Die Israelitische Kultusgemeinde Amberg hat am Wochenende ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. Während der drei Tage wurde einmal mehr sichtbar, was Rabbiner Elias Dray am Herzen liegt: Im Bewusstsein der Vergangenheit die Gegenwart so zu leben, dass eine Zukunft in gegenseitiger Achtung und Toleranz in einem Miteinander aller Bürger möglich ist.
Am Freitag wurde nach alten Rezepten gemeinsam koscher gekocht, und am Schabbat erklangen sefardische Lieder. Am Sonntag fand dann der eigentliche Festakt im Gemeindesaal statt, zu dem neben den Gmeindemtgliedern auch zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens eingeladen waren.
Vertreibung Vor der Türe zum Gemeindehaus begrüßten Rabbiner Elias Dray und Ignaz Berger vom Vorstand der Amberger IKG die Gäste und erzählten schon ein wenig über die jüdische Gemeinde heute. Nach der Vertreibung der Juden 1391 aus der Pfalz am Rhein und der Oberpfalz in Bayern sollten lange Zeit keine Juden mehr hier siedeln. Erst 1861 wurde dies wieder möglich. Die ersten Juden damals kamen aus dem benachbarten Sulzbach nach Amberg und betätigten sich hier überwiegend als Händler. 1894 gründeten sie eine jüdische Gemeinde.
Ein Stockwerk höher stimmte inzwischen die »Ginzburg Dynastie« aus Berlin die Anwesenden – unter ihnen auch viele Vertreter anderer jüdischer Gemeinden – mit Klezmermelodien auf den Nachmittag ein.
Anfang Juni war der Verein »dem anderen begegnen« gegründet worden.
Oberbürgermeister Michael Cerny unterstrich in seinem Grußwort die Bedeutung des interreligiösen Dialogs: »Ich freue mich, dass der Stadtrat gemeinsam ein starkes Bekenntnis abgelegt hat und die Stadtgemeinschaft für die Werte Freiheit, Gleichheit und ein uneingeschränktes Miteinander steht.«
Anfang Juni war der Verein »Dem anderen begegnen« gegründet worden, ein großes Anliegen unter anderen von Elias Dray und der langjährigen Bundestagsabgeordneten Barbara Lanzinger, die zur Gründungsvorsitzenden gewählt worden war.
Dem Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung Ludwig Spaenle zugewandt, sagte der Amberger Oberbürgermeister: »Wir brauchen jemanden, der das Thema Antisemitismus aktiv angeht.« Spaenle unterstrich sodann, wie wichtig es sei, Gesicht zu zeigen. Es gehe um Menschenwürde im Alltag, um Zivilcourage. Er erinnerte an die lange Geschichte der Juden in Deutschland und Bayern, daran, »dass jüdisches Leben unser Land prägt«.
Fixpunkte Es sei notwendig, von der Vergangenheit zu wissen um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft gestalten zu können. Das ist die Überzeugung des Bundestagsabgeordneten Alois Karl. Was jüdisches Leben in Amberg betrifft, sei es »gut, dass wir auch nach außen seit 125 Jahren einen Fixpunkt haben«. Zur aktuellen Renovierung der Synagoge will sich Karl für Mittel aus dem Städtebauförderprogramm einsetzen.
Der Geschichte von Synagoge und jüdischem Leben widmete sich Kreisheimatpfleger Dieter Dörner in seinem Vortrag. In den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Amberger Kultusgemeinde waren ihre Mitglieder im Stadtleben in unterschiedlichen Berufen integriert. Mit der Pogromnacht war dann alles zu Ende. Nur eine Überlebende kam nach der Befreiung schwerkrank aus Theresienstadt in ihre Heimatstadt zurück.
Aufschwung erlebte die Amberger Gemeinde nach der Schoa durch die DPs, die meisten kamen aus Polen.
Aufschwung erlebte die Amberger Kultusgemeinde durch die Displaced Persons, meist aus Polen, die zu einem auf dem großen Teil hier strandeten. Mehr als 500 Juden fanden zwischen 1945 und 1950 hier, betreut von Rabbiner Natan Zanger, eine religiöse Heimat, bis sie nach Israel oder in die USA auswandern konnten.
Für ein aktives jüdisches Leben sorgt in der Stadt an der Vils heute Rabbiner Elias Dray. Zu den Gratulanten für seine Arbeit und zum Jubiläum zählte auch der Landtagsabgeordnete Harald Schwartz. Er überbrachte die Glückwünsche der Staatsregierung und betont, wie wichtig die Arbeit des Rabbiners sei.
Werte Für den Landesverband der Israelitischen Kutusgemeinden in Bayern schließlich gratulierte dessen Vizepräsidentin Anna Deborah Zisler, auch im Namen von Zentralratspräsident Josef Schuster. Sie freue sich über die wertvolle Arbeit, die Rabbiner Dray leistet um über die gemeinsamen Werte aller drei Weltreligionen aufzuklären.
Mit dem Dank an alle Gäste für ihr Kommen beschloss schließlich Alexander Iolowitsch vom Gemeindevorstand die Festveranstaltung. Die Gruppe »Ginzburg Dynastie« wünschte allen mit dem Lied »Adon olam« zum Abschluss Shana Tova für das neue jüdische Jahr 5780.