Mehr als 2200 Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen, Buchveröffentlichungen, Lesungen, Forschungsaufträge und vieles andere mehr, dazu rund 1000 geförderte und nicht geförderte Projektpartner im gesamten Bundesgebiet, darüber hinaus 20 themenbezogene Veranstaltungen in Auslandsvertretungen der Bundesrepublik Deutschland, sodann die Beteiligung an Eigenprojekten von 30 Städten aus 13 Bundesländern sowie von mehr als 20 jüdischen Gemeinden, Berichterstattung und eigene Formate in nahezu allen deutschen Medien und Medienanstalten.
Das sind nur einige Daten und Fakten aus der Bilanz zum Festjahr »2021JLID – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« im vergangenen Jahr. Erwähnt seien noch zahlreiche Initiativen und Projekte, die durch das deutsche Festjahr im Ausland initiiert wurden, um sich mit der eigenen jüdischen Vergangenheit und Gegenwart zu befassen.
Es ist eine vorläufige Bilanz, denn: Das Festjahr geht weiter. Viele Veranstaltungen und Projekte, die aufgrund der Corona-Pandemie nicht durchgeführt oder nur unvollständig angestoßen werden konnten, sollen bis Juli dieses Jahres nachgeholt werden.
Die Veranstaltungen zum Festjahr haben viele neue Initiativen angestoßen.
Für den 2018 gegründeten Verein zur Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung des Festjahres bietet sich damit noch sechs weitere Monate lang die Gelegenheit zu zeigen: »Trotz der wechselvollen Geschichte und der Schoa, trotz der Anschläge auf jüdische Menschen und Einrichtungen in der Bundesrepublik, trotz Antisemitismus existiert heute wieder ein vielfältiges und lebendiges jüdisches Leben als Teil der Gesellschaft in Deutschland«, betont Andrei Kovacs, leitender Geschäftsführer des Vereins »321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«.
Dabei ist ihm wichtig zu unterstreichen, dass neben dem Blick auf die erfreuliche Zahl von Veranstaltungen und Beteiligungen vor allem die qualitative Analyse lohne. Es hätten sich aus Anlass des Festjahres zahlreiche neue Netzwerke und Allianzen gebildet, Initiativen wurden gestartet, jüdische Themen fanden in unterschiedlichsten Formaten einen Widerhall in Schulen und den Medien. Städte und Gemeinden besannen sich auf die Geschichte und Verbindungen zu jüdischem Leben in Vergangenheit, Alltag und Zukunft in ihrer Region. Zudem sei viel innerhalb der jüdischen Gemeinden bewegt worden, um jüdisches Leben im öffentlichen Raum darzustellen.
Erinnerungskultur »Die Hoffnung ist, dass wir durch das Festjahr dazu beitragen konnten, einen gewissen emphatischen Zugang zum Judentum zu ermöglichen und dies weiterhin intensivieren können«, fasst Andrei Kovacs zusammen. Es komme natürlich darauf an, eine zukunftsorientierte Gedenk- und Erinnerungskultur zu etablieren: »Die Menschen, die noch aus erster Hand vom Menschheitsverbrechen des Massenmords an den Juden vor gerade einmal 80 Jahren berichten können, existieren bald nicht mehr, und die Schoa wird dann zu einem Teil der Geschichte. Da müssen wir aufpassen, dass sie nicht aus dem Blickfeld gerät.«
Gleichzeitig müsse ein realistisches und vorurteilsfreies Bild der in Deutschland lebenden Juden vermittelt werden. »Nur so kann es ein unverkrampftes Miteinander geben, und nur, wer für eine plurale Gesellschaft steht, kann sich auch für jüdisches Leben in Deutschland einsetzen.«
Bei der Jugend habe er eine »Resonanz erlebt, die sehr viel Mut macht«, sagt Abraham Lehrer.
Unterstützung bekommt der Verein für seine weitere Arbeit von höchster Stelle. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Schirmherr des Festjahres, »hat ohne zu zögern seine Schirmherrschaft auch für den Zeitraum der Verlängerung des Festjahres zugesagt. Dafür sind wir sehr dankbar«, berichtet Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Lehrer, der auch Gründungsmitglied des Vereins ist, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, »dass wir als Organisatoren natürlich sehr froh und glücklich sind, dass wir weiterhin die vom Bundestag bereitgestellten sowie über das Bundesinnenministerium abzurufenden finanziellen Mittel zur Verfügung haben«. Lehrer, auch Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln, der nachweislich ältesten jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen und somit Ausgangsort des Festjahres, hat – insbesondere bei jungen Menschen – eine »Resonanz erlebt, die sehr viel Mut macht«.
Nachhaltigkeit Durch das halbe Jahr Verlängerung böte sich die Gelegenheit, die Arbeit noch nachhaltiger anzugehen und so eine noch größere Öffentlichkeit zu erlangen. Die ebenso prominente wie breite politische und gesellschaftliche Unterstützung sei für alle Menschen, die sich in das Festjahr mit viel Engagement und Arbeit weiterhin einbringen, ein motivierender Ansporn und eine besondere Anerkennung. »Es ist nicht umsonst, im Gegenteil: Es lohnt sich!«