sie bei der Show als Juror besonders achten?
Drei Komponenten entscheiden: der Künstler selbst und seine Ausstrahlung, der Song und sein Text sowie der Gesamteindruck. Singt ein Künstler mit Herz und Seele und gibt mir das Gefühl, dass er voll hinter seinem Lied steht, dann bekommt er von mir schon mal Punkte. Aber selbst wenn der Song nicht so stark ist, kann die Bewertung durchaus zugunsten des Künstlers ausfallen. Hauptsache, er hat Charisma. Erinnern wir uns nur an das Siegerlied aus der Ukraine bei der Eurovision 2004: »Wild Dances« war so lala, aber der Auftritt der Sängerin Ruslana bezaubernd.

Wie muss denn ein Lied sein, damit es Chancen auf den Titel hat?
Die Textidee ist eines der wichtigsten Momente. Der Künstler wird wie ein Politiker danach beurteilt, ob er etwas zu sagen hat. Was ist die Aussage? Siehe »Ein bisschen Frieden«, da war die Botschaft klar. Was zählt, ist der Gedanke, der dahintersteckt, und wie er melodisch und künstlerisch individuell vorgetragen wird.

Mit dem Musikproduzenten sprach Katharina Schmidt-Hirschfelder.

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in München

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt traditionell einmal im Jahr zusammen – am letzten Sonntag im November

 23.11.2024

Porträt der Woche

Familie als Sujet

Elinor Sahm ist Israelin, Künstlerin, Mutter und lebt jetzt in Berlin

von Alicia Rust  23.11.2024

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024