Acht Minuten nach 20 Uhr ging am vergangenen Montag die Sonne unter. Genau in diesem Moment werden die großen Flügeltüren in der amerikanischen Botschaftsresidenz geöffnet.
Ab dieser Minute können Muslime wieder essen und trinken, bis dahin hatten sie von Sonnenaufgang bis jetzt darauf verzichtet. Botschafterin Amy Gutmann hat zum Fastenbrechen eingeladen, und etwa 100 Gäste kamen in Residenz in der Finkenstraße.
begrüssung Das Besondere: Die Besucher sind Juden, Muslime, Christen oder gehören anderen Glaubensrichtungen an. Beim Einlass begrüßt Gutmann jeden Einzelnen mit ein paar freundlichen Worten. Mitunter entwickelt sich ein längeres Gespräch, sodass die Schlange der Wartenden immer länger wird. Die Räume füllen sich.
Auch die Rabbiner Gesa und Nils Ederberg sind mittlerweile eingetroffen, ebenso Anna Staroselski, die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), und Marina Chernivsky, Geschäftsführerin der Beratungsstelle OFEK. Auf einem Tisch neben einem Sofa liegt die Biografie der Schoa-Zeitzeugin Margot Friedländer: Versuche, dein Leben zu machen. Als Jüdin versteckt in Berlin.
gebet Einige Muslime verlassen die Räume, um in ein kleines Zimmer zu gehen und in Ruhe zu beten. Dann wird das Büfett eröffnet. Nachdem etliche von den Speisen probiert haben, hält Amy Gutmann ihre Rede.
»Ich fühle mich wirklich geehrt, Sie zu diesem Iftar begrüßen zu dürfen, um mit Ihnen das heutige Fasten zu brechen und an einer der großen Traditionen des muslimischen Glaubens teilzuhaben«, sagt die Botschafterin. »Ich habe mich verpflichtet, den interreligiösen Dialog zu fördern und verschiedene deutsche Gemeinschaften zusammenzubringen.«
Vergangenen Dezember hätten sie erst Weihnachtslieder unter dem Weihnachtsbaum gesungen, dann ein paar Tage später die Kerzen der Menora entzündet. In die Botschaft hätte sie eine Menora mitgebracht, die »wir von zu Hause haben, und ich teile einige der Chanukka-Traditionen meiner Familie mit unseren Gästen«, sagt sie.
gemeinschaft Ramadan sei ein Monat der Reflexion. Das erinnere an die Grundprinzipien, die alle Menschen verbinden – Mitgefühl, Nächstenliebe, Familie, Gemeinschaft. Diese Werte und der Frieden – die Wurzel des Weltislams selbst – seien universell.
Saif Karomi kam als 15-Jähriger aus Bagdad nach Berlin, hat studiert und arbeitet als Programmierer. Aber seine Leidenschaft gilt dem Saiteninstrument. Nun nimmt er die Ud, eine Laute aus dem Vorderen Orient, in seine Hände und spielt.
Mehrere Jahre war es aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich, dass die Botschaft zum Fastenbrechen einladen konnte. Der Ramadan endet für 1,6 Milliarden Muslime weltweit und 350.000 in Berlin am 21. April.