Die Preisübergabe konnte nur symbolisch stattfinden. Der Bote hatte es nicht rechtzeitig von Israel nach Köln geschafft, so dass dem Bundestagsabgeordneten Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen) der »Shield of Keren Hayesod« bei der Benefizgala zur Magbit-Eröffnung 2015 des deutschen Keren Hayesod (KH) nur in Worten überreicht werden konnte.
Zu sehen gab es stattdessen einen Film über die Arbeit der Organisation, in dem auch der Preis ganz kurz zu sehen war. Beck, der auch Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe ist, nahm es gelassen. »Irgendwo passt das zu Israel, denn bei meinem letzten Besuch vor drei Wochen habe ich erfahren, dass es in Tel Aviv weltweit die größte Dichte an Start-ups gibt.« Die Technikaffinität das Landes sei offensichtlich.
Der Keren Haysesod würdigte mit der Auszeichnung das jahrelange Bemühen des Politikers um eine Vertiefung der deutsch-israelischen Beziehungen. Beck habe sich außerdem stets für eine faire Berichterstattung über Israel eingesetzt. Gewürdigt wird auch seine Initiative für die Entschädigung von Zwangsarbeitern sowie seine konsequente Arbeit gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus. »Auch 50 Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ist das keine Selbstverständlichkeit. Was aber selbstverständlich ist, ist das Existenzrecht Israels«, sagte Beck.
Einsatz Simon Reich, Mitglied der Kölner Synagogen-Gemeinde sowie Präsidiumsmitglied des deutschen Keren Hayesod, hatte zuvor den Einsatz des seit 1996 in den Bundestag abgeordneten Grünen-Politikers gewürdigt und auch die zahlreichen Aktivitäten der vergangenen Wochen genannt. Ilan Simon, wie Reich Mitglied der Kölner Synagogen-Gemeinde und ebenfalls Präsidiumsmitglied des KH sowie Vorsitzender des Magbit Köln, dankte Beck für seine Worte und versprach, den Preis nachzureichen. Dass die Verleihung in Köln stattfand, lag daran, so Zypora Kupferberg vom KH-Präsidium, dass Volker Beck aus Köln stammt. »Der deutsche Keren Hayesod hatte daher entschieden, die Preisübergabe hier vorzunehmen.«
Zu Beginn des festlichen Abends in der altehrwürdigen und noblen »Wolkenburg« – die Tische waren liebevoll vornehm eingedeckt, auf jedem stand jeweils eine Israelfahne sowie eine kleine Flagge des Keren Hayesod – wurde ein beeindruckender Film über die verschiedenen sozialen Projekte der karitativen Einrichtung gezeigt, für die Keren Hayesod weltweit Spenden sammelt, unter anderem auch, um behinderten Kindern und Jugendlichen in Israel zu helfen.
Ihr sei es sehr wichtig, betonte Zypora Kupferberg, sich bei der Organisation für die notwendigen Projekte einzusetzen und diese bekannt zu machen. Seit zehn Jahren sitzt sie im KH-Präsidium. »Die Projekte helfen den betroffenen Menschen – unabhängig von deren religiöser Zugehörigkeit.«
»Da wir nicht allzu viele Freunde wie Volker Beck haben, gebührt ihm die Ehre, dass man bei der Verleihung dieser Auszeichnung als Gemeindevorstand und als Zentralrat dabei ist«, sagte Abraham Lehrer in seiner Funktion als Vorstandsmitglied der Kölner Synagogen-Gemeinde, insbesondere aber auch als Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die Kölner Synagogen-Gemeinde unterstütze die Aktivitäten für Israel vor allem die des Keren Hayesod. Ilan Simon, der sich seit 20 Jahren für soziale Projekte engagiert, sprach von von einer »Herzensangelegenheit«.
Doch der eigentliche Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Doron Almog. Ilan Simon hatte den hochdekorierten Generalmajor der Reserve vorgestellt und erzählt, dass dessen vor einigen Jahren verstorbener autistischer Sohn Eran niemals auch nur ein Wort gesprochen habe. »Nicht einmal das Wort ›Papa‹.«
Vor vielen Jahren hatte der legendäre Offizier gemeinsam mit anderen Eltern das Zentrum Aleh Negev-Nahalt Eran gegründet. In dieser wie ein Dorf aufgebauten Wohnanlage gibt es für geistig und körperlich behinderte Menschen ein vielfältiges Angebot an Förder- und Rehabilitationseinrichtungen. »Dies wollen wir weiter ausbauen«, sagte Almog und warb um Spenden, mit denen nun ein Therapiezimmer für behinderte Jugendliche eingerichtet und später auch eine Rehabilitationsklinik nach neuesten wissenschaftlichen Maßstäben aufgebaut werden soll.
Kraft Als der 63-Jährige schließlich selbst ans Mikrofon trat und über seinen Einsatz für die Wohltätigkeitsorganisation Aleh berichtete, rührte er die Herzen der Zuhörer. 2007 war Almogs Sohn in Aleh gestorben. Ohne Verbitterung erzählte sein Vater von seinen Erfahrungen und sagte: »Mein Sohn gab mir die Kraft, mich für andere einzusetzen, die besonderer Hilfe bedürfen.« Unter den rund 80 Gästen war tiefe Betroffenheit und Mitgefühl zu spüren.
»Wenn das nicht ein vernünftiges Unternehmen ist, was wir hier unterstützen, weiß ich nicht, was man überhaupt unternehmen kann«, warb die Unternehmensberaterin Zypora Kupferberg für das Projekt. Und der Arzt Simon Reich berichtete von seinen eigenen Erfahrungen, die er bei einem Besuch der Einrichtung in Israel gemacht hatte. »Es ist unvorstellbar, was man dort an körperlichem Leid erleben kann, aber es ist ebenso unglaublich, welche Hilfe dort geleistet wird.« Die Bilder seiner Reise vor Augen, fügte er mit fast erstickender Stimme hinzu: »Schaut es euch selbst an.«
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