München

Ein Leben für die Kunst

Rachel Knobler (1924–2017) Foto: Christian Rudnik

München

Ein Leben für die Kunst

Zum Tod der Malerin und Zeitzeugin Rachel Knobler sel. A.

von Miryam Gümbel  15.01.2018 16:11 Uhr

Aufgeschlossen, freundlich, engagiert und voller Leben inmitten ihrer bunten Bilderwelt in der kleinen Wohnung in München, das ist eine der Erinnerungen an Rachel Knobler, die am 31. Dezember 2017 von uns gegangen ist. Und doch ist das nur eine Seite des Lebens jener Frau, der die Liebe zu Kunst und Musik schon in die Wiege gelegt worden war.

Am 13. Juni 1924 kam Rachel Knobler im polnischen Slomniki als älteste Tochter eines Geigenlehrers zur Welt. Wie in so vielen Orten Polens in dieser Zeit lebten in der Stadt sowohl Christen als auch Juden. Diese beiden Welten sollten sich später auch in vielen Bildern von Rachel Knobler wiederfinden. Schon von klein auf wollte sie zudem ein Leben mit der Musik führen, später einmal Musik studieren.

Krieg Doch vieles kam anders. Hitlers Truppen überfielen Polen, jüdische Familien wurden in Ghettos und dann in Konzentrationslager verschleppt und ermordet, auch ihr Vater und ihre jüngste Schwester. Sie selbst überlebte mehrere Lager, darunter Auschwitz. Nach Kriegsende fand sie ihre zweite Schwester und ihre Mutter wieder. Die Mutter allerdings wurde kurz darauf ermordet – von polnischen Nationalisten, wie Rachel Knobler sagte.

Die beiden Geschwister wollten nach Palästina. Rachel Knobler blieb aber wie viele andere heimatlos gewordene Überlebende in München hängen, ihre Schwester emigrierte 1948 nach Israel. Das erträumte Musikstudium blieb für die schwer traumatisierte junge Frau zunächst auf der Strecke, fand aber neben ihrem Brotberuf bald wieder Eingang in ihr Leben. Mehr noch: Die Malerei und die Poesie kamen hinzu.

Rachel Knobler schaffte es trotz der schweren seelischen Verletzungen, die ihr die Schoa zugefügt hatte, in der Kunst ihre Lebenswelt zu finden. Sie war offen für Menschen, pflegte Kontakte und Freundschaften. Sie schaffte es, sich auch als Zeitzeugin und Mahnerin in Schulen und bei anderen Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen einzusetzen.

Abschied Auch ihre Familie in Israel war ihr wichtig. Sie hielt Kontakt mit ihrer Schwester. Auch deren Kinder hielten Kontakt mit der Tante. Zu ihrer Beerdigung kam ihr Neffe und erinnerte bei seinen Abschiedsworten an seine Aufenthalte bei ihr als Jugendlicher in München und die Begegnungen mit seiner Tante.

Poesie, Malerei und Musik waren die Welt von Rachel Knobler. Letzteres wurde auch durch ihre zahlreichen Kompositionen deutlich, die unter dem Titel Vocal and Chamber Works auf CD erschienen sind. Zu ihrer Verabschiedung auf dem Neuen Israelitischen Friedhof an der Garchinger Straße, zu der auch viele ihrer christlichen Freunde gekommen waren, erklang noch einmal eines ihrer Werke – eine Erinnerung, die bleibt.

Architektur

Wundervolles Mosaik

In seinem neuen Buch porträtiert Alex Jacobowitz 100 Synagogen in Deutschland. Ein Auszug

von Alex Jacobowitz  17.10.2025

Nova Exhibition

Re’im, 6 Uhr 29

Am 7. Oktober 2023 feierten junge Menschen das Leben. Dann überfielen Hamas-Terroristen das Festival im Süden Israels. Eine Ausstellung in Berlin-Tempelhof zeigt den Horror

von Sören Kittel  17.10.2025

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Erinnerung

Gedenken an erste Deportationen aus Berlin am »Gleis 17«

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, warnte mit Blick auf das Erstarken der AfD und wachsenden Antisemitismus vor einer brüchigen Erinnerungskultur

 16.10.2025

Bonn

Hunderte Menschen besuchen Laubhüttenfest

Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde in Bonn, Jakov Barasch, forderte mehr Solidarität. Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hätten sich hierzulande immer mehr Jüdinnen und Juden aus Angst vor Übergriffen ins Private zurückgezogen

 13.10.2025

Hamburg

Stark und sichtbar

Der Siegerentwurf für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge steht fest

von Heike Linde-Lembke  09.10.2025

München

Mut in schwieriger Zeit

Der Schriftsteller und Historiker Rafael Seligmann stellte im Gespräch mit Christian Ude sein neues Buch im Jüdischen Gemeindezentrum vor

von Nora Niemann  09.10.2025

Halle

Erinnerung an Synagogen-Anschlag vor sechs Jahren

Am 9. Oktober 2019 hatte ein Rechtsterrorist versucht, in die Synagoge einzudringen, scheiterte aber an der Tür. Bei seiner anschließenden Flucht tötete er zwei Menschen

 09.10.2025

Daniel Donskoy

»Ich liebe das Feuer«

Der Schauspieler hat mit »Brennen« einen Roman über die Suche nach Freiheit und Freundschaft geschrieben. Ein Interview

von Katrin Richter  09.10.2025