An Rosch Haschana essen wir Äpfel, die in Honig getunkt werden, damit das neue Jahr so süß wie möglich wird. Lena und Fabian Münch – sie ist Erzieherin in der Jüdischen Grundschule in Düsseldorf, er Manager – betreiben gemeinsam eine Imkerei. Damit wollen sie nicht nur Honig produzieren, sondern auch das Bienensterben aufhalten. Christine Schmitt hat mit den beiden Hobby-Imkern gesprochen.
Wie oft sind Sie in diesem Sommer von den Bienen gestochen worden?
Fabian Münch: Zwölfmal.
Lena Münch: Drei- oder viermal.
Fabian: Du bist anscheinend vorsichtiger im Umgang mit ihnen als ich.
Was hilft gegen den Schmerz?
Fabian: Sofort den Stachel rausziehen. Manchmal bleibt er allerdings in der Haut stecken, aber er muss raus. Und dann gilt: Die Finger davon lassen. Nicht massieren, denn sonst dringt das Gift weiter in die Wunde ein.
Welcher Honig kommt bei Ihnen zu Neujahr auf den Tisch?
Lena: Auf jeden Fall ein cremiger. Ich unterscheide immer zwischen weichem cremigen Honig und dem, der aussieht wie flüssiges Gold.
Liegt es an den Blüten, deren Nektar die Bienen aufsaugen, dass er so unterschiedlich ist?
Fabian: Genau, das hängt davon ab, wo die Bienen unterwegs sind. Die Honige in Deutschland haben aufgrund der Zuckerzusammensetzung eher eine cremige Substanz. Es gibt nur eine Handvoll deutscher Pflanzen, die diesen süßen goldigen Honig liefern, Akazien zum Beispiel.
Sie haben über sechs Völker. Wie viele Bienen gehören denen an?
Lena: Das hängt von der Jahreszeit ab. Im Durchschnitt gut und gerne 50.000 Tiere, aber es gibt eine hohe Fluktuation. Jeden Tag sterben davon 2500, und genauso viele werden wieder geboren. Im Winterhalbjahr wird die Menge immer geringer, und wenn sie dann in so einer Art Winterschlaf sind, dann besteht ein Volk aus 5000 Bienen.
Die Königin überlebt den Winter?
Fabian: Ja, das ist die Einzige, die länger lebt, so drei bis fünf Jahre. Alle anderen sterben relativ schnell. Die Sommerbiene, mit der wir es im Moment zu tun haben, lebt etwa dreieinhalb Wochen. Winterbienen werden im Oktober geboren und sterben im Februar. Sie überwintern im Stock und erinnern mich an einen Fischschwarm, weil sie immer um sich selbst kreisen. Die Königin in der Mitte – und die anderen um sie herum wackeln mit dem Hintern, damit es schön warm wird.
Das hat die Natur sich gut überlegt.
Fabian: Ja, irre, nicht wahr? Die 5000 Bienen können zusammen etwas, was eine einzelne nicht kann: Wärme erzeugen. Eine einzelne kann ihre Körpertemperatur nicht regulieren, aber Tausende Bienen, wenn sie ihren Hintern aneinander reiben, schaffen das.
Können Sie die Königin erkennen?
Lena: Sie sieht ganz anders aus. Sie ist deutlich länger als die Arbeiterinnen und größer. Man findet das Ergebnis ihrer Arbeit rasch, denn sie legt 2500 Eier am Tag.
Wie lange arbeiten Sie für ein Kilo Honig?
Fabian: Das weiß ich gar nicht so genau. Die Lebensleistung einer Biene beträgt etwa einen Tropfen.
Welche Sorten haben Ihre Völker im Angebot?
Fabian: Viel Rapshonig, denn um das Naturschutzgebiet, wo sie stehen, gibt es viele Rapsfelder. Das ist toll für sie.
Wie weit fliegen sie?
Fabian: Sie haben einen Flugradius von einem bis maximal zwei Kilometern. Weiter fliegen sie nicht, und wenn eine Späherin eine gute Blütenquelle gesichtet hat, dann ist das so lange ihr Ziel, bis sie die Futterquelle aufgebraucht haben.
Was ist Ihre Arbeit als Imker?
Fabian: Wir sorgen uns um ihr Wohlergehen, sind regelmäßig bei ihnen, kontrollieren sie auf Krankheiten und Schädlinge. Besondere Aufmerksamkeit fordert die Varroamilbe. Wenn man die Völker sich selbst überlassen würde, dann würden sie vermutlich innerhalb eines Jahres sterben. Wir halten die Milbe durch das Behandeln mit natürlichen Mitteln wie Ameisensäure in Schach.
Warum haben Sie sich ausgerechnet für die Imkerei entschieden?
Lena: Wir hatten vor vier Jahren nach einem gemeinsamen Hobby gesucht, was möglichst naturverbunden ist und womit man etwas Gutes tun kann.
Wie haben Sie alles rund um die Imkerei erfahren?
Der örtliche Imkerverband bietet regelmäßig einen Kursus an. Bienensachverständige – so nennt man die Ausbilder – lehren einen ein Jahr lang immer wieder ein paar Nachmittage. Im Verlauf der Monate bekommt man ein kleines Bienenvolk und kümmert sich darum. Das war die Basis unserer heutigen Völker.
Kann man damit Geld verdienen?
Es ist mehr ein Hobby, das sich selbst finanziert. Und man hat immer für Verwandte und Freunde oder zum Wichteln etwas im Keller stehen. Und natürlich jetzt zu Neujahr für jeden Interessierten.
Frau Münch, Sie arbeiten als Erzieherin in der Jüdischen Grundschule in Düsseldorf. Wissen die Schüler eigentlich von Ihrem Hobby?
Lena: Wir informieren jedes Jahr einmal die Kinder über Bienen und Imkerei. Für jede Altersstufe haben wir ein eigenes Programm. Wir hoffen, dass sich die Schüler auch in 20 Jahren noch daran erinnern werden.