Die Prognosen klangen wenig zuversichtlich. Als vor 20 Jahren Sara-Ruth Schumann, Pedro Becerra und Charlotte Seligmann – mit ihnen insgesamt 16 Personen – ihre Unterschrift unter das Gründungsprotokoll setzten, waren einige jüdische Funktionäre skeptisch, ob die gerade wiederbelebte Jüdische Gemeinde zu Oldenburg Bestand haben würde. Heute hat sie 320 Mitglieder und baut gerade ein Jugendzentrum auf. Am Sonntag begrüßt Sara-Ruth Schumann zum 20-jährigen Jubiläum politische und jüdische Vertreter aus Stadt, Land und Bund.
So habe sich Zentralratspräsident Dieter Graumann mit den Worten angekündigt, es sei ihm eine »Herzensangelegenheit«, nach Oldenburg zu kommen, erzählt Schumann. Jürgen Trittin, geboren im nahe gelegenen Bremen-Vegesack, kommt als Vorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Staatssekretär Stefan Porwol vertritt das niedersächsische Kultusministerium. Der Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg, Gerd Schwandner, wird wie die zuvor Genannten ein Grußwort zur Geburtstagsfeier sprechen. Die besten Wünsche kommen auch vom Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinde in Niedersachsen, Michael Fürst.
festvortrag Der emeritierte Soziologieprofessor Michael Daxner wird den Festvortrag halten. Er ist seit Jahren mit der Gemeinde eng verbunden und selbst Gründungsmitglied. Das Schlusswort ist Rabbinerin Alina Treiger vorbehalten. Musikalisch umrahmt wird die Feier im Kulturzentrum von Isidoro Abramowicz, derzeit Kantorenstudent des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam. Er wird am Klavier begleitet von Michael Shalamov. Darüber hinaus wirkt der Oldenburger Jugendchor unter der Leitung Svetlana Gelbard mit.
Historisch gesehen ist die jüdische Gemeinde sehr viel älter. Bereits seit Beginn des 14. Jahrhunderts sind Juden in Oldenburg nachweislich ansässig. Trotz eines ausgesprochen reaktionären Klimas wurde Ende der 20er-Jahre des 19. Jahrhunderts das Amt eines Landesrabbiners geschaffen. Der Letzte war der 2010 verstorbene Leo Trepp, der diesen Posten bis zum Novemberpogrom 1938 innehatte.
Die 1992 wiedergegründete Gemeinde hat indessen Geschichte geschrieben. So amtierte hier von 1995 bis 2004 mit der Schweizerin Bea Wyler die erste Rabbinerin in Deutschland. Und mit der 2010 ordinierten Alina Treiger ist die erste Frau in diesem Amt, die nach Regina Jonas (1935) auch in Deutschland ausgebildet wurde.