Mitzvah Day

Ein großes Dankeschön

Der Scheck über mehrere Hundert Euro ist dem Tierheim bereits überreicht worden. »Wir haben Spenden gesammelt, um die Tiere und die Einrichtung zu unterstützen«, sagt Irina Grinberg von der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden. Die Gemeinde musste den Mitzvah Day vorverlegen, denn am 17. November, wenn der Tag der guten Taten eigentlich stattfindet, hat sie zu einer Gemeindeversammlung eingeladen. Das wäre dann zu viel geworden, so Grinberg.

Deshalb zogen sich bereits am vergangenen Sonntag Kinder, Eltern und Gemeindemitglieder die grünen T-Shirts über und trafen sich vor dem Tierheim des Tierschutzes Baden-Baden. »Eigentlich dürfen nur zwölf Interessierte an einer Führung teilnehmen, aber es kamen so viele, dass eine weitere auf die Beine gestellt wurde.« Die größeren Kinder und Jugendlichen konnten Schildkröten, Papageien, Vögel, Kaninchen, Meerschweinchen und Katzen beobachten, die dort auf neue Besitzer warten. Die jüngeren Kinder blieben im Gemeindehaus, um zusammen mit Rabbiner Daniel Naftoli Surovtsev am Sonntagvormittag Vogelhäuser zu bauen, die sie mit nach Hause nehmen durften, um sie dort aufzuhängen.

Die Teengruppe plant, Briefe an israelische Soldaten zu schreiben.
»Für alle Teilnehmenden wurde der Tierheim-Besuch zu einer tief bewegenden Begegnung, die uns die Bedeutung von Mitgefühl und Verantwortung nahebrachte«, sagt Grinberg. Gerade in diesen Zeiten zweier Kriege sei es besonders wichtig, mit Herz, Empathie und Achtsamkeit auf die Bedürfnisse anderer Lebewesen zu reagieren. »Ein besonderer Schwerpunkt beim Mitzvah Day lag darauf, Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für Verantwortung und Mitgefühl zu vermitteln.« Das sei in ihren Augen das Herzstück.

Die Jugendlichen planen, Briefe an israelische Soldaten zu schreiben

Gut 400 Kilometer von Baden-Baden entfernt, plant Simone Pelikan in Münster den Mitzvah Day für ihre Hatikvah-Kids im Jugendzentrum. »Wir werden backen und unsere Kekse und Kuchen in ein Kinderheim bringen«, sagt sie. Sie hofft, dass es auch möglich sein wird, sie in Tütchen verpackt den Senioren der Gemeinde zu überreichen. Außerdem überlegt sie, mit den Kindern etwas zu basteln und zu verschenken, das ein Symbol für den Wunsch nach Frieden ist. »Gern würden wir uns auch etwas Zeit nehmen, um mit anderen zu erzählen, zu singen und gemütlich beisammenzusitzen.«

Die Teengruppe plant, Briefe an israelische Soldaten zu schreiben und ihnen damit zu zeigen, dass sie nicht allein sind, sondern dass »wir an sie denken und unheimlich stolz auf sie sind, dass sie unser Land Israel verteidigen«.

Mehr als 2000 Freiwillige sind jedes Jahr am Mitzvah Day in Deutschland aktiv.

Mehr als 2000 Freiwillige sind jedes Jahr am Mitzvah Day in Deutschland aktiv, um sich für ihre Mitmenschen einzusetzen. Weltweit spenden etwa 40.000 Menschen ihre Zeit, um die Welt ein Stück weit besser zu machen. Das Motto dieses Jahres lautet: »Hand in Hand für eine bessere Welt«.
Der Mitzvah Day ist der alljährliche internationale jüdische Aktionstag für gute Taten. An diesem Tag gehe es nicht um Geld, sondern darum, in der Gemeinschaft zu erleben, dass jeder – wirklich jeder – unsere Welt ein kleines Stück besser machen kann, so ein Sprecher des Zentralrats der Juden in Deutschland, der den Mitzvah Day veranstaltet

Auch die Mitarbeiter des Zentralrats engagierten sich bereits. Die Idee war, zu den bevorstehenden Feiertagen Geschenke für sozial bedürftige Kinder, darunter auch Geflüchtete, im Alter von sieben bis zwölf Jahren zu verpacken und Grußkarten zu schreiben. Mitarbeiter brachten neues oder neuwertiges Spielzeug, Bücher oder altersgerechte Kindergeschenke mit.
Rund 30 Mitarbeiter kamen an diesem Tag zusammen, um sich an der gemeinsamen Verpackungsaktion zu beteiligen.

