Düsseldorf

»Ein Zuhause für alle«

Michael Rubinstein über jüdisches Leben in Corona-Zeiten und die Herausforderungen der Gemeindearbeit

von Heide Sobotka  14.05.2020 10:10 Uhr

Michael Rubinstein freut sich über die neue Herausforderung. Foto: pr

Michael Rubinstein über jüdisches Leben in Corona-Zeiten und die Herausforderungen der Gemeindearbeit

von Heide Sobotka  14.05.2020 10:10 Uhr

Herr Rubinstein, Sie haben jetzt in einer besonderen Zeit das Amt des Direktors der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf angetreten. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Ich freue mich auf die neue Herausforderung, auch wenn ich in einer Phase des absoluten Lockdown angetreten bin. Wir möchten – mit einem erweiterten Team – die Arbeitsabläufe modern gestalten und die Gemeinde so in die Zukunft führen. Wir wollen noch zielgerichteter die einzelnen Alters- und Gemeindegruppen erreichen und die Angebote besser auf sie zuschneiden. Unsere Jüdische Gemeinde soll zum Zuhause aller jüdischen Menschen hier werden.

Doch im Moment sind alle Türen zu, im Gemeindehaus wie auch in der Synagoge. Trotz Lockerung der Corona-Beschränkungen hat sich Düsseldorf gegen die Durchführung von Gottesdiensten und anderer Gemeindeaktivitäten entschieden. Warum?
Bis zum 31. Mai werden wir noch sämtliche Aktivitäten ruhen lassen. Die Notgruppen im Kindergarten und in der Grundschule gibt es weiter. Wir wollten gerade die älteren Mitglieder nicht in die Situation bringen, dass sie sich entscheiden müssen, ob sie vernünftigerweise zu Hause bleiben oder ob sie sich mit Bus und Bahn hierhin begeben. Wir wollten das Risiko auf das absolut Notwendige minimieren. Anfang Juni sind wir hoffentlich etwas klüger.

In den vergangenen fünf Jahren haben Sie den Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein geleitet. Was ist der Unterschied zur neuen Aufgabe?
Der Landesverband war mehr eine politische Aufgabe. Aber ich habe gemerkt, dass es für mich wieder an der Zeit ist, in einer Gemeinde direkt an der Basis etwas für und mit jüdischen Menschen zu bewegen.

Sie sehen hier Ihre größte berufliche Herausforderung. Inwiefern?
Düsseldorf ist mit knapp 7000 Mitgliedern und mehr als 180 Mitarbeitern eine der wenigen Großgemeinden in Deutschland. Wir haben eine Infrastruktur von Kindergarten, Grundschule, Gymnasium, Jugendzentrum bis hin zum Elternheim. Sie ist meine Heimatgemeinde, viele kennen mich noch als kleinen Jungen. Ich werde mir den Respekt erarbeiten müssen. In der Corona-Zeit hat es aber auch geholfen, dass ich die Menschen und die Strukturen kenne.

In einer Woche ist Schawuot, und in vier Monaten stehen die Hohen Feiertage an. Wie werden Sie die gestalten können?
Wir gehen davon aus, dass es auch im September noch strenge Hygienemaßnahmen geben wird. Und so denken wir, in Abstimmung mit dem Rabbinat, über alternative Standorte nach, wie etwa die Stadthalle oder ein großes Hotel. Rosch Haschana mit nur 100 Leuten in einer Großgemeinde wie Düsseldorf zu feiern, kann aus unserer Sicht nur die schlechtere Lösung sein.

Mit dem Direktor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf sprach Heide Sobotka.

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung

von Christine Schmitt  13.03.2025

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Hamburg

Hauptsache kontrovers?

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille wurde die »Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 2025 – 5785/5786« eröffnet. Die Preisträger sind in der jüdischen Gemeinschaft umstritten

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Purim

Schrank auf, Kostüm an

Und was tragen Sie zum fröhlichsten Fest im jüdischen Kalender? Wir haben uns in der Community umgehört, was in diesem Jahr im Trend liegt: gekauft, selbst gemacht oder beides?

von Katrin Richter  13.03.2025

Feiertag

»Das Festessen hilft gegen den Kater«

Eine jüdische Ärztin über Alkoholkonsum an Purim und die Frage, wann zu viel wirklich zu viel ist

von Mascha Malburg  13.03.2025

Berlin

Persien als Projekt

Eigens zu Purim hat das Kunstatelier Omanut ein Wandbild für die Synagoge Pestalozzistraße angefertigt

von Christine Schmitt  13.03.2025

Wilmersdorf

Chabad Berlin lädt zu Purim-Feier ein

Freude sei die beste Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal

 12.03.2025

Purim

An Purim wird »We will dance again« wahr

Das Fest zeigt, dass der jüdische Lebenswille ungebrochen ist – trotz der Massaker vom 7. Oktober

von Ruben Gerczikow  12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert