Nachruf

Eva Fahidi mit 97 Jahren gestorben

Eva Fahidi (1925-2023) Foto: picture alliance / photothek

Die ungarische Holocaust-Überlebende Éva Fahidi-Pusztai ist tot. »Mit großer Trauer haben wir erfahren, dass heute Morgen Éva Fahidi-Pusztai, Überlebende der KZ Auschwitz und Buchenwald und engagierte Kämpferin für Demokratie und die Menschenrechte, in Budapest verstorben ist«, teilte die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora am Montag unter Berufung auf Fahidis Lebenspartner mit. »Mit ihr verlieren wir eine enge Freundin, die die Gedenkstätte Buchenwald seit Jahrzehnten mit großem Engagement unterstützt hat.«

Die mit dem Bundesverdienstkreuz geehrte Fahidi-Pusztai, die Ehrenbürgerin von Weimar und Stadtallendorf (Hessen) war, starb wenige Wochen vor ihrem 98. Geburtstag. Sie hatte fast ihre gesamte Familie im Holocaust verloren.

In den vergangenen 20 Jahren hatte sie sich als Zeitzeugin vielfältig dafür engagiert, dass der Holocaust nicht in Vergessenheit gerät und nicht umgedeutet wird. Sie trat auch für die Verurteilung der letzten noch lebenden Täter aus den NS-Konzentrations- und Vernichtungslagern ein. »Ein starkes Herz hat aufgehört zu schlagen. Ich bin unendlich traurig«, schrieb Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) im Kurznachrichtendienst X (früher Twitter). »Éva Fahidi-Pusztai hat den Opfern des Nationalsozialismus eine Stimme gegeben«, schrieb dort Thüringens Landtagspräsidentin Birgit Pommer (Linke).

Éva Fahidi wurde am 22. Oktober 1925 im ungarischen Debrecen als Tochter eines großbürgerlichen jüdischen Holzhändlers geboren. Die Familie konvertierte 1936 zum Katholizismus. Ende der 1930er Jahre wurden in Ungarn immer strengere antisemitische Gesetze eingeführt, die die jüdische Bevölkerung zunehmend aus der Gesellschaft ausschlossen.

Nach der Besetzung Ungarns durch die deutsche Wehrmacht im Frühjahr 1944 musste die Familie Fahidi ins Ghetto übersiedeln. Am 27. Juni 1944 wurde sie ins Vernichtungslager Auschwitz/Birkenau verschleppt, wo Éva Fahidis Mutter und ihre jüngere Schwester in der Gaskammer ermordet wurden und der Vater an den Bedingungen im Lager starb. Insgesamt 49 ihrer Familienangehörigen fielen dem Holocaust zum Opfer.

Sie selbst wurde Mitte August 1944 zur Zwangsarbeit in das hessische Außenlager Münchmühle des KZ Buchenwald transportiert. Im März 1945 von amerikanischen Truppen befreit, kehrte Éva Fahidi nach Ungarn zurück. Sie arbeitete dort später im Außenhandel, 1989 gründete sie ein eigenes Unternehmen. dpa

Virtual Reality

Virtuelle Charlotte Knobloch führt durch das München von 1938

In einem neuen Virtual-Reality-Projekt führt ein Avatar von Charlotte Knobloch durch München während der Pogromnacht 1938

von Christiane Ried  30.10.2024

Frankfurt

Raum für Debatten

Die Jüdische Akademie und die Goethe-Universität unterzeichnen einen Kooperationsvertrag. So wollen beide Institutionen die Verbundforschung stärken

von Doron Kiesel  30.10.2024

Staatsanwaltschaft Stuttgart

Anklage wegen Anschlagsplänen auf Synagoge in Heidelberg

Zwei junge Männer tauschen sich in Chats über mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Heidelberg und Frankfurt am Main aus

 29.10.2024

Zeitz

Reinhard Schramm warnt vor Zweckentfremdung von Spendengeldern

Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen wirbt im Spendenstreit für Simon-Rau-Zentrum

 28.10.2024

Stuttgart

Lebensbejahende Botschaft

Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs feierte das Neujahrsfest

von Brigitte Jähnigen  27.10.2024

München

Wunden, die nicht heilen

Tausende zeigten auf dem Odeonsplatz Solidarität mit Israel. Die IKG lud am Jahrestag des Hamas-Massakers zu einem Gedenkakt in die Synagoge

von Luis Gruhler  27.10.2024

Oper

Kammeroper »Kabbalat Shabbat« in Berlin

Die Zuschauer werden zu einem Schabbatmahl eingeladen. Die Oper ist die erste, die auf Hebräisch in Deutschland interpretiert wird

von Christine Schmitt  23.10.2024

Kunstatelier Omanut

Beschallung mit wunderbaren Stimmen

Judith Tarazi über das erste Inklusions-Konzert, Vandalismus und offene Türen

von Christine Schmitt  22.10.2024

Jüdische Gemeinde Frankfurt

Erstmals eine Doppelspitze

Die neuen Gemeindechefs Benjamin Graumann und Marc Grünbaum wollen Vorreiter sein

von Christine Schmitt  22.10.2024