Während der Pegel an der Elbe bei Dresden sinkt, ruft die Synagogengemeinde in Halle den Notstand aus. Kein Strom, kein Telefon, von der Außenwelt abgeschnitten, so die Hilferufe der in einem Privathaus untergebrachten liberalen Gemeinschaft, die sich vor Jahren von der Jüdischen Gemeinde Halle getrennt hatte.
In Bitterfeld waren Mitglieder, die zur Gemeinde Dessau gehören, direkt vom Hochwasser betroffen und mussten ihre Häuser verlassen. »Alle neun dort lebenden Familien wurden gestern evakuiert«, berichtet Gemeindevorsitzender Alexander Wassermann. Sie sind in einem Heim, bei Freunden und Verwandten untergekommen. »Es gibt keine Straßenverbindung mehr zwischen Dessau und Bitterfeld«, so Wassermann weiter. »Wir halten auf jeden Fall telefonisch Kontakt zu unseren Gemeindemitgliedern.«
Außerdem unterstützen sie die Einsatzkräfte vor Ort und packen selbst mit an, füllen Sandsäcke, um die Stadt vor dem Schlimmsten zu bewahren. Der Pegelstand sei höher als 2002, und noch sei die Flut nicht überstanden. Erfreulicherweise halte jedoch das Wetter, die Sonne scheint.
Gemeindetag Die Jüdische Gemeinde Halle in der Großen Märker Straße nahe der Innenstadt meldet keine Schäden. »Die Straße nach Halle-Neustadt ist wieder geöffnet, der Verkehr funktioniert reibungslos«, zeigt sich Max Privorozki erleichtert. Gesperrte Zufahrtswege nach Dessau und anderen Orten verhindern jedoch, dass am Sonntag der erste Gemeindetag der drei jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt abgehalten werden kann.
Bereits am Mittwoch meldeten die Magdeburger: »Angesichts der Hochwasserkatastrophe in unserem Bundesland sehen wir uns verpflichtet, den Gemeindetag zu vertagen. Wir bitten um Verständnis bei den zahlreichen Teilnehmern und Gästen aus Sachsen-Anhalt und den anderen Ländern für diesen Schritt«, heißt es in einer aktuellen Pressemeldung.
Der Gemeindetag sei damit jedoch nicht abgesagt, sondern auf einen späteren Zeitraum, wahrscheinlich Herbst, verschoben. Stattdessen wolle sich die Jüdische Gemeinde zu Magdeburg »mit ganzer Kraft der Abwehr dieser Naturgewalt widmen«.
Hilfe Sie selbst habe noch nichts zu befürchten, aber nach wie vor sei man in Wartestellung, sagt Gemeindevorsitzender Wadim Laiter. »Wir haben einen festen Stab von 15 freiwilligen Helfern, die bereitstehen, um Sandsäcke zu befüllen, wenn es notwendig wird.«
Die Straßen links der Elbe seien normal befahrbar, rechts sehe es schlechter aus. Der Gemeindetag habe jedoch unter diesen Umständen auf keinen Fall abgehalten werden können. »Wir sind Bürger dieses Landes, und dann müssen wir in einer solchen Situation auch zu ihm stehen und können nicht einfach feiern«, betont Laiter.
Lesen Sie mehr über die Situation in den Gemeinden:
www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/land-unter-in-dessau