Mit einem Festakt hat die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Rund 200 Gäste, Repräsentanten aus Gesellschaft und Politik, aus Stadt, Land und Bund sowie viele Vertreter aus niedersächsischen Gemeinden waren am Sonntag in den Veranstaltungssaal des Kulturzentrum PFL in Oldenburgs historischer Mitte gekommen, um gemeinsam mit der Gemeinde zu feiern.
»Man hätte mir vorgeworfen, ich würde spinnen, wenn ich vor 28 Jahren gesagt hätte, wie würden einmal dieses Jubiläum feiern«, deutete Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen an, welcher Mut vor 25 Jahren dazu gehörte, ein solches Unterfangen zu beginnen. Und nur drei Jahre später, verwies Fürst auf einen Kommentar, den er für die Jüdische Allgemeine geschrieben hatte, habe er betont, welche Bereicherung das Aufleben jüdischen Lebens in weiteren neu und wieder gegründeten Gemeinden erfahren habe.
Mut Diesen Mut hatten damals Sara-Ruth Schumann sel. A., die mehr als 20 Jahre die Geschicke der Gemeinde leiten sollte, wie auch Rabbiner Henry G. Brandt und Michael Fürst selbst, der die Idee, eine Gemeinde in Oldenburg wieder aufleben zu lassen, unterstützte. Den Mut hatten aber auch die Stadtväter, der damalige Oberbürgermeister Dieter Holzapfel, der die eine jüdische Gemeinde in seiner Stadt willkommen hieß. Er und seine Nachfolger, Gerd Schwandner sowie der amtierende OB Jürgen Krogmann waren ebenfalls der Einladung der Gemeinde gefolgt.
»Ich gratuliere Ihnen zu ihrem Jubiläum, und das kommt von Herzen«, sagte Krogmann und beteuerte, dass die Stadt für Toleranz und Respekt stehe, hier sehe er sich in der Tradition seiner Vorgänger und beteuerte, dass egal, welcher Couleur die Regierung der Stadt sei, sie immer an der Seite der Gemeinde stehen werde.
Zentralratspräsident Josef Schuster, der nicht zur Feier kommen konnte, betonte in seinem Grußwort, das Direktoriumsmitglied Michael Grünberg verlas, ebenfalls die Pionierarbeit der Oldenburger Gemeinde. Sie sei vor allem von Frauen geleistet worden, namentlich von Sara-Ruth Schumann und Bea Wyler, dem ersten weiblichen Rabbiner in Deutschland und heute fortgeführt von Alina Treiger, der ersten in Deutschland ordinierten Rabbinerin nach Regina Jonas.
Jewrovision Entstanden sei neben allen anderen gemeindlichen und sozialen Angeboten der Gemeinde eine Sonntagsschule, das Leo-Trepp-Lehrhaus sowie ein sehr aktives Jugendzentrum, das mit seinen Auftritten bei der Jewrovision 2014 und 2016 sowie in diesem Jahr für Furore gesorgt habe. Schuster wünschte der Gemeinde viel Erfolg auch für die nächsten 25 Jahre.
»Was bedeuten 25 Jahre?«, hatte Gemeindevorsitzender Jehuda Wältermann bei seiner Begrüßung die Gäste im Saal gefragt, und beantwortet sie mit Vielfalt und dem Schaffen eines Zuhauses. So wolle er auch nicht von der Zuwanderung jüdischer Menschen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion sprechen, sondern lieber von Rückkehrern, die zum Judentum zurückgegefunde hätten.
Erziehung Diese Leistung kann sich die Gemeinde zugute schreiben. Dem schloss sich auch Gemeinderabbinerin Treiger an. Die Gemeinde könne stolz auf die Männer und Frauen sein, die jüdische Gemeinde mit Leben erfüllt zu haben. Und wenn es heiße, mit 20 Jahren verfolge man Ziele, mit 30 habe man die Kraft erreicht, die Arbeit zu meistern, so stehe mit 25 Jahre die Erziehung im Mittelpunkt und die wolle sie leisten.
Und auch Michael Daxner, einst Mitunterzeichner der Gründungsurkunde, Sozialwissenschaftler und Unterstützer des Lehrhauses, warf in seinem Festvortrag über die Frage, warum man einer jüdischen Gemeinde angehören sollte, anekdotische, wissenschaftliche und humorige Blicke zurück auf die Entstehung der Gemeinde, deren Anfänge – wie wohl vom damaligen Zentralratsvorsitzenden Ignatz Bubis befürwortet, durchaus von Zweifeln begleitet war, heute ihr 25-jähriges Jubiläum feiert.
Einem, der die Geschicke der Gemeinde stets verfolgt und mitgelenkt hatte, wurde schließlich noch eine ganz besondere Ehre zuteil. In Anwesenheit von Gunda Trepp enthüllte Krogmann die von Renate Deters-Ackermann gestaltete Bronzebüste des Ehrenbürgers der Stadt Oldenburg und letzten Landesrabbiner, Leo Trepp. Sie steht vor der Synagoge an der bereits nach ihm benannten Straße und wird die Oldenburger stets an den beeindruckenden Lehrer und Rabbiner erinnern.