Es sollten die fröhlichsten Olympischen Spiele aller Zeiten werden, doch ein Trauma ungeahnten Ausmaßes wurde daraus. Die Welt hielt den Atem an, als palästinensische Terroristen am 5. September 1972 das olympische Dorf in München stürmten und neun israelische Sportler als Geiseln nahmen. Keine davon überlebte das Massaker, das von der Terrororganisation »Schwarzer September« ausgeführt wurde.
Heute, 44 Jahre später, ist die Präsenz des so lange zurückliegenden Olympia-Attentats ungebrochen. Gemeinsam mit dem Bayerischen Kultusministerium widmet sich deshalb eine Veranstaltungsreihe des Jüdischen Museums und der Literaturhandlung unter dem Titel »Von München in die Welt – Terrorismus früher und heute« der vielschichtigen Thematik, die aktueller denn je zu sein scheint.
In der Ankündigung heißt es: »Ausgehend von den palästinensischen Organisationen, die als Modellgeber des internationalen Terrorismus gelten, zeigt die Vortragsreihe Parallelen, aber auch Unterschiede zwischen früheren Organisationen und heutigen Bewegungen wie etwa dem sogenannten ›Islamischen Staat‹.« Alle drei Vorträge finden im Jüdischen Museum am Jakobsplatz um jeweils 19 Uhr statt. Kartenvorbestellungen in der Literaturhandlung unter der Telefonnummer 089 /2800135.
Terrorismus Zum Auftakt am 29. September beschäftigt sich Thomas Riegler mit dem Terrorismus der 70er-Jahre. Er zeigt auf, dass das Olympia-Attentat eine Wegscheide in der Entwicklung des modernen Terrorismus war. Während zuvor nationale Bezüge vorherrschten, hatte der Terrorakt in München internationalen Charakter – mit der Intention, weltweite mediale Aufmerksamkeit auf das »Palästinenserproblem« zu lenken. Es war zudem der erste Terroranschlag, der zu einem globalen Medienereignis wurde und überall live mitverfolgt werden konnte.
Benno Köpfer zeigt am 20. Oktober Parallelen und Unterschiede zwischen den Bildern, Emblemen und Symbolen der palästinensischen Terrororganisationen in den 70er-Jahren und heutigen dschihadistischen Bewegungen auf und versucht, die propagandistischen Botschaften hinter den Bildern zu bestimmen und zu deuten. Zwei Fragen stehen dabei im Mittelpunkt. Welche Narrative sind von besonderer Bedeutung, und welche Rolle spielen Medien bei terroristischen Ereignissen und ihrer Inszenierung?
»Gewalt im Namen der Religion: Israel- und Judenfeindlichkeit aus dem Spektrum des Islamismus und Salafismus« lautet der Titel des Vortrags von Olaf Farschid am 27. Oktober. Er beschreibt die vor allem säkular und nationalistisch-linksorientiert ausgerichteten Terrorgruppen in den 70er-Jahren, die seit Mitte der 90er durch Organisationen abgelöst wurden, die ihre Gewaltagenda vor allem mit Religion rechtfertigen. Unabhängig davon, ob diese Gruppen ideologisch zum Teil gegeneinander gerichtet sind, ist ihnen das Ziel der Zerstörung Israels und der Tötung von Juden gemeinsam.