Die der I. E. Lichtigfeld-Schule der Jüdischen Gemeinde Frankfurt hat am Donnerstag ihren ersten Abiturjahrgang seit 1939 verabschiedet. Zehn Abiturientinnen und ein Abiturient erhielten ihre Abschlusszeugnisse.
»Dieser Tag ist ein ganz besonderer Tag für uns. Wir feiern heute ein historisches und bewegendes Ereignis, das nicht nur für die Jüdische Gemeinde in Frankfurt eine starke Bedeutung und Symbolkraft hat, sondern auch für die Frankfurter Stadtgesellschaft und das gesamte Land Hessen«, sagte Vorstandsmitglied und Schuldezernent Harry Schnabel. Der erste Abiturjahrgang an einer jüdischen Schule seit 1939 sei ein Zeichen des blühenden und selbstbewussten jüdischen Lebens in der Stadt.
Zuversicht Es sei auch Ergebnis der »Zuversicht und der Willensstärke all der jüdischen Menschen, die trotz des Erlebten in der Schoa, hier wieder jüdisches Leben aufgebaut und gestaltet haben. Ihnen sind wir zu immerwährenden Dank verpflichtet«, so Schnabel.
Auch ihnen wolle man diesen Tag widmen und zugleich derer gedenken, denen die Möglichkeit durch die Nationalsozialisten verwehrt wurde, das Abitur an der jüdischen Schule abzulegen und in der Schoa ermordet wurden.
Die jungen Leute hätten trotz der widrigen Corona-Umstände ihr Abitur mit Bravour gemeistert. Im Namen der gesamten Jüdischen Gemeinde Frankfurt danke er allen »Verantwortlichen aus Landes- und Kommunalpolitik sowie den Schulbehörden, die uns auf dem Weg zur Einführung des Abiturs an unserer Schule begleitet und dieses mit ermöglicht haben. Wir freuen uns auf alle kommenden Abiturjahrgänge und wünschen allen Abschlussklassen in Frankfurt Mazal Tov und Herzlichen Glückwunsch.«
Gäste Aus diesem denkwürdigen Anlass waren Vertreter aus Politik und Stadtgesellschaft wie der Hessische Kultusminister Alexander Lorz und der Frankfurter Oberbürgermeister, Peter Feldmann erschienen. Kultusminister Lorz sagte im Vorfeld der Veranstaltung: »Dass es erstmals seit 1939 wieder einen Abiturjahrgang an der Schule der Jüdischen Gemeinde Frankfurt/Main gibt, ist ein Grund zu großer Freude – mehr noch: Es ist ein wunderbares Ereignis!«
»Sie schreiben heute ein Stück Frankfurter und auch ein Stück jüdische Geschichte.«
Oberbürgermeister Peter Feldmann
Ebenso betonte Oberbürgermeister Feldmann: »Sie schreiben heute ein Stück Frankfurter und auch ein Stück jüdische Geschichte. Darauf können Sie zurecht stolz sein. Niemand kann je wieder gut machen, was die Nationalsozialisten verbrochen haben. Auch nicht, dass sie diese Schule geschlossen haben.«
Das Wichtige sei aber, weiterzumachen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Dafür sei die I. E. Lichtigfeld-Schule ein »herausragendes Beispiel«. Sie war die erste jüdische Schule, die nach der Schoa in Deutschland eröffnete. Seit der Neueröffnung 1966 ist sie stetig gewachsen und hat sich weiterentwickelt. »Heute dürfen wir den ersten Abiturientinnen und Abiturienten zu ihrem Abschluss gratulieren. Ein bewegender Moment!« ja