Glückwunsch

Engagierte Jubilarin

Ilse Ruth Snopkowski, Gründerin der Jüdischen Kulturtage und Trägerin zahlreicher Auszeichnungen, feiert ihren 85. Geburtstag

von Miryam Gümbel  07.04.2022 13:51 Uhr

Ehrenamtlich tätig: Ilse Ruth Snopkowski Foto: Malbrich fotografie

Ilse Ruth Snopkowski, Gründerin der Jüdischen Kulturtage und Trägerin zahlreicher Auszeichnungen, feiert ihren 85. Geburtstag

von Miryam Gümbel  07.04.2022 13:51 Uhr

»Das älteste meiner vier Enkelkinder steht gerade vor seiner Abiturprüfung«, erzählt Ilse Ruth Snopkowski wenige Tage vor ihrem 85. Geburtstag, den sie am 4. April feierte. Was sie am Engagement von Simon, benannt nach seinem Großvater, besonders freut, ist die Auswahl des Themas für seine Seminararbeit – angeregt durch den Film Refuge in Music – Theresienstadt. Die Dokumentation von Dorothee Binding und Benedict Mirow entstand 2013 im Auftrag der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

Dabei geht es auch um die Beweggründe der nächsten Musikergeneration, dem Vergessen entgegenzuwirken, aus der Vergangenheit die Lehre des »Nie wieder« zu ziehen. So entschloss sich der Enkel der Jubilarin, über das Thema »Musik im Holocaust« zu arbeiten.

tradition Dieses Engagement liegt ganz in der Tradition seiner Großeltern. Ilse Ruth Snopkowski hatte von 1987 bis 2017, dem Jahr ihres Rückzugs in den Ruhestand, die Jüdischen Kulturtage München mitgestaltet und -verantwortet. Nach dem Tod ihres Mannes Simon im Jahr 2001 leitete sie zudem bis 2017 als Vorsitzende das Programm der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur. Diese weit über München hinaus geschätzte Einrichtung will kulturelles jüdisches Leben in München und Bayern wieder präsenter werden lassen.

Die Gesellschaft hat sich seither bemüht, die facettenreiche jüdische Kultur und Geschichte zu vermitteln. Sie leistete Pionierarbeit und stellte erstmals nach der Schoa wieder jüdische Musik, wie osteuropäische Klezmermusik, sefardisches Liedgut und synagogale Musik, sowie jiddischsprachiges Theater einer breiten Öffentlichkeit vor.

Der seinerzeit noch unbekannte Giora Feidman trat auf und blieb über Jahrzehnte einer der beliebtesten Klezmermusiker in Deutschland. Das Jiddische Theater aus Warschau kam nach München. Ausstellung und Dokumentation trugen zum Kennenlernen und besseren Verständnis einer weitgehend ausgelöschten Kultur bei, ein besonderes Anliegen der 1987 gegründeten Jüdischen Kulturtage.

krebshilfe Schon Jahre vorher hatte Ilse Ruth Snopkowski ein Anliegen realisiert, das ihr besonders am Herzen lag: Sie gründete 1980 die Gesellschaft zur Förderung der Krebshilfe in Israel, Komitee für Bayern e.V. und baute sie als deren Vorsitzende zur damals leistungsstärksten Freundesgruppe der israelischen Krebshilfe weltweit auf.

Eines ihrer Projekte liegt ihr besonders und weiterhin am Herzen – und das will sie auch in Zukunft weiterführen: den Simon-Snopkowski-Preis.

Prominente Künstler unterstützten ihre Arbeit: Thomas Gottschalk, Mike Krüger, Konstanze Vernon. Von der seinerzeitigen Präsidentin der Israel Cancer Association, Suzy Eban sel. A., wurde sie zum Honorary Fellow der Israelischen Krebshilfe ernannt.

