Am vergangenen Freitag ist der jüdische Zeitzeuge Ulrich »Uri« Siegel im Alter von 97 Jahren gestorben.
Die Nachricht von seinem Tod hinterlasse bei ihr tiefe Trauer und Schmerz, erklärte Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. »Eine Welt ohne ihn und seine Erinnerungen ist eine ärmere«, sagte Knobloch und wies darauf hin, dass Siegel einer der letzten Menschen war, der das Münchner Judentum noch vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten kannte.
alija Den Terror, den die Nazis ausübten, erlebte Uri Siegel als elfjähriges Kind aus nächster Nähe. Das Foto vom Cousin und Sozius seines Vaters in der Anwaltskanzlei ging um die Welt. Mit einem Schild um den Hals, auf dem »Ich werde mich nie mehr bei der Polizei beschweren« stand, wurde er im März 1933 von den Nazis durch München getrieben. Danach beschloss sein Vater, nach Palästina auszuwandern, erzählte Uri Siegel bei verschiedenen Gelegenheiten. Bereits ein knappes Jahr später erfolgte die Alija.
Viele Jahre hat Uri Siegel dem Präsidium und Vorstand des FC Bayern vertrauensvoll und verlässlich beratend zur Seite gestanden, sagt Karl-Heinz Rummenigge.
Für bemerkenswert und auch als glücklichen Umstand für die jüdische Gemeinde in München bezeichnete Charlotte Knobloch beim Blick auf seinen Lebenslauf die Rückkehr nach München im Jahr 1956. Hier trat Uri Siegel in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters, die beide Anwälte waren. Als Rechtsanwalt setzte er sich bis ins hohe Alter auch für jüdische Mandanten um Wiedergutmachung ein. Von 1971 bis 1990 war er darüber hinaus Geschäftsführer des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern.
FC Bayern Auch der FC Bayern bekundete seine Trauer über den Tod von Uri Siegel, der Neffe des langjährigen Vereinspräsidenten Kurt Landauer war. »Mit ihm ging der letzte Nachkomme unseres Ehrenpräsidenten von uns. Er wird dem FC Bayern fehlen«, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Er wies darauf hin, dass Uri Siegel über viele Jahre hinweg dem Präsidium und Vorstand vertrauensvoll und verlässlich beratend zur Seite gestanden hat.
Das große Engagement und seine Rolle in der Münchner Nachkriegszeit würdigte Charlotte Knobloch in ihrem Nachruf. »Die Geschichte seiner Familie ist auch eine Geschichte unserer Stadt.« Ein München ohne die Familie Siegel sei über viele Jahrzehnte hinweg unvorstellbar gewesen. »Mit Uri Siegels Tod«, so die IKG-Präsidentin, »ist dies nun zur schmerzlichen Realität geworden.« hr