»Wir haben getanzt, wir haben gelacht, wir haben gesungen und wir haben uns gefreut. Das war wie eine kleine Simchat Tora«, zeigt sich Rabbiner Shalom Dov Ber Rabinovitz sichtlich angetan. Der Anlass für diese Ausgelassenheit: Seit vergangenem Sonntag ist die jüdische Gemeinschaft in Bad Homburg und dem Hochtaunuskreis stolze Besitzerin einer eigenen Torarolle.
Gespendet haben die Heilige Schrift die Brüder David und Alexander Granowski aus Frankfurt. Ihnen sei es ein wichtiges Anliegen, das Judentum in Deutschland zu beleben und zu fördern, erklärt der Rabbiner. So war dies nicht die erste Tora, die die beiden ursprünglich aus Odessa stammenden Brüder gestiftet haben. Auch Karlsruhe und Hannover erhielten bereits ein solch großzügiges Geschenk von ihnen. Die Restaurierung der Mikwe in der Frankfurter Westendsynagoge haben die Granowskis ebenfalls finanziell unterstützt.
Gäste Rund 200 Personen waren am Sonntag ins Bad Homburger Kurhaus gekommen, um die Einhebung der neuen Torarolle zu feiern. Unter den Gästen befanden sich auch zahlreiche Repräsentanten der Kurstadt wie Bürgermeister Karl Heinz Krug, Sozialdezernent Dieter Kraft und Kulturstadträtin Beate Fleige. Aus Frankfurt waren Rabbiner Menachem Halevi Klein und Harry Schnabel, Mitglied des Gemeindevorstands, gekommen. Denn die Bad Homburger Gemeinde ist eine Dependance der großen Gemeinde in der Bankenmetropole. Von dort stammte auch die Torarolle, aus der bisher in Bad Homburg gelesen wurde.
Rund 600 Juden leben im Hochtaunuskreis, schätzt Rabbiner Rabinovitz, davon 350 in der Kurstadt selbst. Es gibt keine Synagoge, dafür aber ein kleines Gemeindezentrum in unmittelbarer Nähe zur Louisenstraße, der zentralen Einkaufsmeile von Bad Homburg, wo Rabinovitz, der der Chabad-Bewegung angehört, jeden Schabbat den Gottesdienst leitet.
DAuerleihgabe Dort, in bescheidenen Räumlichkeiten, wird die neue, rund 30.000 Euro teure Schriftrolle künftig aufbewahrt werden, in einem Schrein, den die Familie Donath als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat. Imrich Donath ist der Begründer der »Initiative Jüdisches Leben« in Bad Homburg. Unterstützt hat ihn in seinem Engagement vor allem der Frankfurter Gemeinderabbiner Klein. Dass der circa 200 Jahre alte Aron Hakodesch, der sich schon lange im Besitz seiner Familie befindet, nun diese neue Bestimmung gefunden hat, erfüllt Donath mit Stolz und Freude.
Rund ein Jahr dauert es, bis eine Torarolle fertig geschrieben ist. Am Sonntag hatte Eliezer Rabinovitz, der Vater des Rabbiners, die große Ehre, die letzten der insgesamt 300.000 Buchstaben der Sefer Tora mit der Feder aufs Pergament zu schreiben.