Eine Ausstellung über das Erinnern an die Schoa am Holocaust-Gedenktag zu eröffnen, scheint sinnvoll. Die Werkausstellung Erinnerung lernen, die seit dem 11. April und noch bis Mitte Mai im Foyer der Volkshochschule zu sehen ist, stellt Projekte und Materialien zur verbindenden Erinnerungsarbeit zwischen der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und der Ukraine vor.
Im vergangenen Jahr war die Ausstellung bereits im Museum für Stadtgeschichte in Kiew zu sehen und fand dort große Resonanz.
Ukraine Das Interesse an Erinnerungskultur nehme zu, sagt Anya Berezhna, die als Projektkoordinatorin den Kontakt zu den Museen der Ukraine und Partnern hält. »Zu Sowjetzeiten war es verboten, über den Holocaust zu forschen oder zu reden, daher gibt es hier viel Nachholbedarf.« In manchen Städten habe die jüdische Bevölkerung früher mehr als 50 Prozent ausgemacht. »Ein wichtiger Teil des Lebens in der Ukraine wurde durch die Schoa ausgelöscht.«
Das Bewahren dieser Geschichte treibe alle Projektbeteiligten um. Unterstützung erhalten sie vom Auswärtigen Amt und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Ihr Verwaltungsdirektor Michael Szentei-Heise bezeichnete die in den vergangenen Monaten gewachsene und breit angelegte Zusammenarbeit mit Initiativen, Gedenkstätten und Museen in der Ukraine als beeindruckend. Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf hat durch den Zuzug zahlreicher Gemeindemitglieder enge Verbindungen in die heutige Ukraine.
Czernowitz Aber auch in den ersten Jahren nach Neugründung der Düsseldorfer Gemeinde kamen etliche Menschen aus der einst rumänischen Bukowina, insbesondere aus der als jüdische Kulturhochburg bekannten Stadt Czernowitz, nach Düsseldorf. Einer von ihnen war Herbert Rubinstein, bis heute eines der aktivsten Gemeindemitglieder. Über den mittlerweile 82-Jährigen wurde ein Dokumentarfilm gedreht – eine neunminütige Version ist Bestandteil der Ausstellung. Der Titel Ich war hier bezieht sich auf Czernowitz, den Ort seiner Kindheit, den er nach mehr als 70 Jahren besuchte.
Die Ausstellung findet in Zusammenarbeit mit der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus (SABRA Düsseldorf) statt und zeigt auch jüdische Geschichten und Projekte aus Düsseldorf sowie aus sieben ukrainischen Städten. Sie steht unter der Schirmherrschaft des Zentralrats der Juden in Deutschland und knüpft an ein Vorgängerprojekt an, das bereits 2016 realisiert worden war: »75 Jahre Erinnerung an Babi Jar und Kamjanez-Podilskyj«, das vor allem die Katastrophe von Babi Jar zum Thema hatte.
Multiplikatoren Der Projektkoordinator und Osteuropa-Historiker Matthias Richter, erhofft sich besonders jüngere Ausstellungsbesucher sowie Pädagogen als interessierte Multiplikatoren. »Mit den gezeigten Projekten wie beispielsweise einem Schulbuch über den Holocaust in Czernowitz, illustriert mit Comics über Kindheitserfahrungen von Überlebenden, kann Erinnerungsarbeit auch für Jugendliche konkret werden«, erläutert der Projektkoordinator.
Ein Koffer voller jüdischer Symbole, eine App, die jüdische Orte in Kiew als Stadtrundgang aufgreift – verschiedene Ausstellungsobjekte sollen Geschichte erlebbar machen. Dabei versteht sich die aktuelle Ausstellung als ein Puzzleteil in einer umfassenderen Erinnerungsarbeit, die auch in der Ukraine durch vielfältige Projekte gefördert wird. Unterstützt wird sie durch eine zweisprachige Internetplattform auf Ukrainisch und Deutsch.
Geöffnet bis 10. Mai, VHS, Bertha-von-Suttner-Platz 1, www.erinnerung-lernen.de