Die Holocaust-Überlebende Eveline Goodman-Thau hat das Bundesverdienstkreuz erhalten. Die Rabbinerin und Professorin für jüdische Religions- und Geistesgeschichte wurde für ihren Einsatz für die Erinnerungs-, Aufklärungs- und Friedensarbeit ausgezeichnet, wie die Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin mitteilte. Ihr Engagement für die Verständigung zwischen den Religionen und ein freiheitliches Europa sei »von unschätzbarem Wert«, hieß es.
Goodman-Thau gründete 1998 die Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst in Buchen im Odenwald (Baden-Württemberg). Zudem baute sie an der Martin-Luther-Universität in Halle den Lehrstuhl der Jüdischen Studien auf.
Goodman-Thau verfasste zahlreiche Publikationen zur Jüdischen Philosophie und Frauen- und Geschlechterstudien.
DIALOG Außerdem initiiere sie Studientage und Sommerakademien, ebenso wie internationale Symposien und Benefizkonzerte, hieß es. Sie zeige seit Jahrzehnten unermüdlichen Einsatz für die Erinnerung, den Dialog und die Verständigung sowie den Frieden in Deutschland, Israel und Europa.
Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit sind Fragen der Ethik, Politik und Gesellschaft, besonders das Spannungsverhältnis zwischen religiöser Tradition und Moderne. Goodman-Thau verfasste zahlreiche Publikationen zur Jüdischen Philosophie und Frauen- und Geschlechterstudien, die auch der christlichen feministischen Theologie Anstöße gaben. Im Jahr 2003 veröffentlichte sie das autobiografische Buch Eine Rabbinerin in Wien. Betrachtungen.
Die jüdische Theologin, die später die erste Rabbinerin Österreichs wurde, wurde 1934 in Wien geboren. Sie überlebte mit ihrer Familie die Zeit des Nationalsozialismus versteckt in den Niederlanden. Ab 1945 absolvierte sie das Gymnasium und studierte in den Niederlanden, ehe sie nach Israel zog und dort weiterstudierte.
STATIONEN Die Mutter von fünf Kindern, die fünf Sprachen spricht, ist auch Publizistin und lehrte an zahlreichen Hochschulen unter anderen in Berlin, Tübingen, Heidelberg, Kassel, Graz und Harvard.
Als Überlebende des Holocaust fordert Goodman-Thau, man müsse dem Judentum »die Würde zurückgeben«, indem man es nicht immer zuerst mit Antisemitismus oder einer Opferrolle verbinde. Über sich selbst sagte Goodman-Thau: »Als Jüdin verweigere mich, als Jüdin abgestempelt zu werden. Ich will nicht in einem Ghetto sein.« epd/kna/ja