Rabbiner, Philosoph und Mystiker: Menachem Mendel Schneerson (1902–1994), der siebte Lubawitscher Rebbe, hatte großen Einfluss sowohl auf das Judentum als auch auf die moderne Gesellschaft insgesamt. Aus Anlass des 20. Todestages präsentierte der amerikanische Rabbiner und Bestsellerautor Joseph Telushkin am Dienstag vergangener Woche im Jüdischen Museum Berlin seine kürzlich erschienene Biografie Rebbe.
Vor rund 300 Zuhörern sprach Telushkin in der Veranstaltung des Museums und des Jüdischen Bildungszentrums über »Leben und Lehre des einflussreichsten Rabbiners der modernen Geschichte«. Er schilderte, wie Schneerson von seinem bescheidenen Hauptquartier in Brooklyn/New York die chassidische Bewegung Chabad Lubawitsch zu einer der dynamischsten jüdischen Organisationen der Gegenwart entwickelte.
Liebe Er entsandte Schluchim, Botschafter des Judentums, in alle Winkel dieser Erde. Im Ergebnis hat die Bewegung heute Hunderte Chabad-Häuser in mehr als 80 Ländern. Telushkin zitierte den britischen Oberrabbiner Jonathan Sacks: »Wo Nazis hasserfüllt nach jedem Juden gesucht hatten, wollte der Rebbe jeden Juden aus Liebe finden.«
Telushkin betonte Schneersons Interesse am spirituellen Wachstum von Juden und Nichtjuden. Er sprach von zahlreichen Treffen des Rebben mit politischer Prominenz wie Ronald Reagan, Yitzhak Rabin, Menachem Begin und Robert F. Kennedy. »Postum wurde sein nachhaltiger Einfluss auf die amerikanische Geschichte und Kultur mit der Congressional Gold Medal gewürdigt, der höchsten Auszeichnung des US-Kongresses«, so Telushkin. »Präsident Reagan hatte schon zum 80. Geburtstag des Rebben einen nationalen Bildungstag ausgerufen.«
Schneersons Biograf schilderte auch unzählige Begegnungen mit Menschen unterschiedlichster Herkunft, Treffen spät in der Nacht, Gespräche über religiöse oder private Fragen. Er kenne keine andere Führungspersönlichkeit, die so ansprechbar blieb, sagte der Buchautor und zitierte anschließend noch aus seiner Biografie: »Als Rebbe fügte Menachem Mendel Schneerson dem jüdischen Leben die Maxime der bedingungslosen Liebe und des Respekts gegenüber allen Juden bei, gleich welcher religiösen oder nichtreligiösen Ausrichtung.«