Der deutsch-ägyptische Politologe Hamed Abdel-Samad und der palästinensisch-israelische Psychologe Ahmad Mansour erhalten in diesem Jahr die Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Beide Autoren werden für ihr jahrelanges Engagement gegen Antisemitismus geehrt, wie die Jüdische Gemeinde am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Die Auszeichnung soll im Oktober verliehen werden.
Ahmad Mansour sei in Israel als Antisemit aufgewachsen und habe sich als Jugendlicher sogar in islamistischen Kreisen bewegt, hieß es. Heute engagiere sich der 38-Jährige, der seit 2004 in Deutschland lebt, in verschiedenen Präventionsprojekten und kämpfe gegen religiösen Extremismus und für eine demokratische Kultur des Dialogs.
verpflichtung »Die Auszeichnung der Jüdischen Gemeinde ist mir eine Ehre und eine Verpflichtung zugleich – gerade in solch schweren Zeiten«, sagte Ahmad Mansour der Jüdischen Allgemeinen auf Anfrage. »Der Kampf gegen Antisemitismus ist gerade wichtiger denn je. Es geht um unsere Demokratie, Zukunft und unsere Werte.«
Jeder Demokrat solle deutlich machen, dass Antisemiten, egal welcher Herkunft, die gesamte offene Gesellschaft attackieren und nicht allein Juden, so Mansour weiter. »Nicht nur die arabische oder die türkische Community hat ein Problem, sondern wir alle«, betonte der Psychologe. »Wir müssen geschlossen den Antisemitismus bekämpfen und ablehnen.«
Der 1972 als Sohn eines Imams in Ägypten geborene Hamed Abdel-Samad lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Nach der Veröffentlichung seines kritischen Buchs Abschied vom Himmel im Jahr 2009 wurde eine Fatwa gegen ihn ausgesprochen.
fremdenfeindlichkeit »Muslime sollten die engagierteste Bevölkerungsgruppe sein, wenn es um den Kampf gegen Antisemitismus geht«, betont Abdel-Samad Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. »Erstens weil Antisemitismus eine Form der gruppenbezogenen Fremdenfeindlichkeit ist, die sich ausweiten und andere Gruppen, auch Muslime, erreichen könnte. Das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zeigt das am deutlichsten.«
Außerdem sei der Einsatz gegen Judenhass notwendig, weil dieser unter jungen Muslimen in Europa »sehr stark ausgeprägt ist, die überhaupt nichts mit dem arabisch-israelischen Konflikt zu tun haben«. Hier werde der Judenhass als einer der Motoren der Radikalisierung dieser jungen Menschen benutzt, so der Preisträger. »Deshalb ist der Kampf gegen Antisemitismus auch ein Kampf gegen den Islamismus und die Radikalisierung.«
Mit der Neuberger-Medaille zeichnet die Jüdische Gemeinde Düsseldorf seit 1991 jährlich Personen des nichtjüdischen öffentlichen Lebens für ihre Verdienste um die jüdische Gemeinschaft aus. Namensgeber ist der jüdische Rechtsanwalt und frühere NRW-Justizminister Josef Neuberger (1902–1977).
Zu den früheren Preisträgern gehören Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (beide CDU) und der frühere NRW-Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Johannes Rau (SPD). Im vergangenen Jahr wurde die Düsseldorfer Punkrock-Band »Die toten Hosen« ausgezeichnet. (mit epd)