Einige Schülerinnen und Schüler werden auch Konzerte geben

Die Spenden wurden mit grünem Papier mit Mitzvah-Day-Logo verpackt und mit Grußkarten und koscheren Gummibärchen versehen. Zusammen mit der Arche-Botschafterin Susan Sideropoulos und Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann wurden die Geschenkpäckchen bereits an die Kindereinrichtung »Arche« übergeben. »Das gemeinnützige Kinder- und Jugendwerk Die Arche engagiert sich in seinen zahlreichen Einrichtungen gegen Kinderarmut in Deutschland und schafft ein wichtiges, breites soziales Angebot für benachteiligte Familien«, heißt es auf der Homepage.

Die Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde Rottweil/VS möchten einmal richtig Danke sagen, heißt es bei der Gemeinde. Und zwar bei der Polizei. Die bemühe sich durchgehend, für die Synagoge den notwendigen Schutz zu gewährleisten. Deshalb werden sich 35 bis 45 Gemeindemitglieder am Sonntag in der Synagoge treffen, um Bilder zu malen und etwas zu basteln. Einige ältere Mitglieder möchten backen. Gemeinsam will man so den Polizisten ein kleines Dankeschön überreichen.

Berliner Schülerinnen und Schüler werden die Bewohner des Jeanette-Wolff-Hauses besuchen, um mit den Seniorinnen und Senioren gemeinsam zu basteln und zu singen. Einige werden auch ein Konzert geben. Über Musik können sich auch die Bewohner im Düsseldorfer Nelly-Sachs-Haus freuen, denn dort wird am Sonntagnachmittag der Chor »Rina« der Liberalen Jüdischen Gemeinde Ruhrgebiet »Perusch« auftreten.

Interview

»Wo immer wir gebraucht werden – wir sind da«

Rabbiner David Geballe über Seelsorge in der Bundeswehr und die Vermittlung von Wissen

von Helmut Kuhn  04.02.2025

Porträt der Woche

Frau der ersten Stunde

Avital Toren wurde vor 30 Jahren gebeten, die Gemeinde in Heilbronn aufzubauen

von Gerhard Haase-Hindenberg  02.02.2025

Hamburg

»Wir sind dran!«

Von Klimawandel bis jüdische Identität: Der Jugendkongress 2025 verspricht vier intensive Tage

von Florentine Lippmann  02.02.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Berlin

Jüdische Stimmen zur Asyl-Abstimmung: Ein Überblick

Wie blicken Juden auf den Vorwurf, die CDU reiße die Brandmauer zur AfD ein? Wir haben uns umgehört

von Imanuel Marcus  30.01.2025

Bildung

Das beste Umfeld

Zwar beginnt das neue Schuljahr erst nach dem Sommer, doch schon jetzt fragen sich Eltern: Welche Schule ist die richtige? Gespräche mit Schulleitern über Wartelisten, Sprachniveau und Traditionen

von Christine Schmitt  30.01.2025

München

Fit fürs Finale

Beim Vorentscheid zum »Chidon Hatanach« in Jerusalem wurde wieder jede Menge religiöses Wissen abgefragt

von Luis Gruhler  30.01.2025

Rostock

Den Vorhang auf

Seit vielen Jahren gibt es in der Jüdischen Gemeinde eine Theatergruppe. Ein Besuch bei den Proben für »Kalif Storch« im Kulturhistorischen Museum

von Katrin Richter  29.01.2025

Dachau

Igor Levit für neue Instrumente der Erinnerungsarbeit

»Wenn man dieses »Nie wieder« ins 21. Jahrhundert übersetzen will, müssen wir uns gewaltig anstrengen«, so der Pianist

 29.01.2025