Franz Tews von den Grünen und Sprecher der Initiative »Erinnern gegen Rechts« hatte seine Kollegen in der Bezirksvertretung bereits überzeugt. Ein kleiner Winkel des Kometenplatzes sollte in »Schalomplatz« umbenannt werden. Die Namensgebung hätte einen Parkplatz und einige Bäume betroffen. Und eine Statue der heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute.
Das jedoch ließ den ansässigen Heimatverein auf die Barrikaden gehen. Es würde doch schon genug Gedenkstätten für Naziopfer geben, ließ sich Helmuth Schorsch, Vorsitzender des Heimatvereins, in der Lokalzeitung zitieren. SPD und CDU nahmen die Entscheidung in der Bezirksvertretung von der Tagesordnung und meldeten Gesprächsbedarf an. Der Heimatverein sollte befragt werden, denn dort favorisierte man eine Umbenennung der Fläche in Barbaraplatz, in Erinnerung an die Bergbauvergangenheit des Stadtteils. In Teilen der Politik stieß diese Forderung plötzlich auf Gegenliebe.
Terminplanung Verwundert nahm der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen, Michael Rubinstein, die Nachrichten auf. Ihm sei bereits ein Termin zur Einweihung des Schalomplatzes mitgeteilt worden. »Ohne Gesichtsverlust kommen die da nicht mehr raus«, meinte er Anfang vergangener Woche. Dabei betonte Rubinstein, dass die jüdische Gemeinde weder den Wunsch nach einer Namensänderung geäußert habe, noch an den Planungen beteiligt gewesen sei.
Der Gesichtsverlust der Politik wurde am 15. November überdeutlich. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) berichtete von einer bemerkenswerten Umfrage. Peter Hoppe von der CDU-Ratsfraktion, fragte bei einer Karnevalsveranstaltung in der Walsumer Stadthalle in die ausgelassene Runde, wer für einen Schalomplatz stimmen würde. »Keiner hat die Hand gehoben«, sah sich Helmuth Schorsch vom Heimatverein bestätigt. Der CDU-Politiker zog den gleichen Schluss.
Wende Der Vorfall auf der Karnevalsfeier führte bei der SPD wiederum zu einer Kehrtwende. In der WAZ erklärte der Fraktionsvorsitzende Jürgen Feuchter: »Das ist eine Sauerei ohne Ende, wie da Stimmung gemacht wird. Ich bin umgefallen, als ich das gehört habe. Ich bleibe bei Schalomplatz.«
Doch dabei ist es nicht geblieben. Eine Krisengespräch, abgehalten in Form einer interfraktionellen Sitzung mit Beteiligung von Michael Rubinstein, erbrachte einen neuen Vorschlag: »Platz der gemeinsamen Erinnerung« sei die erste Wahl bei der Namensgebung. Rubinstein zeigte sich zufrieden damit, dass die Diskussion nun beendet zu sein scheint. Am 30. November soll die endgültige Entscheidung in der Bezirksvertretung fallen.