Die Amtsträger saßen alle in der ersten Reihe: Finanzsenator Chris Müller, Michaela Selling, Leiterin des Amtes für Kultur und Denkmalpflege, Juri Rosov, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Rostock, und Angrit Lorenzen-Schmidt von der Geschichtswerkstatt. Die 2. Jüdischen Kulturtage wurden im Kröpeliner Tor in Rostock eröffnet. Zum zweiten Mal wollte die Jüdische Gemeinde, unterstützt durch die Hansestadt und den Zentralrat der Juden, durch die Vermittlung jüdischer Kunst und Kultur die Stadt über jüdisches Leben informieren und kulturelle Stätten miteinander verbinden.
Neben den 20.000 Euro Finanzierung durch die Hansestadt fördern auch das Literaturhaus, das Max-Samuel-Haus und die Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern die Rostocker Gemeinde. Sie sind nur drei von zwölf Einrichtungen, die sich an den 14 Tagen beteiligen. Gemeinsam stellten sie ein buntes Programm auf die Beine. Kulturamtsleiterin Selling betonte in ihrer Eröffnungsrede: »Wir haben wieder jüdisches Leben in der Stadt«, und das wolle man auch zeigen.
polen Zum Auftakt der Kulturtage, die bis zum 22. Juni dauern, wurde die Ausstellung Autorität und Freude im Kröpeliner Tor eröffnet. Sie ist noch bis zum 30. Juli zu sehen und zeigt Bilder des polnischen Fotografen Harry Weinberg. Er illustriert das langsame Erwachen des jüdischen Lebens in Polen nach dem Fall des »Eisernen Vorhangs«. Bei der Eröffnung berichtete der Fotograf von seinen Erfahrungen und schilderte, wie er selbst erst spät von seinen eigenen jüdischen Wurzeln erfuhr.
Ein weiteres Highlight war die am 12. Juni verliehene Ehrenbürgerwürde der Hansestadt Rostock an den Landesrabbiner Mecklenburg-Vorpommerns, William Wolff, begleitet von einer Laudatio des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Wolff, »der Wanderer zwischen den Kulturen«, berichtete im Anschluss über sein Leben.
Das Montagskino der Heinrich-Böll-Stiftung schloss sich an die Ausstellung von Harry Weinberg an und zeigte im Lichtspieltheater Wundervoll den Film Wir sind Juden aus Breslau. Die Dokumentation greift das Schicksal von 14 Überlebenden nach 1933 auf und skizziert die Möglichkeit eines Neubeginns. Im Anschluss an den Film diskutierten die Zuschauer mit der Regisseurin Karin Kaper.
Jugend Neben der Vergangenheit wollte die Jüdische Gemeinde vor allem das Gegenwärtige und Positive in den Vordergrund rücken. Auch deshalb verlegte man die Kulturtage vom historisch negativ behafteten November in den Frühling, um den Fokus zu verändern und der jungen und modernen Generation Platz zu machen.
Unter dem Titel »Schum Davar« ehrte die Chansonnette Sandra Kreisler den schrulligen Humor ihrer Vaters Georg Kreisler, vermischte ihn mit traditionellen Liedern und neuen Songs. Die jungen Autoren Lena Gorelik und Dmitrij Kapitelman unterstrichen mit ihren Lesungen im Literaturhaus das moderne Judentum. Ihrer beider Thema ist das Leben zwischen Russland und Deutschland, ihre Religion und die Brücke zwischen den Kulturen.
Den Abschluss der 2. Jüdischen Kulturtage wird am 22. Juni das Konzert der »Hamburger Klezmer Band« in der Jüdischen Gemeinde bilden, die zugleich ihr zehnjähriges Jubiläum feiert. Die 14 Tage seien für ihn »die Erfüllung eines Traums« und gäben der Jüdischen Gemeinde Rostock Raum zur Entfaltung, fasste Juri Rosov zusammen.