Auf einem internationalen Fachkongress in Frankfurt geht es bis Mittwoch um die psychosoziale Arbeit mit Überlebenden der Schoa und ihren Nachkommen.
Über 70 Jahre nach dem Holocaust sei zu beobachten, »dass die Bilder des Schreckens und die Erinnerung an Flucht und Erniedrigung bei Schoa-Überlebenden weiterhin präsent sind und mit zunehmendem Alter zurückkehren«, sagte der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), Abraham Lehrer, bei der Eröffnung der Konferenz am Sonntag.
BEGEGNUNGEN Inzwischen gebe es bundesweit 32 psychosoziale Kontakt- und Begegnungszentren für Schoa-Überlebende, sogenannte Treffpunkte, erklärte Lehrer. Sie seien Anlaufstellen für Überlebende und deren Angehörige, »die aufgrund von psychischen und gesundheitlichen Einschränkungen oft unter Einsamkeit leiden«.
Die Arbeit mit Zeitzeugen muss stärker in die Öffentlichkeit getragen werden, betont ZWST-Präsident Abraham Lehrer.
Viele Betroffene seien von Grundsicherung im Alter abhängig und dadurch in ihrer Teilhabe am öffentlichen Leben eingeschränkt. Rund 1500 Personen nehmen laut ZWST regelmäßig das Angebot der »Treffpunkte« wahr.
AfD Diese Arbeit müsse stärker in die Öffentlichkeit getragen werden, mahnte Lehrer. Wie wichtig dies sei, zeige sich auch daran, »dass nur wenige Wochen nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Halle eine rechtspopulistische Partei mit einem rechtsradikalen Spitzenkandidaten, der eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad fordert, mehr als 23 Prozent erhält«.
Die erwarteten rund 160 Teilnehmer beschäftigen sich mit den Themen Erinnern und Vergessen, wie die ZWST mitteilte. Auf dem Programm stehen Themen wie extremes Trauma, die Veränderung von Lebensgeschichten, die Bedeutung von Erinnerungskultur und eine Podiumsdiskussion. Zur Zielgruppe gehören unter anderen Betroffene, Fachkräfte, Wissenschaftler und Medien. kna/ja