Frankfurt

»Ein wahrer Freund«

War immer für die jüdischen Gemeinden in Hessen da: Volker Bouffier (3.v.l.) erhält das Ehrensiegel. Foto: Michael Faust

Volker Bouffier, der ehemalige hessische Ministerpräsident, wurde mit dem Ehrensiegel der Jüdischen Gemeinde Frankfurt ausgezeichnet. Zu der feierlichen Verleihung im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum kamen über 300 Gäste, darunter zahlreiche Repräsentanten der Kommunal- und Landespolitik, Vertreter von Religionsgemeinschaften und der Stadtgesellschaft sowie Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Frankfurt.

»Volker Bouffier hat sich in seiner gesamten zwölfjährigen Amtszeit als Ministerpräsident des Landes Hessen als wahrer und verlässlicher Freund der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und der gesamten jüdischen Gemeinschaft in Hessen erwiesen«, erläuterte Salomon Korn, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, die Entscheidung.

Förderung Der 70-Jährige habe sich in »außerordentlicher Weise für den Schutz und für die Förderung jüdischen Lebens in unserer Region« eingesetzt, sagte Korn weiter. So nahm er an mehreren ersten Spatenstichen und Eröffnungen von jüdischen Institutionen in Hessen teil. Es zähle jedoch zu den Gaben von Bouffier, dass zu solchen Anlässen die Amtsperson hinter dem Menschen und anteilnehmenden Bürger zurücktrat.

»Jeder offizielle Termin geriet Volker Bouffier zum Bekenntnis für jüdisches Leben in Deutschland.«

Salomon Korn, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt

Ob in seinen Begegnungen mit Überlebenden des Holocaust, ob bei Ehrungen verstorbener Zeitzeugen oder im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern jüdischer Gemeinden sowie jüdisch-israelischen Institutionen: »Jeder offizielle Termin geriet Volker Bouffier zum Bekenntnis für jüdisches Leben in Deutschland, aber auch für die tiefe Verbundenheit und Solidarität Deutschlands mit Israel.« Standfest und öffentlichkeitswirksam trat er jeder Form von israelbezogenem Antisemitismus entgegen.

»Ich erinnere mich an viele Ihrer Reden, aber auch an die Gespräche und Verhandlungen, in denen wir offen, manchmal auch kontrovers, aber immer vertrauensvoll und konstruktiv für das Wohl der hiesigen Gemeinschaft gearbeitet haben«, so das Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Leo Latasch. »Und wir als jüdische Gemeinschaft wussten, wir konnten dabei immer auf Ihr offenes Ohr und Ihre Unterstützung setzen.«

Einsatz Der Christdemokrat stehe damit in einer Reihe mit all den Persönlichkeiten, die für ihr Engagement für die jüdische Gemeinschaft in Hessen in die Geschichte eingehen werden. »Der Einsatz für die jüdische Gemeinde und die Juden in Hessen war mir immer ein persönliches Anliegen«, sagte Volker Bouffier in seiner Dankesrede. »Die heutige Auszeichnung ist für mich eine hohe Ehre, aber auch Verpflichtung, mich weiter für die Juden in Hessen und Deutschland einzusetzen.«

Das Ehrensiegel der Jüdischen Gemeinde Frankfurt wird in unregelmäßigen Abständen an herausragende Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Stadtgeschehen sowie jüdischen Institutionen verliehen, die sich in besonderer Weise für das jüdische Leben in Frankfurt und Hessen eingesetzt haben. Es wird als Silbersiegel gefertigt und ist eine Replika des alten Siegels der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main. Das Ehrensiegel wurde zum 13. Mal verliehen. Bisherige Preisträger waren unter anderem Walter Wallmann (1985), Holger Börner (1986), Ignatz Bubis (1987), Trude Simonsohn (1996) und Arno Lustiger (2000).

Bouffier war Ende Mai als Regierungschef in Hessen aus dem Amt geschieden. ja

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