Auszeichnung

Engagiert für Würzburg

Ehrenbürger Josef Schuster beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Foto: Georg Wagenbrenner

Die 2018er Würzburger Stein-Harfe-Riesling-Auslese hat ein Bouquet von Orangenblüten und mediterranen Kräutern – so beschreibt es der Hersteller. Genau dieser Wein war im »Riemenschneider-Becher«, aus dem Zentralratspräsident Josef Schuster am Montagabend trank. Der »Ehrentrunk« war nur ein Teil der Zeremonie für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt und eine Urkunde waren zwei weitere.

In seiner Laudatio wies der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) auf die biografische Verwurzelung Schusters in der fränkischen Metropole hin und betonte dessen Offenheit und Klarheit. Die Erinnerung an die Schoa wachzuhalten und sicherzustellen, dass Politik und Zivilgesellschaft aus dem nationalsozialistischen Völkermord auch heute die notwendigen Konsequenzen zögen, seien zentrale Anliegen des neuen Ehrenbürgers.

»kontingentflüchtlinge« Besonders Schusters Engagement für die Integration der »Kontingentflüchtlinge« aus der ehemaligen Sowjetunion in die Würzburger jüdische Gemeinde und das 2006 eingeweihte jüdische Kultur- und Gemeindezentrum »Shalom Europa« würdigte der Kommunalpolitiker.

Schuster sei ein »besonders glaubwürdiger Anwalt eines pluralistischen und weltoffenen, toleranten und demokratischen Deutschland«, der als moralische Instanz landesweit und auch weit über Deutschland hinaus gehört und beachtet werde. So steigere er auch die Bekanntheit und das Ansehen seiner Heimatstadt.

Bevor Schuster seiner Frau Jutta dankte, nahm er das Publikum im Rathaussaal mit auf eine gedankliche Zeitreise zu der rund 900-jährigen, von Höhen und Tiefen geprägten Geschichte der jüdischen Gemeinde. Er wies darauf hin, dass die Würzburger Gemeinde insofern ein Alleinstellungsmerkmal besitze, als dass sie im November 1945 von 59 Jüdinnen und Juden neu gegründet worden sei, die zumeist aus der Region waren.

zeitreise »Der Grund, warum ich mit Ihnen diese kleine Zeitreise unternehme, ist der, dass zu viele Menschen in unserer Gesellschaft unterschätzen, wie lange Juden bereits hier in Deutschland und auch hier in Würzburg leben«, sagte Schuster.

Seine Gefühle am Abend der Ehrung bezeichnete Schuster als »ambivalent«. Die Verantwortung für das Umfrage-Hoch der AfD und das Ergebnis der Partei bei der Landratswahl im thüringischen Sonneberg liege nicht nur bei den Politikern, sondern in erster Linie bei den Wählerinnen und Wählern.

Schuster bat die Zuhörer in Würzburg, »jene Gräben in unserer Gesellschaft, die wir jetzt für unüberbrückbar halten, aufzufüllen«, und appellierte an das Auditorium: »Wehren wir uns gemeinsam gegen Hetze und Menschenfeindlichkeit – wir schulden es der Geschichte unserer Stadt.«

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Militärseelsorge

Militärrabbiner Ederberg: Offenes Ohr für Soldaten im Norden

Arbeit bei der Bundeswehr sei Dienst an der Gesellschaft insgesamt, den er als Rabbiner gerne tue, sagt Ederberg

 11.03.2025

Buchvorstellung

Parallelen zum BDS-Boykott von heute

Andreas E. Mach untersuchte die Geschichte jüdischer Familienunternehmer in München

von Luis Gruhler  10.03.2025

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung und eine Spendenkampagne für Familien israelischer Soldaten

von Christine Schmitt  10.03.2025

Antisemitismus

Rabbiner Pinchas Goldschmidt zu Vorfall in München: »Abschieben! Noch heute!«

Drei junge Syrer randalierten am Samstag vor dem jüdischen Gemeindezentrum - in ersten Reaktionen forderten Rabbiner harte Konsequenzen

 10.03.2025

München

Hilfe von »Ruth«

Der Jüdische Frauenverein ermöglicht Bedürftigen ein Leben in Würde

von Luis Gruhler  09.03.2025

Berlin

Des Nougats Kern

Yahel Michaeli lädt in ihrer Patisserie zu Kursen ein, in denen sie die Kunst der Schokoladen- und Pralinenherstellung lehrt. Ein Besuch zwischen Mousse und Callets

von Alicia Rust  09.03.2025

Dialog

Buber-Rosenzweig-Medaille wird am Sonntag in Hamburg verliehen

In diesem Jahr geht die Medaille an das Ehepaar Meron Mendel und Saba-Nur Cheema. An der Auszeichnung gab es im Vorfeld scharfe Kritik aus der jüdischen Gemeinschaft

 09.03.2025

Porträt der Woche

Die DNA verändern

Esther Deppe aus Bielefeld studiert Chemie und möchte in der Genforschung arbeiten

von Gerhard Haase-Hindenberg  08.03.2025