Pessach

Fest der Freiheit

Alles in Ordnung auf dem Teller. Kinder der IKG haben zu Pessach gemalt. Foto: Marina Maisel

Pessach erinnert an den Auszug unserer Vorfahren aus Ägypten und an das Ende ihrer Sklaverei. Wenn wir heute dieses Fest der Freiheit begehen, können wir eine Botschaft aus dem Schicksal der Israeliten in die Gegenwart transferieren, nämlich, dass dunklen Zeiten Jahre des Lichts folgen. Daher sollten wir niemals die Hoffnung verlieren, auch dann nicht, wenn eine positive Wende undenkbar scheint.

Kaum jemand hätte sich vor 65 Jahren, als die Israelitische Kultusgemeinde München nach dem Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft wieder gegründet wurde, vorstellen können, dass wir heute wieder mitten in der Gesellschaft leben – Seite an Seite mit der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es die Gründerväter der Gemeinde waren, die das Fundament für den Fortbestand jüdischen Lebens in München geschaffen haben. Sie waren es, die den Glauben an eine Zukunft niemals aufgegeben haben.

Selbstbewusst Heute können wir mit Stolz sagen, dass wir eine Zukunft haben. Wir haben nach dem dunkelsten Kapitel unseres Zeitalters wieder ein neues Selbstbewusstsein erlangt. Wir werden wahrgenommen, und unser Gemeindezentrum ist zu einem anerkannten Ort der Begegnung und des interkulturellen Dialogs geworden. Denken wir nur an die gut besuchten Kulturveranstaltungen und das große Interesse an Synagogenführungen, mehr als drei Jahre nach der Eröffnung unserer Hauptsynagoge. Auch hat sich unsere Gemeinschaft positiv verändert. Zum einen sind die Zuwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion in unsere Gemeinden hineingewachsen, sie haben ein neues Zuhause gefunden. Zum anderen ist ein neues jüdisches Selbstverständnis feststellbar, insbesondere bei der Jugend, die eine Lust am Jüdischsein verspürt und sich offen zu ihrer Identität bekennt. Das sind Entwicklungen, die uns Mut machen können. Wenn wir uns an das Zitat des französischen Schriftstellers und Piloten Antoine de Saint-Exupéry erinnern: »Die wirkliche Liebe beginnt, wo keine Gegengabe erwartet wird«, dann eint uns die wahre Liebe zu Israel und seinen Menschen. Die Liebe zu einem Land, das von einem Agrarstaat zu einer High-Tech-Nation aufgestiegen ist. Zu einem Land, das für seinen Pioniergeist und seinen Optimismus – auch unter schwierigsten Voraussetzungen – bekannt ist. Und zu einem Land der Zukunft, das seine Tore für jüdische Menschen immer offenhalten wird.

Leidenschaft Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass dieser Staat gegründet werden konnte, und noch viel weniger ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er in einer Umgebung, die an Feindseligkeit kaum zu überbieten ist, bis heute bestehen kann. Dabei kann Israel nicht nur als Staat bestehen, sondern vielmehr noch als ein freies, offenes und liebenswürdiges Land, in dem leidenschaftlich diskutiert wird, das sich immer wieder selbst reflektiert und das sich seine freiheitliche Gesinnung trotz der ständigen Bedrohung durch Terrorismus und asymmetrische Kriegsführung an mehreren Fronten erhalten konnte. Pessach wird auch Chag Ha’Cherut, Fest der Freiheit, genannt. Heute genießen wir diese Freiheit – sind aber auch jederzeit bereit, sie zu verteidigen. In Deutschland und in Israel.

Der gesamten jüdischen Gemeinschaft, der Mitglieder unserer Kultusgemeinde und ganz besonders den Bewohnern unseres Eisenberg-Seniorenheims wünsche ich, auch im Namen meiner Vorstandskolleginnen und -kollegen, Pessach kascher we sameach.

Chanukka-Umfrage

»Wir brauchen das Licht«

Was für Lieblingssymbole haben Gemeindemitglieder? Und wie verbringen Familien das Fest, wenn ein Partner Weihnachten feiern möchte? Wir haben nachgefragt

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt  25.12.2024

Berlin

Wenn Hass real wird

Die Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Einfluss sozialer Medien

von Alicia Rust  23.12.2024

Interview

»Wir sind neugierig aufeinander«

Amnon Seelig über die erste Konferenz des Kantorenverbandes, Lampenfieber und das Projekt Call a Kantor

von Christine Schmitt  22.12.2024

Porträt der Woche

Ein Signal senden

David Cohen ist Geschäftsführer eines Unternehmens und setzt sich gegen Judenhass ein

von Matthias Messmer  22.12.2024

Soziale Medien

In 280 Zeichen

Warum sind Rabbinerinnen und Rabbiner auf X, Instagram oder Facebook – und warum nicht? Wir haben einige gefragt

von Katrin Richter  20.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024

Hessen

Nach Judenhass-Eklat auf »Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt«: Landeskirche untersagt Pfarrer Amtsausübung

Nach dem Eklat um israelfeindliche Symbole auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Kirchengemeinde in Darmstadt greift die Landeskirche nun auch zu dienstrechtlichen Maßnahmen

 19.12.2024

Ehrung

Verdiente Würdigung

Auf der Veranstaltung »Drei Tage für uns« wurde der Rechtsanwalt Christoph Rückel ausgezeichnet

von Luis Gruhler  19.12.2024