In Brandenburg steht der nächste Schritt zur Errichtung einer neuen Synagoge für die jüdische Gemeinschaft in Potsdam bevor. Eine Vereinbarung zum Bau des Synagogen- und Gemeindezentrums am Landtag wird heute von Kulturministerin Manja Schüle (SPD) und dem Präsidenten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) sowie Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Abraham Lerner, unterzeichnet. Dazu wird auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, erwartet.
Die Landesregierung wird das Synagogen- und Gemeindezentrum nach Auskunft der Landesregierung in Zusammenarbeit mit der ZWST auf dem Gelände in der Schloßstraße 1 in Potsdam errichten. Das Land finanziere den Bau mit rund 13,7 Millionen Euro.
Trägerschaft Das Bauvorhaben wurde bereits 2005 im Staatsvertrag des Landes Brandenburg mit dem jüdischen Landesverband festgehalten. Seitdem gab es mehrere Anläufe, den Baustart auf den Weg zu bringen und die Trägerschaft festzulegen. Der Baubeginn ist bisher vor allem an einer Kontroverse innerhalb der verschiedenen jüdischen Gemeinden in Potsdam über die Gestaltung des Baus gescheitert.
Die alte Synagoge überstand die Pogromnacht 1938 und wurde später als Post benutzt.
Die historische Potsdamer Synagoge im Stadtzentrum überstand zwar die NS-Pogrome von 1938, wurde jedoch danach von der benachbarten Post genutzt und Ende des Zweiten Weltkriegs im April 1945 bei einem Luftangriff auf die Stadt zerstört. Am historischen Standort wurde in der DDR ein Wohnhaus errichtet. Dort erinnert eine Gedenktafel an die alte Synagoge.
Gemeinden Potsdam ist die einzige Landeshauptstadt in Deutschland, die keine eigene Synagoge hat. Bislang hatten sich bis zu vier verschiedene jüdische Gemeinden in Potsdam registrieren lassen.
Die verschiedenen jüdischen Gemeinden nutzen seit Längerem Ausweichquartiere. Dabei liegt seit April 2009 eine Juryentscheidung zu einem Architektenwettbewerb vor, der den Entwurf des Berliner Büros »Haberland Architekten BDA« zum besten Entwurf gekürt und der Öffentlichkeit präsentiert hatte.
Zuletzt hatte Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am 18. Februar dieses Jahres Pläne für ein Synagogen- und Gemeindezentrum präsentiert. »Wir werden die Synagoge wie im Koalitionsvertrag versprochen in dieser Legislaturperiode an die Jüdinnen und Juden in Brandenburg zur Nutzung übergeben«, hatte Schüle damals bei einer Online-Pressekonferenz verkündet.
Im Februar vereinbarten Landesregierung und ZWST, gemeinsam die Synagoge errichten zu wollen.
Die Entscheidung beinhaltete, dass die Landesregierung die Synagoge in Zusammenarbeit mit ZWST auf dem dafür vorgesehenen Gelände errichtet. Ministerin Schüle betonte damals: »Mir ist völlig bewusst: Es ist nicht Aufgabe des Staates, Gotteshäuser zu bauen oder darüber zu entscheiden, wie sie aussehen oder genutzt werden sollen. Dafür brauchen wir kompetente, erfahrene, vor allem aber legitime Partner, und die haben wir mit dem Zentralrat der Juden und der Zentralwohlfahrtstelle der Juden gefunden.«
Durchbruch Zentralratspräsident Josef Schuster begrüßte den Durchbruch im Februar und nannte den Synagogenbau einen lang gehegten Wunsch der jüdischen Gemeinschaft in Potsdam. »Wir sind der Landesregierung sehr dankbar für ihre Unterstützung, um diesen Wunsch jetzt Wirklichkeit werden zu lassen«, fügte er hinzu. Mit dem Projekt werde eine Lücke geschlossen. 2024 solle der Bau stehen.
»Für die ZWST ist dies der zweite Anlauf, mitzuhelfen und mitzuwirken, dass in der Stadt Potsdam ein Bau errichtet wird, der eine Synagoge beinhaltet und den Gemeinden Möglichkeiten eröffnet, ihre Sozial- und Jugendarbeit in passendem Rahmen durchzuführen, betonte Lehrer bei der Entscheidung Anfang dieses Jahres.
Die Zentralwohlfahrtsstelle sehe sich als Katalysator für den Baustart. »Wir wollen das nicht für unseren Verband einrichten und eingliedern, sondern wir wollen es gestalten, damit die Menschen und die jüdische Gemeinschaft von Potsdam sich darin ein Zuhause bilden können.«
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach in diesem Zusammenhang von einem wichtigen Signal, »insbesondere in diesem Jahr, in dem wir 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern«. Die Kosten werden sich auf mehr als 13,7 Millionen Euro belaufen. epd/ja