Diese Projekte werden heute von anderen Personen weitergeführt. 2017 zog sich Ilse Ruth Snopkowski in den Ruhestand zurück. Allzu wörtlich darf man diese Bezeichnung allerdings nicht nehmen. Denn eines ihrer Projekte liegt ihr besonders und weiterhin am Herzen – und das will sie auch in Zukunft weiterführen: den Simon-Snopkowski-Preis. Sie setzt dabei auf die Jugend, die ihr Umfeld mit Blick auf die jüdische Vergangenheit erforschen soll.

schulklassen Das Programm kam vor allem bei Schulklassen gut an – bis auch hier Corona dem zweijährigen Turnus einen Riegel vorschob. Doch es soll und wird weitergehen – davon ist die Initiatorin fest überzeugt. Bei den Auszeichnungen waren stets prominente und in Sachen Demokratie hoch engagierte Menschen als Ehrenpreisträger mit einbezogen, darunter Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, die Brüder Hans-Jochen und Bernhard Vogel sowie der Regisseur Michael Verhoeven.

Auch die engagierte Jubilarin wurde vielfach ausgezeichnet und geehrt – mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Bayerischen Verdienstorden, der bayerischen Verfassungsmedaille in Silber und Gold, dem Ehrenkreuz der Republik Österreich und vielem mehr. Ehrungen, die sie sich in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit verdient hat, wie IKG-Präsidentin Charlotte Knob­loch unterstreicht. Sie wünscht Ilse Ruth Snopkowski persönlich, aber auch im Namen von Präsidium und Vorstand der Münchner Kultusgemeinde viel Kraft und Gesundheit, um ihre ehrenamtliche Tätigkeit noch lange erfolgreich weiterzuführen. Ad mea we-esrim!

Forschung

Vom »Wandergeist« einer Sprache

Die Wissenschaftlerinnen Efrat Gal-Ed und Daria Vakhrushova stellten in München eine zehnbändige Jiddistik-Reihe vor

von Helen Richter  14.01.2025

Nachruf

Trauer um Liam Rickertsen

Der langjährige Vorsitzende von »Sukkat Schalom« erlag seinem Krebsleiden. Er war ein bescheidener, leiser und detailverliebter Mensch

von Christine Schmitt  14.01.2025

Porträt der Woche

Keine Kompromisse

Rainer R. Mueller lebt für die Lyrik – erst spät erfuhr er von seiner jüdischen Herkunft

von Matthias Messmer  12.01.2025

Familien-Schabbat

Für den Zusammenhalt

In den Synagogen der Stadt können Kinder und Eltern gemeinsam feiern. Unterstützung bekommen sie nun von Madrichim aus dem Jugendzentrum »Olam«

von Christine Schmitt  12.01.2025

Köln

Jüdischer Karnevalsverein freut sich über großen Zulauf

In der vergangenen Session traten 50 Neumitglieder dem 2017 gegründeten Karnevalsverein bei

 11.01.2025

Vorsätze

Alles neu macht der Januar

Vier Wochen Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßes? Oder alles wie immer? Wir haben Jüdinnen und Juden gefragt, wie sie ihr Jahr begonnen haben und ob sie auf etwas verzichten

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt, Katrin Richter  09.01.2025

Würdigung

»Vom Engagement erzählen«

Am 10. Januar laden Bundespräsident Steinmeier und seine Frau zum Neujahrsempfang. Auch die JSUD-Inklusionsbeauftragte Jana Kelerman ist dabei

von Katrin Richter  09.01.2025

Gedenktag

Uraufführung mit den »Violins of Hope«

Ein besonderes Konzert anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz hat sich das Rundfunk-Sinfonieorchester vorgenommen. Es interpretiert ein Werk für die Geigen, die die Schoa überstanden haben

von Christine Schmitt  08.01.2025

Universität

Preise der »World Union of Jewish Students« in Berlin vergeben

Die weltweite Vertretung jüdischer Studierender hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert und besonders verdienstvolle Personen und Verbände ausgezeichnet

 07.01.2025