Berlin

Expertin: Sicherheitsgefühl von Juden in Deutschland erschüttert

Marina Chernivsky, Geschäftsführerin von OFEK Foto: picture alliance/dpa

Der Terrorangriff der Hamas auf Israel mit weit über 1000 Toten hat nach Einschätzung einer bundesweiten Beratungsstelle auch das Sicherheitsempfinden von Juden in Deutschland massiv erschüttert. »Im Moment leben die Menschen unter akuter Belastung«, sagte die Leiterin der Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung (OFEK), Marina Chernivsky, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Viele Jüdinnen und Juden seien angesichts der schrecklichen Nachrichten aus Israel, angesichts des terroristischen Angriffs der Hamas geschockt, verstört, unsicher. Die Ereignisse riefen auch Traumatisierungen hervor in Verbindung mit der Vergangenheit: »Die Erfahrungen der Verfolgung und anderer Kriege vermengen sich mit diesem Angriff.« Hinzu komme, dass viele Juden hierzulande schon vom Ukraine-Krieg stark betroffen seien, weil einige ihre Wurzeln in dem Land hätten.

Verstärkt werde diese Belastung durch antisemitische Vorfälle. Chernivsky sprach von psychischer und verbaler Gewalt oder Hetze im Netz. Auch Fälle körperlicher Gewalt im Rahmen von Demonstrationen seien der Beratungsstelle gemeldet worden. »Hinzu kommt eine antisemitische Grundstimmung auch in der Breite der Gesellschaft.« Angesichts dieser Gemengelage glaubt Chernivsky: »Das Sicherheitsgefühl von jüdischen Menschen in Deutschland schwindet auf lange Zeit.«

Die Beratungsstelle OFEK mit Sitz in Berlin hat in Hessen, Baden-Württemberg, Sachsen und Sachsen-Anhalt unterschiedliche Beratungsangebote für die jüdische Community. Sie unterstützt auch Lehrkräfte oder Fach- und Führungskräfte aus Vereinen oder Ermittlungsbehörden im Umgang mit Antisemitismus. Zu den Angeboten gehören eine täglich geschaltete Hotline und eine Hotline MATAN für hebräisch sprechende Menschen in allen Lebenslagen.

Die Zeiten, in denen die Hotlines erreichbar sind, seien nach dem Terrorangriff ausgeweitet worden, sagte Chernivsky. Die Einrichtung arbeite mit Hilfe vieler Freiwilliger »im Krisenmodus«, die Zahl der Anrufe habe sich verdoppelt. Nachgefragt werde momentan eher psychologischer Support, aber auch psychosoziale, rechtliche und fachliche Beratung bei antisemitischen Situationen. Es riefen Menschen an, die im Zuge der jüngsten Eskalation antisemitische Vorfälle erlebt hätten, oder Israelis, die in Deutschland leben und direkten Bezug zu den Ereignissen in Israel haben. dpa

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung

von Christine Schmitt  13.03.2025

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Hamburg

Hauptsache kontrovers?

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille wurde die »Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 2025 – 5785/5786« eröffnet. Die Preisträger sind in der jüdischen Gemeinschaft umstritten

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Purim

Schrank auf, Kostüm an

Und was tragen Sie zum fröhlichsten Fest im jüdischen Kalender? Wir haben uns in der Community umgehört, was in diesem Jahr im Trend liegt: gekauft, selbst gemacht oder beides?

von Katrin Richter  13.03.2025

Feiertag

»Das Festessen hilft gegen den Kater«

Eine jüdische Ärztin über Alkoholkonsum an Purim und die Frage, wann zu viel wirklich zu viel ist

von Mascha Malburg  13.03.2025

Berlin

Persien als Projekt

Eigens zu Purim hat das Kunstatelier Omanut ein Wandbild für die Synagoge Pestalozzistraße angefertigt

von Christine Schmitt  13.03.2025

Wilmersdorf

Chabad Berlin lädt zu Purim-Feier ein

Freude sei die beste Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal

 12.03.2025

Purim

An Purim wird »We will dance again« wahr

Das Fest zeigt, dass der jüdische Lebenswille ungebrochen ist – trotz der Massaker vom 7. Oktober

von Ruben Gerczikow  12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert