»100 Jahre, wie schade, dass diese wunderbare Synagoge, die so voller Hoffnung gebaut wurde, nur 16 Jahre das Haus der Gebete für alle Völker sein konnte.« Das sagte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Judith Neuwald-Tasbach, am Sonntag bei einer Feierstunde im Stadtteil Buer vor 60 Interessierten.
1939 wurde die Synagoge in der Pogromnacht in Brand gesteckt. Am 12. November 1922 war das Gebäude an der Maelostraße eröffnet worden. Mit einer Gedenkfeier wurde am Sonntag an dieses Ereignis vor 100 Jahren erinnert. Bereits seit 1992 erinnert ein Gedenkstein an die Synagoge Buer. Der Grundriss des Gebäudes wurde durch Pflastersteine im Boden sichtbar gemacht.
Gedenken Der Platz davor erhielt im Mai 1993 den Namen Gustav-Bär-Platz. Bär war seinerzeit Lehrer und Prediger in der Buerschen Synagoge. Seine Familie wurde von den Nationalsozialisten vertrieben. »Wir brauchen unbedingt solche Orte des Gedenkens, um nicht zu vergessen, dass es hier schon so lange jüdisches Leben in dieser Stadt gegeben hat«, so Judith Neuwald-Tasbach. Juden lebten schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Buer. Sie versammelten sich zunächst im Amtshaus und in einem Nebenraum einer Gaststätte.
Mein Haus ist ein Haus der Gebete für alle Völker«: Dieser Wahlspruch stand über dem Eingang der ehemaligen Synagoge in Buer
1910 gründeten sie eine »Zweiggemeinde« der Synagogengemeinde Dorsten für die jüdischen Gelsenkirchener in Buer, Horst und Westerholt. Anfang der 1920er-Jahre konkretisierten sich die Planungen für ein eigenes Gebetshaus. Das Grundstück stellte die Stadt Buer zur Verfügung, der Bau wurde damals durch Privatspenden finanziert und 1922 schließlich eröffnet. »Mein Haus ist ein Haus der Gebete für alle Völker«: Dieser Wahlspruch stand über dem Eingang der ehemaligen Synagoge in Buer.
Pogrom In der Pogromnacht griff die Feuerwehr nicht ein, als die Synagoge in Brand gesteckt wurde. Das Gotteshaus brannte bis auf die Reste der Außenmauern ab. Viele männliche Mitglieder der Gemeinde wurden ins Gefängnis oder ins Konzentrationslager gebracht. Dort, wo früher die Synagoge stand, steht seit den 50er-Jahren das Buersche Hallenbad.
Daniel Schmidt vom Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen beschrieb anschaulich das einstige jüdische Leben in Buer. Am Ende der Veranstaltung wurde der Gemeindevorsitzenden ein israelitisches Gebetbuch von 1896 des Verbandes der Synagogen-Gemeinden Westfalens überreicht. Der KZ-Überlebende Ismael Adlerstein hatte es vor seinem Tod einem Freund gegeben, der es seiner Enkelin anvertraute. Nun hat Iris Gruber es der Gemeinde geschenkt. Stanislav Krasnokutskiy und Natanel Pretzel übernahmen das »El Mole Rachamim«.