»Das älteste meiner vier Enkelkinder steht gerade vor seiner Abiturprüfung«, erzählt Ilse Ruth Snopkowski wenige Tage vor ihrem 85. Geburtstag, den sie am 4. April feierte. Was sie am Engagement von Simon, benannt nach seinem Großvater, besonders freut, ist die Auswahl des Themas für seine Seminararbeit – angeregt durch den Film Refuge in Music – Theresienstadt. Die Dokumentation von Dorothee Binding und Benedict Mirow entstand 2013 im Auftrag der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Dabei geht es auch um die Beweggründe der nächsten Musikergeneration, dem Vergessen entgegenzuwirken, aus der Vergangenheit die Lehre des »Nie wieder« zu ziehen. So entschloss sich der Enkel der Jubilarin, über das Thema »Musik im Holocaust« zu arbeiten.
tradition Dieses Engagement liegt ganz in der Tradition seiner Großeltern. Ilse Ruth Snopkowski hatte von 1987 bis 2017, dem Jahr ihres Rückzugs in den Ruhestand, die Jüdischen Kulturtage München mitgestaltet und -verantwortet. Nach dem Tod ihres Mannes Simon im Jahr 2001 leitete sie zudem bis 2017 als Vorsitzende das Programm der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur. Diese weit über München hinaus geschätzte Einrichtung will kulturelles jüdisches Leben in München und Bayern wieder präsenter werden lassen.
Die Gesellschaft hat sich seither bemüht, die facettenreiche jüdische Kultur und Geschichte zu vermitteln. Sie leistete Pionierarbeit und stellte erstmals nach der Schoa wieder jüdische Musik, wie osteuropäische Klezmermusik, sefardisches Liedgut und synagogale Musik, sowie jiddischsprachiges Theater einer breiten Öffentlichkeit vor.
Der seinerzeit noch unbekannte Giora Feidman trat auf und blieb über Jahrzehnte einer der beliebtesten Klezmermusiker in Deutschland. Das Jiddische Theater aus Warschau kam nach München. Ausstellung und Dokumentation trugen zum Kennenlernen und besseren Verständnis einer weitgehend ausgelöschten Kultur bei, ein besonderes Anliegen der 1987 gegründeten Jüdischen Kulturtage.
krebshilfe Schon Jahre vorher hatte Ilse Ruth Snopkowski ein Anliegen realisiert, das ihr besonders am Herzen lag: Sie gründete 1980 die Gesellschaft zur Förderung der Krebshilfe in Israel, Komitee für Bayern e.V. und baute sie als deren Vorsitzende zur damals leistungsstärksten Freundesgruppe der israelischen Krebshilfe weltweit auf.
Eines ihrer Projekte liegt ihr besonders und weiterhin am Herzen – und das will sie auch in Zukunft weiterführen: den Simon-Snopkowski-Preis.
Prominente Künstler unterstützten ihre Arbeit: Thomas Gottschalk, Mike Krüger, Konstanze Vernon. Von der seinerzeitigen Präsidentin der Israel Cancer Association, Suzy Eban sel. A., wurde sie zum Honorary Fellow der Israelischen Krebshilfe ernannt.
Diese Projekte werden heute von anderen Personen weitergeführt. 2017 zog sich Ilse Ruth Snopkowski in den Ruhestand zurück. Allzu wörtlich darf man diese Bezeichnung allerdings nicht nehmen. Denn eines ihrer Projekte liegt ihr besonders und weiterhin am Herzen – und das will sie auch in Zukunft weiterführen: den Simon-Snopkowski-Preis. Sie setzt dabei auf die Jugend, die ihr Umfeld mit Blick auf die jüdische Vergangenheit erforschen soll.
schulklassen Das Programm kam vor allem bei Schulklassen gut an – bis auch hier Corona dem zweijährigen Turnus einen Riegel vorschob. Doch es soll und wird weitergehen – davon ist die Initiatorin fest überzeugt. Bei den Auszeichnungen waren stets prominente und in Sachen Demokratie hoch engagierte Menschen als Ehrenpreisträger mit einbezogen, darunter Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, die Brüder Hans-Jochen und Bernhard Vogel sowie der Regisseur Michael Verhoeven.
Auch die engagierte Jubilarin wurde vielfach ausgezeichnet und geehrt – mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Bayerischen Verdienstorden, der bayerischen Verfassungsmedaille in Silber und Gold, dem Ehrenkreuz der Republik Österreich und vielem mehr. Ehrungen, die sie sich in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit verdient hat, wie IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch unterstreicht. Sie wünscht Ilse Ruth Snopkowski persönlich, aber auch im Namen von Präsidium und Vorstand der Münchner Kultusgemeinde viel Kraft und Gesundheit, um ihre ehrenamtliche Tätigkeit noch lange erfolgreich weiterzuführen. Ad mea we-esrim!