München

Ein Präsent für die Präsidentin

Samy Gleitman und Charlotte Knobloch Foto: Daniel Schvarcz

Kunstfreunde aus München engagieren sich traditionell mit großer Leidenschaft für das Tel Aviv Museum of Art. Ein Beweis dafür ist einmal mehr mit der Bleistift- und Kohlezeichnung »About a Building (Couch)« von Jana Gunstmann vom 19. Oktober bis zum 18. Januar 2014 in der Ausstellung »Drawings, Voilà!« in Israel zu sehen.

Die Arbeit der Künstlerin aus Jena zeigt ein Sofa in einem Zimmer und wurde im Sommer – als Reproduktion – Charlotte Knobloch bei einem kleinen Fest vom Freundeskreis überreicht. Dieses Faksimile verbleibt bei der Beschenkten. Das Original der Zeichnung hatten die Deutschen Freunde des Tel Aviv Museum of Art (TAMAD) Präsidentin Charlotte Knobloch zu ihrem 80. Geburtstag geschenkt. Als Dauerleihgabe befindet es sich von nun an in der Sammlung des Museums.

Engagement Samy Gleitman, der Vorsitzende von TAMAD, hob in seiner Ansprache ein Verdienst von Charlotte Knobloch besonders hervor: Ihr großes Engagement im Zusammenhang mit dem Bau des Jüdischen Zentrums am Jakobsplatz habe viele Menschen in München ein neues Zuhause finden lassen. Dort wird »jüdisches Leben unaufgeregt, voll integriert und unbehelligt gelebt«, weiß Gleitman.

Dann erläuterte er, wie die Idee zu dem Geburtstagsgeschenk zustande kam. Die Präsidentin sei nicht nur Israel, sondern auch der Kunst sehr eng verbunden, führte Gleitman aus. Die Kuratoriumssitzungen von TAMAD besuche sie nahezu ausnahmslos und bereichere diese stets aktiv. Der Gedanke habe sich also geradezu aufgedrängt, ihr zum Jubiläumsgeburtstag nicht vergängliche Blumen, sondern ein bleibendes Kunstwerk zu schenken, das noch dazu auch die Sammlung des Tel Aviv Museum erweitere.

Das passende Werk als Geschenk zu finden, gestaltete sich dagegen schon etwas schwieriger. Und doch ging es dann schneller, als die Kunstfreunde gedacht hatten. »Irith Hadar, die Kuratorin der Galerie der Deutschen Freunde in Tel Aviv, berichtete von einer Zeichnung von Jana Gunstheimer«, erinnerte sich Gleitman. »Die Zeichnung hatte sie in der renommierten Galerie Michael Zink in Berlin, einem abtrünnigen Münchner, nebenbei bemerkt, gesehen.«

Kraftvoll Bei einem Berlin-Besuch nahm der TAMAD-Vorsitzende dieses Bild dann selbst in Augenschein. Sofort war er angetan von der kraftvollen Arbeit der Jenaer Künstlerin. Gunstheimer, die zunächst ein Studium der Anthropologie und Kunstgeschichte an der Universität Leipzig absolviert hatte, bevor sie in Halle, Athen und Ohio Kunst studierte, lasse in ihrer Arbeit ein kulturhistorisches Interesse am Leben und Schicksal der Menschen erkennen, erklärte Kunstkenner Gleitman. Hinzu kam, dass die Zeichnung in Charlotte Knoblochs Jubiläumsjahr 2012 entstanden war.

So konnte sich die Präsidentin auch Monate nach ihrem 80. Geburtstag noch einmal über ein Geschenk freuen. Samy Gleitman überreichte es ihr mit den Worten: »Liebe Charlotte Knobloch, ›About a Building (Couch)‹ kann viele Geschichten erzählen. Die Couch lädt zum Verweilen ein, aber auch zum Dialog. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass in Ihrem Fall nicht das Verweilen, sondern der Dialog im Vordergrund steht. Wir hoffen, dass dies noch sehr lange so bleiben möge und Sie, auch manchmal streitbar, den Dialog mit allen Personengruppen, Religionen, Generationen weiterhin aufrechterhalten und bereichern mögen.«

Vielleicht wird Charlotte Knobloch ja an ihrem nächsten Geburtstag das Original bei der Ausstellung im Tel Aviver Museum besichtigen. Lohnen würde sich dieser Besuch zweifelsfrei. Gunstheimers Zeichnung wird als eines von wenigen Werken von Gegenwartskünstlern in der Schau gezeigt. Dadurch werde ihre kunsthistorische Bedeutung deutlich, sagte auch Katrin Stoll vom Kunstauktionshaus Neumeister in ihrer kurzen Einführung zum Werk bei dem sommerlichen Fest im Gemeindezentrum am Jakobsplatz.

Interview

»Wo immer wir gebraucht werden – wir sind da«

Rabbiner David Geballe über Seelsorge in der Bundeswehr und die Vermittlung von Wissen

von Helmut Kuhn  04.02.2025

Porträt der Woche

Frau der ersten Stunde

Avital Toren wurde vor 30 Jahren gebeten, die Gemeinde in Heilbronn aufzubauen

von Gerhard Haase-Hindenberg  02.02.2025

Hamburg

»Wir sind dran!«

Von Klimawandel bis jüdische Identität: Der Jugendkongress 2025 verspricht vier intensive Tage

von Florentine Lippmann  02.02.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Berlin

Jüdische Stimmen zur Asyl-Abstimmung: Ein Überblick

Wie blicken Juden auf den Vorwurf, die CDU reiße die Brandmauer zur AfD ein? Wir haben uns umgehört

von Imanuel Marcus  30.01.2025

Bildung

Das beste Umfeld

Zwar beginnt das neue Schuljahr erst nach dem Sommer, doch schon jetzt fragen sich Eltern: Welche Schule ist die richtige? Gespräche mit Schulleitern über Wartelisten, Sprachniveau und Traditionen

von Christine Schmitt  30.01.2025

München

Fit fürs Finale

Beim Vorentscheid zum »Chidon Hatanach« in Jerusalem wurde wieder jede Menge religiöses Wissen abgefragt

von Luis Gruhler  30.01.2025

Rostock

Den Vorhang auf

Seit vielen Jahren gibt es in der Jüdischen Gemeinde eine Theatergruppe. Ein Besuch bei den Proben für »Kalif Storch« im Kulturhistorischen Museum

von Katrin Richter  29.01.2025

Dachau

Igor Levit für neue Instrumente der Erinnerungsarbeit

»Wenn man dieses »Nie wieder« ins 21. Jahrhundert übersetzen will, müssen wir uns gewaltig anstrengen«, so der Pianist

 29.01.2025