Ein im Sommer vergangenen Jahres in München aufgetauchter Brief von Albert Einstein (1879–1955) an seinen Wissenschaftskollegen Julius Hirsch (1882–1961) von 1932 ist authentisch.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sprach bei der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse am Mittwoch von einem »Ausnahmefund«. Wie die Bayerischen Staatsbibliothek herausfand, ist das Dokument eine Kopie des originalen Briefs. Zudem finden sich darauf Spuren eines zweiten Briefs: von Einsteins zweiter Frau Elsa ebenfalls an Hirsch.
archiv Die Briefkopie war 2018 bei Routinearbeiten im Archiv der Kultusgemeinde in München gefunden worden. Laut der Leiterin des Kulturzentrums der Kultusgemeinde, Ellen Presser, war sie Bestandteil eines Konvoluts, das ein Bürger der Kultusgemeinde vermacht hatte.
Zwischen vergilbten Zeitungs-Nachrufen auf den 1961 verstorbenen jüdischen Professor Hirsch steckte Presser zufolge die Kopie des Briefs, in dem Einstein seinem Kollegen 1932 zum Geburtstag gratulierte. Seither war unklar, ob der Brief echt ist.
Mit einer sogenannten Hyperspektralen Bildanalyse untersuchten Forscher der Staatsbibliothek das Schriftstück. Laut Generaldirektor Klaus Ceynowa handelt es sich um eine Diazotypie: ein damals übliches, auf der Verwendung von Salzen basierendes Lichtkopierverfahren.
analyse Ob Einstein den Originalbrief – der heute im Leo-Baeck-Institut in New York liegt – selbst kopiert hat, sei nicht abschließend geklärt, sagte Ceynowa. Zudem ergab die Analyse, dass sich auf dem Dokument Schriftspuren eines Briefs von Elsa Einstein abgedrückt haben.
Presser sagte, für die Kultusgemeinde habe die Briefkopie einen »hohen ideellen Wert«. Fast alles, was jüdisches Leben und jüdische Kultur in der Vorkriegszeit ausgemacht habe, sei verschwunden. Nun halte sie ein Artefakt in Händen, »das eine Authentizität hat«. Die Spurensuche, etwa zur Frage, ob der Originalbrief von Elsa Einstein ebenfalls im Leo-Baeck-Institut aufbewahrt ist, gehe nun weiter. epd