Bevor es losgehen kann, müssen noch mehr Stühle geholt werden. Denn es sind so viele Gäste gekommen, dass die Sitzplätze im Gemeindesaal nicht ausreichen. Und selbst dann müssen noch einige stehen. Ein besonderes Festkonzert im Hubert-Burda-Saal zog am Montagvormittag mehr als 200 begeisterte Besucher an.
Anlässlich des 90. Geburtstags von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch spielte das Gebirgsmusikkorps aus Garmisch-Partenkirchen. Dieses besondere Geschenk, ein »Strauß an Melodien«, wurde nachträglich vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und von der Bundeswehr überreicht und war schon lange geplant. Beim Refrain des bekannten Geburtstagsmarschs wurde erst zaghaft und dann freudig mitgesungen, vor allem von den Kindern des Kindergartens und der Sinai-Schule, die ebenfalls im Saal anwesend waren.
laudatio Der Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper gratulierte Charlotte Knobloch in seiner Laudatio nicht nur zu ihrem Ehrentag, sondern lobte ihr Lebenswerk und ihre Botschaft, die mit der des Volksbundes geradezu bilderbuchhaft übereinstimmen würde: das Eintreten für Freiheit, Demokratie, nie wieder Krieg und ein freundliches, friedliches Miteinander.
Das Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr zeigte sein breites Repertoire. Hauptmann Rudolf Piehlmayer leitete durch die melodischen Stücke des belgischen Komponisten Jan Van der Roost bis hin zur jazzigen Filmmusik aus den 70er-Jahren. Und dies tat er so mitreißend, dass einige der Kinder ihn nachahmten und auf ihren Stühlen ebenfalls den Takt dirigierten.
Eine besondere Anekdote zur Musikauswahl gab der zweite Vorsitzende des Volksbundes, Heinrich Stadelmaier, zum Besten: Während seines Studiums habe er den Film Children of Sanchez analysieren müssen und noch heute könne er sich an die starke, weibliche Hauptrolle erinnern, gespielt von Dolores del Rio, die den Menschen mit Stärke und Liebe begegnete. An diese großartige Frau erinnere ihn Charlotte Knobloch.
jubilarin »Ein Geburtstag ist kein Grund, älter zu werden«, bemerkte hingegen der Kommandeur des Landeskommandos Bayern, Brigadegeneral Thomas Hambach. Wegen ihrer Energie, ihrer klugen Worte und ihres stetigen und beharrlichen Eintretens für die richtige Sache sei er ein großer Fan der Jubilarin.
»Es ist kein Geheimnis, dass ich bei Feiern am liebsten mit in der Organisation bin«, sagte diese. Doch die Glückwünsche, gesungen oder gesprochen von den Kindergartenkindern und den hochkarätigen Gästen des Volksbundes und der Bundeswehr, würden sie glücklich machen, ergänzte Charlotte Knobloch. »So vieles, das früher nicht möglich war, ist heute längst Realität.«
Von der Normalität für jüdisches Leben, die sie sich zum Geburtstag gewünscht habe, sei man jedoch noch immer weit entfernt. »Wie überlebensnotwendig ein echter, physischer Schutz ist, muss in einer jüdischen Gemeinde ohnehin nicht mehr erklärt werden«, sagte die IKG-Präsidentin.
Mit dieser Sicherheit im Bewusstsein wurde an diesem Tag aber groß gefeiert – so groß, dass das Gebirgsmusikkorps am Ende sogar noch eine Zugabe spielte.