Regensburg

Evita Peron und der Papst

»Mit großer Trauer geben wir das Ableben unseres jahrzehntelangen geschätzten Gemeindevorstandes Hans Rosengold sel. A. bekannt. Seine Seele soll eingebunden sein im Bund des Lebens.« Wer die Seite der Regensburger Gemeinde im Internet anklickt, sieht sofort diese Zeilen. Hans Rosengold war ein Urgestein der jüdischen Gemeinde. Sie trauert um den im Alter von 87 Jahren Verstorbenen.

Hans Rosengold wurde am 30. Oktober 1923 in Regensburg geboren und leitete seit mehr als 45 Jahren gemeinsam mit dem Anfang 2008 verstorbenen Otto Schwerdt die jüdische Gemeinde in der Domstadt. »Zwei Dinge haben sein Leben geprägt, Regensburger zu sein und Jude«, schrieb der Journalist Helmut Wanner kurz vor Rosengolds 85. Geburtstag 2008.

Kochlehre Weil er Jude war, musste Rosengold das heimische Goethe-Gymnasium in der vierten Klasse verlassen und machte eine Kochlehre in Bad Kissingen und im Berliner Grunewald. In der »Reichshauptstadt« erlebte er als 15-Jähriger das Pogrom im November 1938.

Wenige Monate später gelingen Sohn und Mutter die Flucht mit dem Schiff. Am 15. Oktober 1939 legt die italienische Oceania in Triest in Richtung Buenos Aires ab, im Laderaum befinden sich unter vielen anderen die zwei Rosengolds. Die Mutter hatte in Buenos Aires immer großes Heimweh nach der Stadt an der Donau.

Ihr Sohn Hans hatte es als Junge leichter, lernte schnell Spanisch, nannte sich Juan und wurde in dem Hotel, in dem er als Koch arbeitete, sogar zum Betriebsrat gewählt, »was mir die zweifelhafte Ehre einbrachte, an einem Treffen mit Evita Peron teilnehmen zu dürfen.« Don’t cry for me ... Nein er habe für die Firstlady keine Träne vergossen. »Sie war ein Miststück, sagte er Helmut Wanner viele Jahre später.

2006 widerfuhr dem damals 83-Jährigen nochmals hohe Ehre. Als Papst Benedikt XVI. seinen Bruder besuchte, der direkt gegenüber der jüdischen Gemeinde wohnte, verköstigte diese den 20-köpfigen Begleittross zum Mittagessen. Rosengold freute sich damals sehr, mit dem Privatsekretär des Papstes »über Gott und die Welt reden zu können«. Am Montag, wenige Stunden vor Pessach, wurde er auf dem jüdischen Friedhof Schillerstraße beerdigt. ja

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