Herr Schuster, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Schirmherrschaft über das Projekt des Zentralrats »Meet a Jew« übernommen. Was bedeutet das für den Zentralrat?
Es ist die größte Anerkennung, die man vonseiten des Bundespräsidenten für ein Projekt bekommen kann, und entsprechend wissen wir das natürlich auch zu schätzen und einzuordnen. Eine große Bestätigung dessen, was wir uns als Ziel gesetzt haben – durch Begegnung und positiven Austausch aktuelles jüdisches Leben sichtbar zu machen und damit zur Antisemitismus-Prävention beizutragen.
Also auch eine Ehre für die Freiwilligen, die sich bei »Meet a Jew« einbringen?
Absolut. Der Bundespräsident würdigt mit der Anerkennung seiner Schirmherrschaft das Konzept an sich und insbesondere das Engagement der Freiwilligen. Keiner von ihnen macht das Ganze beruflich, sondern vielmehr in der Freizeit – und nimmt sich frei von Schule oder Arbeit, um in Begegnungen in Schulklassen, Sportvereinen oder Universitäten zu gehen, dort aktuelles jüdisches Leben zu repräsentieren und dem Judentum ein Gesicht zu geben.
Wie kam es dazu, dass der Bundespräsident die Schirmherrschaft übernommen hat?
»Meet a Jew« ist ja ein Zusammenschluss der beiden Vorgängerprojekte »Rent a Jew« und »Likrat«. Im Rahmen des Gemeindetags 2019 hatte der Bundespräsident unsere Freiwilligen getroffen, und das hat den Stein ins Rollen gebracht. Wir haben damals die Begeisterung des Bundespräsidenten und seiner Frau für das Thema und auch für dieses Projekt gesehen. Sie haben sich wirklich viel Zeit genommen, sehr intensiv gefragt, persönliche Gespräche geführt. Man hat den beiden die Aufrichtigkeit und das Interesse angemerkt. Anschließend kam es dann zu Gesprächen mit dem Bundespräsidialamt, die schließlich in die Schirmherrschaft mündeten.
Eine Schirmherrschaft ist ja keine konkrete Unterstützung, sondern vielmehr eine symbolische.
Mit einer nicht zu unterschätzenden Aussage. Der Bundespräsident ist der höchste Repräsentant unseres Landes. Eine Schirmherrschaft kommt nur in Betracht, wenn eine Idee positive Auswirkungen für ganz Deutschland hat. Unsere Freiwilligen sind unabhängig von der Schirmherrschaft engagiert, wir haben im letzten Jahr knapp 240 Begegnungen stattfinden lassen können, digital und analog trotz Pandemie. Aber die Schirmherrschaft gibt uns allen Rückenwind, und wir rechnen dadurch auch nochmal mit einer größeren Aufmerksamkeit und Wahrnehmung dessen, was wir tun.
»Meet a Jew« ist außerdem Modellprojekt im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben« des Familienministeriums.
Das war bislang – seit dem Start des Projekts – unser Gütesiegel, unsere Auszeichnung. Die Schirmherrschaft setzt dem sozusagen jetzt noch die Krone auf.
Mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden sprach Annette Kanis.