»Wir können traurig sein, und wir können auch fröhlich sein«: Mit diesen Worten fasste Sara Schmerz, Vorstandsmitglied der Münchner Womenʼs International Zionist Organisation (WIZO), den bewegenden Abend zusammen, den Chaim Stern den Gästen in der Synagoge in der Possartstraße bereitete.
Nicht nur in München, wo er regelmäßig in der Ohel-Jakob-Synagoge zu hören ist, sondern auch international ist Chaim Stern für seine strahlende Tenorstimme bekannt, die seine Interpretationen jüdischer und israelischer Lieder meist auf einer hohen Oktave enden lässt.
Einen Liebhaber seiner Musik hatte er in David Stopnitzer sel. A., dem das Kantorenkonzert an diesem Abend gewidmet war. Sowohl der Synagoge in der Possartstraße als auch der WIZO war Stopnitzer jahrzehntelang eng verbunden; für die WIZO trat er auch immer wieder als großzügiger Unterstützer auf. Sein unerwarteter Tod vor wenigen Wochen hinterlässt eine große Lücke, war er doch in den vergangenen Jahrzehnten eine der prägendsten Persönlichkeiten der Münchner Kultusgemeinde.
Kantor Stern eröffnete sein Konzert mit Hawdala-Liedern zum Schabbatausgang
Der Erlös des Konzerts, das von der WIZO München mit Hilfe von Anat Rajber organisiert wurde, geht an das von WIZO Deutschland geförderte Jugenddorf Hadassim in Israel, das unweit von Netan-ya schon seit vielen Jahren insbesondere Geflüchteten und jungen Olim und Olot die Ankunft in Israel erleichtert. Mit dem Geld soll der Betrieb des dort gerade neu errichteten Theodor-Heuss-Traumatherapiezentrums gefördert werden.
Auf dem Programm des Konzerts standen religiöse, klassische und moderne Stücke. Durch den Abend führte Dora Malina-Harman. Stern eröffnete sein Konzert mit Hawdala-Liedern zum Schabbatausgang. Unter großer Anteilnahme des Publikums sang er auch »Adon Olam«, dessen Text aus dem 11. Jahrhundert dem bedeutenden Dichter und Philosophen Solomon ibn Gabirol zugeschrieben wird. Dessen philosophische Texte erfuhren in der jüdischen Tradition kaum eine Rezeption, hingegen zählt die Lyrik Gabirols zu den Meisterwerken hebräischer Dichtkunst. Einen kleinen Vorgeschmack auf Pessach bot der zweite Teil mit dem traditionell zum Seder gesungenen »Wehi Scheamda«, das an die Rettung des Volkes Israel erinnert und in der Vertonung von Yonatan Razel besonders bekannt geworden ist.
Auch Gebete für die israelischen Soldaten und die immer noch in Gaza gefangen gehaltenen Israelis trug Stern vor, wie immer virtuos begleitet von Luisa Pertsovska am Klavier. Zum Abschluss bot er mit Leonard Cohens »Hallelujah« und »Yerushalayim Shel Zahav« zwei moderne Klassiker, ehe die Musik in einem Medley und im so dankbaren wie innigen Gedenken an David Stopnitzer ausklang.