Herr Bahro, warum unterstützen Sie den geplanten Sakralbau »House of One« in Berlin?
Mir ist es einfach ein Bedürfnis, als prominenter Projektbotschafter diese Idee zu unterstützen.
Weshalb?
Ich finde es sympathisch, dass mitten in Mitte am Petriplatz das weltweit erste sakrale Gebäude entstehen soll, das ein jüdisches, muslimisches und christliches Gotteshaus beheimatet. Dort können die Besucher ihre eigene Religion ausleben und trotzdem in Kontakt mit anderen Betern treten. Ich beobachte, dass es ein größer werdendes Bedürfnis nach einem Miteinander von Menschen unterschiedlicher Religionen gibt. Das »House of One« kann dafür in Berlin ein zentraler Platz werden.
Gibt es nicht schon genügend interreligiöse Foren in der Stadt?
Ein gemeinsames Bet- und Lehrhaus existiert in dieser Form bisher noch nicht. Ein Ort, an dem öffentlich und für jeden frei zugänglich Juden, Christen und Muslime Gottesdienste feiern und auch mit den mehrheitlich säkularen Bürgern der Stadt in Dialog treten, wäre ein Novum. Orte, an denen abseits von vorschnellen Urteilen und Ressentiments ein positives Gespräch in Gang gesetzt wird, kann es meiner Ansicht nach nicht genug geben.
Wissen religiöse Menschen zu wenig von anderen Konfessionen?
Diese Erfahrung habe ich oft gemacht, ja. Ich glaube, dass Unkenntnis und Unwissen Vorurteile begünstigen. In dem Moment aber, wo Menschen einander begegnen und sich austauschen, meinetwegen auch leidenschaftlich miteinander diskutieren, findet Annäherung anstelle einer Konfrontation statt.
Eignet sich Berlin besonders für ein Gebäude mit einer solchen Botschaft?
Von Berlin und vielen seiner Bürger ging zwischen 1933 und 1945 unsagbares Leid aus. Dass jetzt an demselben Ort ein gemeinsames Bet- und Lehrhaus für Juden, Muslime und Christen entstehen soll, ist ein einzigartiges Signal. Wie Rabbiner Tuvia Ben-Chorin immer so schön sagt: Berlin hat sich im Laufe der Jahrzehnte von einer Stadt der Wunden in eine Stadt der Wunder verwandelt. Das »House of One« wäre solch ein Wunder.
Würde Ihr TV-Alter-Ego Jo Gerner sich für den interreligiösen Dialog engagieren?
Nur wenn es ihm nützt (lacht). Ich spiele den Gerner bei »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« nun schon seit mehr als 20 Jahren. Soziales Engagement gehört sicher nicht zu seinen Qualitäten - auch wenn Gerner in den vergangenen Jahren immer softer wurde.
Das Gespräch führte Philipp Peyman Engel.
www.house-of-one.org
Wolfgang Bahro gehört seit über zwei Jahrzehnten zu den bekanntesten deutschen TV-Bösewichten. In der Seifenoper »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« verkörpert er seit 1993 den durchtriebenen Rechtsanwalt Jo Gerner. Neben seinem Engagement beim Fernsehen spielt der 1960 geborene Berliner regelmäßig Theater, zuletzt am Jüdischen Theater in der Friedrichstraße.