In diesen Tagen und Wochen ist Israel häufig in den Nachrichten. Ein bedeutender Jahrestag folgt dem nächsten. Staatsgründung vor 67 Jahren, 50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen und der in Deutschland und ganz Europa begangene I-Like-Israel-Tag (ILI).
Gefeiert werden Freundschaft und Verbundenheit, wie jüngst in Nürnberg, jener Stadt, die für viele Juden und Nichtjuden lange Zeit mit einer menschenverachtenden Gesetzgebung verbunden war. Am Sonntag luden die Stadt, die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg (IKG) und die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Mittelfranken zum Festakt mit Empfang ein. Anlass hierfür war das 50-jährige Jubiläum der israelisch-deutschen diplomatischen Beziehungen.
Prominenz Unter den geladenen Gästen war viel Prominenz, etwa Zentralratspräsident Josef Schuster und Charlotte Knobloch, Präsidentin der IKG München und Oberbayern. Gertrud Steinl, eine Gerechte unter den Völkern, war eingeladen sowie Bundestagsmitglieder, Mitglieder des Landtags, Vertreter der Kirchen und der muslimischen Gemeinden. Dem Anlass entsprechend begann der Abend staatstragend. Die Staatsphilharmonie Nürnberg spielte die Nationalhymnen Israels und Deutschlands. Sie umrahmte den gesamten Festakt musikalisch.
Dass diplomatische Beziehungen nicht knochentrocken und von taktischem Geplänkel geprägt sein müssen, bewiesen Jo-Achim Hamburger, Pressesprecher der IKG, und André Freud, Vorsitzender der DIG Mittelfranken. Sie führten ihre Zuhörer gedanklich ins Jahr 1965 der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland zurück. Im Wechsel lieferten sie ein Zeitporträt aus Anekdoten sowie politischen und sportlichen Informationen zu Deutschland und Israel.
Für ihn sei es »ein Wunder, dass am Rathaus die israelische Flagge hängt, um das 50. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen zu begehen«, bekannte Dan Shaham, Generalkonsul des Staates Israel. Der Name Nürnbergs habe in Israel »keinen guten Klang« gehabt. In der heutigen Wahrnehmung jedoch sei Nürnberg »eine Stadt, die sich offen zur Vergangenheit bekennt und ihre Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft übernommen hat«.
Schutzschirm Ulrich Maly, Nürnbergs Oberbürgermeister, sprach mit Blick auf die Entfaltung jüdischen Lebens von einem »Horizont der Hoffnung«. Er konstatierte: »Wir wollen der Schutzschirm der Gemeinde sein, solange sie ihn braucht. Wir stehen auf gegen Fremdenhass, Antisemitismus und Rassismus.« Er sprach auch von der Sehnsucht nach Normalität, die er in der Gemeinde erlebt habe, dem Wunsch, ohne Polizeischutz auszukommen.
Markus Söder, Bayerns Staatsminister für Finanzen, betonte: »Es gibt kein Vergessen. Der Blick in die Zukunft ist immer verbunden mit dem Blick in die Vergangenheit. Es gibt keine Entschuldigung für die Vergangenheit und auch keine Relativierung.« Deshalb wäre es ein wichtiges Signal, »dass es endlich gelingt, Parteien wie die NPD zu verbieten«.
Schüler des Melanchthon-Gymnasiums steuerten zum Fest einen Film bei, den sie bei einer Reise durch Israel gedreht hatten und nun vorführten. Mit ihm wollten sie vor allem andere Jugendliche ansprechen. Motivieren und ansprechen ließen sich auch rund 3000 Bürger in Hannover.
Sie waren auf Einladung der DIG zum Freundschaftsfest gekommen. Die Tanzgruppe der liberalen jüdischen Gemeinde bot im Innenhof am Lister Turm ihre Performance. Das Chai-Jugendzentrum sang Lieder über Jerusalem, und Mitglieder der Regionsversammlung berichteten von der fast 30 Jahre währenden Partnerschaft zwischen Hannover und der Region Unter-Galiläa in Israel.
Synagogenführung Ebenso lang ist der partnerschaftliche Austausch zwischen Mainz und Haifa sowie Düsseldorf und Haifa. Erneuert wurde er am ILI-Tag. Die Jüdische Gemeinde Mainz hatte zu ihrem vierten Israel-Tag ins Gemeindezentrum eingeladen. Der Andrang war groß. Gleich zweimal musste Gemeindevorsitzende Stella Schindler-Siegreich die Gäste durch die von Manuel Herz entworfene Synagoge führen.
Und auch einige Ehemalige besuchten den Zick-Zack-Bau. »Ich komme oft mit meinen Kindern und Enkeln nach Deutschland. Sie sollen schließlich wissen, wo sie herkommen«, sagt Bernhard Lazarus, der inzwischen in Israel lebt. Seinen Eltern war die Flucht aus Nazi-Deutschland Richtung Südafrika gelungen.
Israel, »das ist unsere religiöse und emotionale Heimat«, hatte Schindler-Siegreich bei der Eröffnung betont. Israelfahnen und Informationsflyer liegen an diesem Tag genügend aus. Und es gibt den Film Haifa, das Tor Israels zu sehen. Schiffe mit Tausenden von Menschen – in verblassendem Schwarz-Weiß – legen am Hafen an. 60.000 Juden sind über die Hafenstadt ins Gelobte Land eingereist.
Partnerstädte Auch Düsseldorf verbindet eine lange Partnerschaft mit dieser Mittelmeerstadt. Die Düsseldorfer hatten sich auf dem Schadowplatz zum Feiern getroffen. Große und kleine Israelfähnchen wurden geschwungen und zierten die Stände. Luftballons mit »I Like Israel« bekundeten die Sympathien, Hummus- und Falafel-Stände waren ein kulinarisches Muss bei der Feier in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt.
»Israel ist ein faszinierendes Land«, modern und fortschrittlich, bekannte Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel. »Vor dem Hintergrund der schweren Schuld, die Deutschland auf sich geladen hat, ist es schön, dass eine solche Freundschaft zwischen den Ländern entstanden ist«, sagte der bekennende Israelliebhaber. Der Kontakt zum jüdischen Staat, aber auch zur jüdischen Gemeinschaft sei ihm wichtig. Die Jüdische Gemeinde sei ein integraler Bestandteil Düsseldorfs, sagte Geisel.
Grusswort Klein aber fein feierte man Israels Geburtstag in Aachen. Die DIG hatte zu einem Fest am Elisenbrunnen eingeladen. »Ohne die Erinnerungen an die Vergangenheit kann es keine Zukunft im israelisch-deutschen Verhältnis geben«, bekundeten die Redner übereinstimmend – unter ihnen Bürgermeisterin Margrethe Schmeer, der Stellvertretende Städteregionsrat Hans-Josef Hilsenbeck. Jörg Lindemann vom Städteregionsrat verlas das Grußwort von Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman.
»Ohne die Menschen in diesen Organisationen wäre die Bewältigung der abscheulichen Taten der Deutschen im Zweiten Weltkrieg nicht zu schaffen gewesen«, sagte Schmeer. Deswegen feiere man nicht im Stillen, sondern im Herzen Aachens. Die Stadt habe sich von jeher gegen Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Ausgrenzung jedweder Art positioniert. »Deshalb sind wir heute hier.«