Fünf Minuten mit

Elena Tanaeva

Frau Tanaeva, gibt es Familien in Dresden, die ihre Kinder aus finanziellen Gründen nicht ins Machane schicken?
Bis jetzt haben wir es immer irgendwie geschafft, dass alle hinfahren konnten. Zwei Drittel der Familien, die ihre Kinder ins ZWST-Machane schicken, beziehen Sozialhilfe. Unsere Gemeindemitglieder bezahlen darum fast ausnahmslos den Mindesbeitrag von 250 Euro pro Kind. Da können wir sie nicht weiter entlasten, weil wir nur sehr knappe finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Ich denke, das geht den meisten Gemeinden in den neuen Bundesländern nicht anders.

Sind heute mehr Familien in der Gemeinde Dresden auf Unterstützung angewiesen als noch vor zehn Jahren?
Die Situation hat sich nicht groß verändert. Wer in den neuen Bundesländern Arbeit findet, ist normalerweise Computerspezialist, Arzt oder ähnliches. Die Mehrheit der Gemeindemitglieder schlägt sich mit Ein-Euro-Jobs oder Arbeitsprogrammen durch. Damit können sie sich etwas zu Hartz IV dazuverdienen und dadurch das Machane für die Kinder finanzieren. Positiv für die Arbeitsmarktentwicklung könnte sein, dass sich Dresden immer mehr zu einem beliebten Tourismusstandort entwickelt.

Welche Mittel stehen Ihrer Gemeinde zur Verfügung, um gegen die Armut der Mitglieder vorzugehen?
Die Armut in der Gemeinde ist groß, gerade ältere Mitglieder leben häufig allein von 350 Euro Grundsicherung pro Monat. Fast alle von ihnen sind Holocaust-Überlebende. Eine Vollzeitbeschäftigung hat in der Gemeinde kaum jemand. Wichtig ist, dass die Menschen im Erwerbsalter eine sinnvolle Beschäftigung haben und ihre Deutschkenntnisse verbessern. Unsere Gemeinde bemüht sich, ihnen zu helfen, zum Beispiel bei der Arbeitssuche oder beim Beantragen von Zusatzleistungen. Wir versuchen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Armut zu lindern.

Tappen Kinder aus armen Familien häufig auch in die Armutsfalle, oder können sie aus dem Negativkreislauf ausbrechen?
Die Kinder integrieren sich vollständig und können aus dem Teufelskreis der Armut ausbrechen. Es gibt wenige Ausnahmefälle, aber 90 Prozent machen das Abitur und gehen studieren. Jedoch bleibt nur ein Teil der Uni-Absolventen in Dresden, die meisten gehen fort, an Orte, wo sie Arbeit finden.

Das Gespräch führte Lukas Dreifuss.

Kino

Unerträgliche Wahrheiten

Das Dokudrama »Die Ermittlung« über den ersten Auschwitz-Prozess wurde bei den Jüdischen Filmtagen gezeigt

von Nora Niemann  05.02.2025

Interview

»Wo immer wir gebraucht werden – wir sind da«

Rabbiner David Geballe über Seelsorge in der Bundeswehr und die Vermittlung von Wissen

von Helmut Kuhn  04.02.2025

Porträt der Woche

Frau der ersten Stunde

Avital Toren wurde vor 30 Jahren gebeten, die Gemeinde in Heilbronn aufzubauen

von Gerhard Haase-Hindenberg  02.02.2025

Hamburg

»Wir sind dran!«

Von Klimawandel bis jüdische Identität: Der Jugendkongress 2025 verspricht vier intensive Tage

von Florentine Lippmann  02.02.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Berlin

Jüdische Stimmen zur Asyl-Abstimmung: Ein Überblick

Wie blicken Juden auf den Vorwurf, die CDU reiße die Brandmauer zur AfD ein? Wir haben uns umgehört

von Imanuel Marcus  30.01.2025

Bildung

Das beste Umfeld

Zwar beginnt das neue Schuljahr erst nach dem Sommer, doch schon jetzt fragen sich Eltern: Welche Schule ist die richtige? Gespräche mit Schulleitern über Wartelisten, Sprachniveau und Traditionen

von Christine Schmitt  30.01.2025

München

Fit fürs Finale

Beim Vorentscheid zum »Chidon Hatanach« in Jerusalem wurde wieder jede Menge religiöses Wissen abgefragt

von Luis Gruhler  30.01.2025

Rostock

Den Vorhang auf

Seit vielen Jahren gibt es in der Jüdischen Gemeinde eine Theatergruppe. Ein Besuch bei den Proben für »Kalif Storch« im Kulturhistorischen Museum

von Katrin Richter  29.01.2025