Hannover hat zwar eine Kirche weniger, dafür seit vergangenem Donnerstag eine Synagoge mehr. Inzwischen sind es drei jüdische Gotteshäuser in der niedersächsischen Landeshauptstadt – und der Himmel sah es mit Wohlwollen. Beim Tanz mit der Tora nach der festlichen Eröffnung des neuen bundesweiten Zentrums der jüdisch-bucharisch-sefardischen Gemeinde, strahlte die Sonne. Rund 300 Gäste aus nah und fern feierten fröhlich.
»Es sind allein neun Rabbanim hier, Gäste aus Israel, aus New York und Wien und aus ganz Deutschland«, sagt Gemeindesprecher Michael Krebs. »Und wir sind sehr glücklich, dass wir nun mit Boruch Acherov auch einen bucharischen Rabbiner haben, der uns von Israel gegeben wurde.«
Orient Vor vier Jahren wurde die evangelische Maria-Magdalena-Kirche in Hannover-Ricklingen entwidmet und konnte 2011 von der bucharischen Gemeinde erworben werden. In nur zwei Jahren gelang der Umbau des sanierungsbedürftigen 60er-Jahre-Baus, der sich nun ganz im Stil der reich geschmückten blauen Synagogen des Orients darstellt – »die erste blaue Synagoge in Europa«, erklärt Michael Krebs.
Wie groß der Einsatz der Gemeindemitglieder war, die, so heißt es, zwei Drittel der siebenstelligen Bausumme durch Spenden aufgebracht haben, ließ sich bei der Buchstabenversteigerung erahnen. Oberrabbiner Aron Motaev aus Wien ergänzt auf der Bima die letzten Buchstaben in der neuen Torarolle. Bei ihrer Versteigerung wurde eifrig geboten, auch von der Frauenempore aus: »20 Euro? 40 Euro? Schalosch!«
Garten Rund 230 bucharische Familien mit 1200 Angehörigen leben in Deutschland, davon allein 60 Familien mit 300 Familienmitgliedern in der niedersächsischen Landeshauptstadt. So war die feierliche Eröffnung ihrer ersten deutschen Synagoge zwar ein Festakt mit hochrangigen Gästen, aber auch ein fröhliches, lebhaftes und sehr harmonisches Familienfest. Im großen Garten, der zu der neuen Synagoge gehört, stand eine festlich weiß gedeckte Tafel, aus der Küche strömte den ganzen Nachmittag über ein verlockender Duft nach bucharischen Spezialitäten. Der Gemeindenachwuchs hatte bereits während des Festakts die Hüpfburg erobert.
Glückwünsche, Gratulationen und Grußworte gab es unter anderem vom niedersächsischen Landtagspräsidenten Bernd Busemann, Kultusministerin Frauke Heiligenstadt, Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche und von Benjamin Aminov, dem Rabbiner der bucharischen Gemeinde Wien.
»Ich bin traurig über jede Kirche, die verschwindet«, sagte Michael Fürst, der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. »Aber wenn so etwas Gutes dabei herauskommt, dann überwiegt die Freude. Sie haben hier eine großartige Leistung vollbracht. Es ist toll geworden, und ich wünsche Ihnen, dass Sie hier immer viele Kinder haben werden und schöne Gottesdienste«, sagte Fürst der bucharischen Gemeinde.