Interview

»Es hat mich enorm berührt«

Ingo Gerhartz über die Invictus Games

von Annette Kanis  21.09.2023 09:56 Uhr

Ingo Gerhartz Foto: picture alliance/dpa

Ingo Gerhartz über die Invictus Games

von Annette Kanis  21.09.2023 09:56 Uhr

Herr Generalleutnant, warum war Ihnen die deutsch-israelische Begegnung wichtig?
Als ich 2018 die deutsche Luftwaffe übernommen habe, ging mein erster offizieller Besuch nach Israel. Bei meinen Vorgängern war es üblich, dass sie zum Antritt in die USA fliegen, dem größten Partner in der Nato. Mit meinem Antrittsbesuch wollte ich ein Zeichen setzen. Aufgrund der Geschichte sehe ich es als Verpflichtung, dass wir eng mit unserem Partner Israel zusammenarbeiten.

Wie wurde Ihre Geste vom israelischen Militär aufgenommen?
Sehr gut. Auch meiner Bitte, erstmalig mit Kampfflugzeugen an einer Übung in Deutschland teilzunehmen, ist mein Counterpart in der israelischen Luftwaffe 2020 nachgekommen. Auf Wunsch der israelischen Delegation sind wir mit einer Formation am ehemaligen Konzentrationslager in Dachau vorbeigeflogen – Seite an Seite. Die Israelis wollten damit zeigen, dass wir heute in einer anderen Welt leben. Wir dürfen den Holocaust niemals vergessen, aber wir schauen jetzt nach vorn. Das war für uns alle ein äußerst bewegender Moment.

Dieses Jahr wird die Luftwaffe zum vierten Mal an der Übung »Blue Flag« in Israel teilnehmen. Was beeindruckt Sie daran?
Ich durfte 2021 in einem unserer Eurofighter über Jerusalem fliegen. Da hatte ich angesichts unserer Geschichte vom Start bis zur Landung eine Gänsehaut.

Wie sieht die Zusammenarbeit aus?
Beispielsweise haben wir einen Austausch zwischen jungen Soldatinnen und Soldaten aus beiden Staaten. Wir bringen Menschen mit Menschen zusammen. Sich verstehen, Freundschaften schließen, Verständnis für die Kultur des anderen haben, das ist uns wichtig.

Was ist noch geplant?
Neben der gemeinsamen Übung »Blue Flag« in Israel wird zudem anlässlich des 75-jährigen Bestehens der israelischen Luftwaffe eine große Konferenz stattfinden, bei der es um die Innovation und Weiterentwicklung von Luftstreitkräften geht. Ich freue mich auf meinen Besuch.

Mit »Arrow 3« kauft die Bundesregierung ein israelisches Raketenabwehrsystem. Was bedeutet das für die Luftwaffe?
Das Flugabwehrsystem »Patriot« schützt uns gegen taktische ballistische Raketen. Aber Raketen, die über eine große Entfernung abgefeuert werden, erreichen Flughöhen bis ins Weltall hinein. Militärisch schließen wir mit dem Arrow-3-System eine entscheidende Lücke. Zudem denke ich an die historische Dimension: Ein israelisches System schützt Menschen in Deutschland. Das ist vor dem Hintergrund unserer Geschichte schon einzigartig.

Wie blicken Sie auf die Spiele zurück?
Das Wichtigste ist für mich der Spirit, die Freude der Leute untereinander, das Verbindende im Sport. Hier steht nicht der Wettbewerb im Vordergrund, sondern das Gemeinschaftsgefühl. Wenn man sieht, welches Schicksal diese Menschen haben und mit welcher Lebensfreude sie zusammen Sport treiben. Es gibt niemanden, der in diese Hallen kommt, dieses Feeling aufnimmt und nicht berührt ist. Und mich hat das auch enorm berührt.

Mit dem Generalleutnant und Inspekteur der Luftwaffe der Bundeswehr sprach Annette Kanis.

Chanukka-Umfrage

»Wir brauchen das Licht«

Was für Lieblingssymbole haben Gemeindemitglieder? Und wie verbringen Familien das Fest, wenn ein Partner Weihnachten feiern möchte? Wir haben nachgefragt

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt  25.12.2024

Berlin

Wenn Hass real wird

Die Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Einfluss sozialer Medien

von Alicia Rust  23.12.2024

Interview

»Wir sind neugierig aufeinander«

Amnon Seelig über die erste Konferenz des Kantorenverbandes, Lampenfieber und das Projekt Call a Kantor

von Christine Schmitt  22.12.2024

Porträt der Woche

Ein Signal senden

David Cohen ist Geschäftsführer eines Unternehmens und setzt sich gegen Judenhass ein

von Matthias Messmer  22.12.2024

Soziale Medien

In 280 Zeichen

Warum sind Rabbinerinnen und Rabbiner auf X, Instagram oder Facebook – und warum nicht? Wir haben einige gefragt

von Katrin Richter  20.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024

Hessen

Nach Judenhass-Eklat auf »Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt«: Landeskirche untersagt Pfarrer Amtsausübung

Nach dem Eklat um israelfeindliche Symbole auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Kirchengemeinde in Darmstadt greift die Landeskirche nun auch zu dienstrechtlichen Maßnahmen

 19.12.2024

Ehrung

Verdiente Würdigung

Auf der Veranstaltung »Drei Tage für uns« wurde der Rechtsanwalt Christoph Rückel ausgezeichnet

von Luis Gruhler  19.12.2024