Der evangelische Pfarrer Julius von Jan (1897-1964) ist heute, 56 Jahre nach seinem Tod, in Berlin von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als »Gerechter unter den Völkern« geehrt worden.
Botschafter Jeremy Issacharoff nannte den württembergischen Pfarrer »ein leuchtendes Beispiel für Integrität, da er als Mann Gottes den Juden in der dunkelsten Zeit ihrer Geschichte zur Seite stand«. Jan habe das Wort ergriffen, »gleich nachdem die Synagogen niedergebrannt und jüdische Geschäfte im ganzen Land verwüstet und geplündert worden waren«.
Er habe getan, »was jeder humane Mensch hätte tun sollen, und doch war er nur die Ausnahme«, erklärte Issacharoff anlässlich einer Feierstunde.
Die Ehrenurkunde und Medaille nahm der 86-jährige Sohn, Richard von Jan, entgegen. Mit der Auszeichnung würdigt Yad Vashem Menschen, die sich im Nationalsozialismus für verfolgte Juden eingesetzt haben.
Pfarrer von Jan hielt am 16. November 1938, eine Woche nach der »Pogromnacht«, eine Bußtagspredigt in der St. Martinskirche in Oberlenningen, in der er das Niederbrennen der Synagogen, den Raub jüdischen Eigentums und die Verschleppung der Juden in Konzentrationslager verurteilte. Kurz danach ist er von SA-Männern brutal zusammengeschlagen worden. Er überlebte den Angriff und kam ins Gefängnis.
Im April 1939 wurde Julius von Jan aus Württemberg ausgewiesen und fand Zuflucht in Bayern. Nach einer Verurteilung zu einer Haftstrafe wurde er 1940 an die Ostfront geschickt. Im September 1945 kehrte er zurück ins Pfarrhaus nach Oberlenningen. Er starb am 21. September 1964 im Alter von 67 Jahren. epd