Noch liegt sie eingewickelt in den grauen, weichen Toramantel ganz bescheiden und still auf dem Tisch, doch am Donnerstagnachmittag wird die Torarolle der Star des Tages sein, wenn Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Zentralratspräsident Josef Schuster sie offiziell fertigstellen und damit den Moment markieren, an dem das Militärrabbinat auch offiziell seine Arbeit aufnehmen wird.
»Das ist ein ganz wichtiger Schritt. Der Umzug hierher und damit auch die Fertigstellung der Tora ist eine Zäsur, weil das Militärrabbinat damit die Phase der Vorbereitung abgeschlossen hat. Jetzt können wir uns endlich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich die Seelsorge«, sagt Monika Heimburger, Leitende Regierungsdirektorin des Militärrabbinats.
Was 2019 ganz sachlich mit der Unterzeichnung des Staatsvertrags über die Einrichtung einer jüdischen Militärseelsorge in der Bundeswehr begann, sieht im Juli 2024 so aus: »Wir haben fünf Militärrabbiner, was sehr wichtig ist, sodass wir auch wirken können. Die fünf sind in unseren Außenstellen tätig und können jetzt in Kontakt zur Truppe treten«, betont Heimburger.
Spätestens mit der Einführung Zsolt Ballas in das Amt des Militärbundesrabbiners im Juni 2021 wurde der Grundstein für eine neue Ära in der Seelsorge der Bundeswehr gelegt.
Spätestens mit der Einführung Zsolt Ballas in das Amt des Militärbundesrabbiners im Juni 2021 wurde der Grundstein für eine neue Ära in der Seelsorge der Bundeswehr gelegt. Danach folgten die Militärrabbiner Konstantin Pal, Shmuel Havlin, Oleg Portnoy und im Juni Alexander Nachama. Sie sind seitdem für die Soldatinnen und Soldaten da, die im Einsatz seelischen Beistand benötigen.
Praktische Erfahrungen sammelte Konstantin Pal zu Beginn des Jahres während seines Aufenthalts an Bord des Marinetenders »Donau«, der Teil eines NATO-Einsatzverbandes war. Aber auch jenseits der Hohen See will das Militärrabbinat aktiv sein: So ist geplant, »eng mit den jüdischen Gemeinden zusammenzuarbeiten. Insbesondere an den Standorten der Soldatinnen und Soldaten, aber auch an den Orten, an denen die Familien wohnen«, sagt Heimburger und betont: Man wolle »Menschen für die Besonderheit des soldatischen Dienstes sensibilisieren und in diesem Zusammenhang auch die Zusammenarbeit mit den jüdischen Gemeinden etablieren«.
Große Aufgaben in den Jahren nach der Zeitenwende. »Der soldatische Dienst«, sagt Heimburger, »bringt besondere Herausforderungen mit sich, und die jüdischen Gemeinden müssen dafür sensibilisiert werden.« Insbesondere jetzt, »da sich die Bundeswehr neu ausrichtet und das Thema Landes- und Bündnisverteidigung eine wesentlich wichtigere Rolle einnimmt«.
Wenn die Torarolle am Donnerstagnachmittag aus ihrem grauen Toramantel genommen wird und ihre letzten Buchstaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius und Zentralratspräsident Josef Schuster erhält, dann ist das für Heimburger »ein ganz wichtiges Signal und zeigt auch, wie wichtig die jüdische Militärseelsorge« ist. kat
Die Zeremonie wird live gestreamt. Wer nicht vor Ort ist, kann sich die Toraeinbringung unter www.youtube.com/user/ZentralratderJuden ansehen.