Corona-Krise

»Erste kleine Lichtblicke«

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch Foto: Christian Rudnik

Corona-Krise

»Erste kleine Lichtblicke«

Charlotte Knobloch über Gottesdienste, Perspektiven für den Schulunterricht und Kontakt zu Gemeindemitgliedern

von Helmut Reister  20.05.2020 12:18 Uhr

Frau Knobloch, wie weit ist die Israelitische Kultusgemeinde noch von einem »normalen« Leben entfernt?
Die Frage würde ich gerne beantworten, aber ich bin keine Wahrsagerin, und die Einschätzungen der Experten gehen weit auseinander. Von Wochen und Monaten ist da die Rede, sogar von Jahren. Was ich aktuell erkennen kann, sind erste kleine Lichtblicke.

Welche Lichtblicke meinen Sie?
Eine schwierige Situation für die gläubigen Gemeindemitglieder war die lange Zeit, in der keine Gottesdienste in der Synagoge angeboten werden konnten. Sie können jetzt wieder stattfinden, auch wenn strenge Hygieneregeln unumgänglich sind. Das gilt auch für die Sinai-Schule, die gerade dabei ist, zum normalen Schulalltag zurückzukehren. Aufgrund der Beschränkungen ist das aber nur in kleinen Schritten möglich.

Wann rechnen Sie mit einem normalen Unterricht im Gymnasium, dem pädagogischen »Glanzstück« der Gemeinde?
Ich denke, dass die Staatsregierung in den Pfingstferien entscheiden wird, wie es weitergeht. Das wird vor allem auch von den dann aktuellen Risikowerten abhängig sein. Aber unabhängig davon gilt mein ganzer Respekt der Schulleitung und den Lehrkräften, die innerhalb kürzester Zeit ein digitales Unterrichtsmodell entwickelt haben, das funktioniert und sich sehen lassen kann.

Digitale Plattformen waren wochenlang und werden wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile das Medium sein, über das die Gemeinde und ihre Mitglieder kommunizieren können. Persönliche Kontakte sind weitgehend tabu. Wie ergeht es Ihnen, die praktisch jeden Einzelnen kennt, damit ganz persönlich?
Das ist eine schmerzhafte Erfahrung. Die digitale Welt kann den persönlichen Kontakt, die Nähe, nicht ersetzen. Das steht außer Frage. Trotzdem durchlaufen wir in dieser schwierigen Phase auch Lernprozesse.

Welche meinen Sie damit ganz konkret?
Im Gymnasium zeigt sich das Spektrum der digitalen Möglichkeiten, nachdem es andere zurzeit nicht gibt. Was davon auch in der Zeit nach Corona hilfreich und nützlich sein wird, muss sich zeigen. Diese Frage werden sich alle stellen, etwa auch das Kulturzentrum, das einen informativen und unterhaltsamen Facebook-Auftritt kreiert hat. Eine Stilllegung der Seite, wenn Corona wieder vorbei ist, dürfte keine Option sein.

Eine vergleichsweise hohe Nutzerrate verzeichnet die mit der Krise ins Leben gerufene Internetseite »IKG LIVE!«. Wird sie zu einer virtuellen Dauereinrichtung?
»IKG LIVE!« hat sich in der schwierigen Zeit außerordentlich gut bewährt und großen Zuspruch bekommen, wie die Besucherzahlen online zeigen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das ein Dauerformat wird. Ich denke dabei auch an Gemeindemitglieder, die nicht in der Lage sind, ins Gemeindezentrum zu kommen. Für sie ist es eine Bereicherung.

Mit der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sprach Helmut Reister.

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Kaiserslautern

»Jetzt beginnt etwas Neues«

Mehr als fünf Jahre hat sich die Sanierung des Gemeindehauses der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz in Kaiserslautern hingezogen. Am Sonntag wurde das Zentrum mit der neu gestalteten Synagoge seiner Bestimmung übergeben

von Joachim Schwitalla  11.04.2025 Aktualisiert

Feiertage

Pessach ist das jüdische Fest der Freiheit - und der Frauen

Die Rolle und Verdienste von Frauen würdigen - dafür ist Pessach eine gute Gelegenheit, sagen Rabbinerinnen. Warum sie das meinen und welchen Ausdruck diese Perspektive findet

von Leticia Witte  11.04.2025

Erinnerungen

Als Charlotte Knobloch ihren ersten Kaugummi aß

Als jüdisches Mädchen überlebte sie die Nazizeit in einem Versteck, bis die Amerikaner ins Dorf kamen. Für Charlotte Knobloch ist das Kriegsende mit süßen und dramatischen Erinnerungen verbunden

 11.04.2025

Pessach

Lang, länger, Seder

Schnell mal eben feiern? Von wegen. Für den ersten Abend muss man sich Zeit nehmen – warum eigentlich? Und wie kommen alle gut unterhalten bis zum Afikoman? Wir haben nachgefragt

von Katrin Richter  11.04.2025

Pessach

Kraft und Zuversicht

Das jüdische Volk war von jeher stark und widerstandsfähig – wir werden auch die Herausforderungen der heutigen Zeit bestehen

von Charlotte Knobloch  11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafeln

von Katrin Richter  10.04.2025

Kaschern

Vor Pessach muss der Schammes ran

In der Synagogenküche reinigt Leonid Golzmann Töpfe und Behälter für die ganze Gemeinde

von Alicia Rust  10.04.2025

Frankfurt

Tanzen für Tirza

30 Gruppen aus jüdischen Gemeinden in ganz Deutschland trafen sich beim fünften ZWST-Tanzfestival

von Eugen El  10.04.2025