Vor 60 Jahren – am 20. September 1959 – wurde die Kölner Synagoge eingeweiht. Anlass für eine Feierstunde am Freitag mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), Zentralratspräsident Josef Schuster und Polit-Prominenz.
Europa Die Einweihung war ein Höhepunkt in der bewegten und fast 1700 Jahre alten Geschichte der Kölner Gemeinde, die als älteste in Europa nördlich der Alpen und in Deutschland gilt.
Erstmals erwähnte der römische Kaiser Konstantin in einem Edikt aus dem Jahr 321 eine jüdische Gemeinde in Köln. Die Juden konnten in Köln leben, bis sie 1423 vom Rat der Stadt verwiesen wurden. Erst unter französischer Besatzung durften sie 1798 zurückkehren. In den folgenden Jahrzehnten wurden mehrere Synagogen gebaut, darunter 1861 ein großer Komplex in der Glockengasse und 1899 das Gotteshaus an der Roonstraße im neo-romanischen Stil.
Die Einweihung war ein Höhepunkt in der fast 1700 Jahre alten Geschichte der Kölner Gemeinde.
All diese Synagogen und Bethäuser in Köln wurden dann 1938 in Brand gesetzt, zerstört und geplündert. Vor der NS-Zeit hatte Köln mit rund 18.000 Mitgliedern die fünftgrößte jüdische Gemeinde in Deutschland. Nach dem Einmarsch der Alliierten schlüpften 30 bis 40 Juden »aus ihren Löchern«, wie es der erste Gemeinderabbiner nach dem Krieg, Zvi Asaria, formulierte.
Trümmern Zum Gottesdienst kamen die wenigen Kölner Juden zunächst in den Trümmern an der Roonstraße zusammen. Später gab es in der Ottostraße einen Betsaal und dann eine kleine Synagoge. Da in den 50er-Jahren die Gemeinde durch Auslandszuzug wieder wuchs, beschloss der Vorstand 1956, die Synagoge in der Roonstraße wiederaufzubauen.
Geplant wurde ein Zentrum mit Saal, Verwaltungstrakt, Jugendheim, Kindergarten und Altersheim. Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU), der einst von den Nazis abgesetzte Kölner Oberbürgermeister, machte sich für das Projekt stark. Finanzmittel kamen vom Land Nordrhein-Westfalen. Der Architekt Helmut Goldschmidt hielt im Wesentlichen am Aussehen des alten Baus fest.
An der Eröffnung 1959 nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Kultur teil.
»Neben der Freude standen sicherlich auch die Schatten der Vergangenheit«, heißt es im Gemeindeblatt. »Die Situation in Köln war damals keineswegs so, dass man von einem friedlichen Miteinander von jüdischen und nichtjüdischen Kölner Bürgern hätte sprechen können.«
Rabbiner Asaria wird mit den Worten zitiert: »Wir werden toleriert. Das ist alles.« Adenauer erinnerte in seiner Rede an das Leid durch die Nazis und bekundete die Hoffnung »auf eine andere, gute Zukunft«. Inzwischen ist Köln mit rund 5000 Mitgliedern eine der größten jüdischen Gemeinden in Deutschland.
Besuch Einen historischen Besuch erlebte die Synagoge 2005. Beim Kölner Weltjugendtag besuchte der damalige Papst Benedikt XVI. das Gotteshaus. Als er die Eingangshalle passierte, in der an die 11.000 getöteten Kölner Juden und der sechs Millionen während des Holocaust Ermordeten erinnert wird, sprach Rabbiner Netanel Teitelbaum das Kaddisch. Bei der Visite hob das katholische Kirchenoberhaupt die Gemeinsamkeiten der beiden Religionen hervor und verurteilte jeden Antisemitismus.
Zwei Jahre später erfolgte eine weitere besondere katholisch-jüdische Begegnung. Der damalige Kölner Kardinal Joachim Meisner gab der Gemeinde eine restaurierte Torarolle zurück. Die 1902 gefertigte Schrift stammt ursprünglich aus der Synagoge in der Glockengasse.
Torarolle Der katholische Priester Gustav Meinertz hatte sie 1938 aus dem brennenden Gebäude gerettet und nach dem Krieg der Gemeinde übergeben. Später übernahm das Erzbistum Köln die rund 12.000 Euro für die Restaurierung. Teitelbaum nahm die Torarolle 2007 beim Gedenken an die Opfer des Pogroms entgegen und betonte, dass sich damit eine Wunde im Herzen der jüdischen Gemeinde schließe.