Prunkvolle Kronleuchter funkelten an der Decke der Theaterfabrik und verliehen der Gala einen besonderen Glanz. Gefeiert wurde ein Jubiläum: 75 Jahre Israel. Veranstaltet wurde der Abend am Donnerstag vergangener Woche von Keren Hayesod. Der Verein sammelte insbesondere Spenden für die Unterstützung der Alija aus Äthiopien und die Hilfestellung bei der Integration in die israelische Gesellschaft. Zusammengekommen sind mehrere Hunderttausend Euro.
»Wie es Menschen schaffen, über Jahrhunderte ihre Traditionen und Wurzeln zu behalten und ihr ultimatives Lebensziel Jerusalem nicht aus den Augen zu verlieren, trotz Elend und Unterdrückung, hat mich sehr beeindruckt«, sagte Amir Borenstein, der Präsident von Keren Hayesod München, und zeigte einen Film über den Einsatz in Ostafrika.
In den vergangenen 100 Jahren brachte Keren Hayesod etwa 3,5 Millionen Einwanderer nach Israel, mehr als 92.000 Menschen kamen aus Äthiopien, etwa 5000 allein im vergangenen Jahr. »Ich bin mächtig stolz«, sagte Borenstein über das Engagement des Vereins, dessen internationaler Geschäftsführer Alon Futterman aus Jerusalem eigens für die Spendengala angereist war.
auftakt Der Film zum aktuellen Projekt war Auftakt des feierlichen Abendprogramms, das von Fernsehmoderatorin Esther Sedlaczek geleitet und von der Showband Noya mit tanzbaren Hits von Amy Winehouse bis Robbie Williams bespielt wurde.
Als Vertreterin des israelischen Staates in Süddeutschland begrüßte die Generalkonsulin Carmela Shamir den besonderen Ehrengast des Abends.
Als Vertreterin des israelischen Staates in Süddeutschland begrüßte die Generalkonsulin Carmela Shamir einen besonderen Ehrengast des Abends: Der ehemalige Staatspräsident Israels, Reuven Rivlin, war der Einladung gefolgt und mit seiner Partnerin nach München gekommen. »In meiner Familie bin ich die siebte Generation aus Jerusalem«, sagte er in seiner Rede und berichtete von dem Stadtviertel, in dem er aufwuchs, sowie von der aktuellen politischen Situation in Israel. »Wenn wir verbunden bleiben, werden wir alle Herausforderungen meistern«, so Rivlin. Er riet zu einer Reise nach Jerusalem: »Es tut gut, ab und zu in Israel zu sein.«
Um Mitternacht am 14. Mai 1948 endete das britische Mandat über Palästina, am Nachmittag proklamierte David Ben Gurion im Tel Aviv Museum den Staat Israel, der wenige Stunden später von den USA und der Sowjetunion anerkannt wurde.
festrede An diesen Tag vor 75 Jahren kann sich Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, noch genau erinnern. »Wir warteten in der Möhlstraße im Stadtteil Bogenhausen auf die Radio-Übertragung der Zeremonie aus Tel Aviv«, sagte sie bei ihrer Festrede. »Dass wir deshalb diese 75 Jahre heute gemeinsam feiern, hier in München und in Anwesenheit von so außergewöhnlichen Gästen, ist für mich eine ganz besondere, eine persönliche Freude. Für mich als Mitglied der jüdischen Gemeinschaft – aber auch als Münchnerin.«
Als die Worte David Ben Gurions »Kama Medinat Jisrael – der Staat Israel ist gegründet« aus dem Lautsprecher des Radios drangen, hätten sie auf der Straße getanzt, erinnert sich die IKG-Präsidentin. »Überlebende des Holocaust, die Familie und Heimat verloren hatten, spürten an diesem Tag, dass es zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder einen Ort für sie gab: einen Ort, an dem jüdische Menschen zu Hause sein konnten.«
»Ohne Keren Hayesod wäre Israel nicht das, was es heute ist.«
IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch
Keren Hayesod half Jüdinnen und Juden aus der ganzen Welt bei der Einwanderung nach Israel und förderte deren Integration mit Spendenaktionen für soziale Projekte und mit dem aktiven Eintreten gegen antiisraelische Verleumdungen. Ein besonderer, beinahe schon historischer Glücksfall für die Arbeit des Vereins sei der ehemalige langjährige Vorsitzende von Keren Hayesod München, David Leschem, betonte Charlotte Knobloch. Erst im vergangenen Jahr hatte er sein Amt an der Spitze an seinen Nachfolger Amir Borenstein übergeben.
»Ohne Keren Hayesod und seine segensreiche Arbeit wäre Israel nicht das, was es heute ist. Es wäre nicht das Land, das wir seit vielen Jahren kennen und lieben«, sagte die IKG-Präsidentin. Doch wäre auch Keren Hayesod nicht das, was es ist, wenn sich dort nicht Menschen wie David Leschem engagierten. »75 Jahre Israel sind ein globaler Erfolg. Für uns hier in München bedeuten 75 Jahre Israel aber vor allem auch 30 Jahre David Leschem«, sagte Charlotte Knobloch.
unterstützung In seiner Rede bedankte sich Leschem für die Unterstützung der Israelitischen Kultusgemeinde und von deren Präsidentin, auf die er blind zählen konnte, für die langjährige Treue seiner Wegbegleiter, die Unterstützung seiner Ehefrau und Kinder, die ihm stets den Freiraum dafür gaben, und für die gewissenhafte und motivierte Nachfolge Amir Borensteins.
Zum Abschluss des Programms wurde ein Bild mit persönlicher Widmung Reuven Rivlins versteigert. Die Moderatorin Esther Sedlaczek, die nach ihren eigenen Worten zum ersten Mal eine Versteigerung leitete, stieg mit einem Gebot von 1000 Euro ein, machte 500-Euro-Schritte und bestimmte am Ende ihren Mann als Meistbietenden mit 4100 Euro. Mit der Hatikwa, der Nationalhymne Israels, und ausgelassenem Tanz zu den Songs der Showband endete die Spendengala im prächtig geschmückten Saal der Theaterfabrik.